Juventus Turin in der Champions League:Alter Mario, neuer Mandzukic

Lesezeit: 3 min

Mario Mandzukic bejubelt sein 1:0 gegen Monaco. (Foto: AP)
  • Dass Juventus Turin so vielseitig ist, liegt auch an Stürmer Mario Mandzukic, der sich eine neue Rolle antrainiert hat.
  • Der einstige Bayern-Stürmer spielt mittlerweile auf der linken Seite.
  • Jetzt steht er zum zweiten Mal im Finale der Champions League.

Von Thomas Hummel

Der Tritt von Kamil Glik hätte Mario Mandzukic beinahe das Champions-League-Finale gekostet. Dabei war er noch nicht einmal der Leidtragende, der Pole vom AS Monaco hatte seine Stollen in Oberschenkel und Knie von Gonzalo Higuaín gerammt. Doch als Mandzukic seinen Turiner Mannschaftskameraden Higuaín im Gras liegen sah, sich vor Schmerz windend, während der Schiedsrichter nichtstuend weiterlief, da stieg ihm der Furor ins Gemüt. Mandzukic spürte die Lust auf Rache in sich.

Es sind die Momente, in denen man sich bisweilen wundert, wieso dieser inzwischen 30 Jahre alte Fußballer aus Slavonski Brod in Kroatien so selten vom Platz fliegt. Wie er es schafft, den Gegenspielern zwar ordentlich weh zu tun und so manchem Angst einzujagen. Um am Ende doch davonzukommen. Als Monaco trotz des niedergestreckten Higuaín nicht einmal den Ball ins Aus spielte, sondern flugs einen Konter startete, sprintete Mandzukic zurück und versetzte dem Spieler Fabinho einen Ellbogenhieb, der ihn rücklings zu Boden schickte. Der Referee ahndete auch das nicht, in der Wiederholung war zu erkennen, dass Mandzukic ihn "nur" an der Schulter und nicht im Gesicht getroffen hatte.

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Juventus Turin zieht mit einem ungefährdeten 2:1 gegen den AS Monaco ins Champions-League-Finale ein. Sorgen bereitet Sami Khedira, der nach zehn Minuten verletzt raus muss.

Dem bösen Glik hatte er danach noch ein paar Wörter mitzuteilen und er sah dabei nicht so aus, als wollte er mit ihm eine Runde Cevapcici grillen. Mandzukic sah dafür die gelbe Karte und hielt fortan auf dem Platz still. Das Halbfinal-Duell seiner Juventus mit den Franzosen war längst entschieden, nach dem 2:0 im Hinspiel führten die Italiener schon zur Halbzeit wieder 2:0 und siegten am Ende 2:1. Beim Finale in Cardiff wollte Mandzukic dann doch dabei sein. Mit Champions-League-Endspielen hat er bislang gute Erfahrungen gemacht.

2013 hatte er mit dem FC Bayern den wichtigsten Pokal im europäischen Klubfußball geholt, ihm war im Endspiel gegen Dortmund sogar der Führungstreffer gelungen. Auch in München hatte er Gegenspielern Angst gemacht mit seiner robusten Spielweise. Sogar Mitspieler wollten ihm angeblich nicht immer zu nahe kommen, weil er selbst im Training mitunter hart einstieg. Trainer Pep Guardiola konnte mit dem feurigen Gemüt des Kroaten wenig anfangen und so endete die Münchner Zeit des Mario Mandzukic mit einem Rauswurf kurz vor dem Pokalfinale 2014.

Wer ihn von damals in Erinnerung hat und ihn heute bei Juventus spielen sieht, der erkennt den alten Mario wieder, sieht aber auch einen völlig neuen Mandzukic. Den bekannten Mario hat Turins Torwart Gianluigi Buffon im März geadelt: "Er ist ein aggressiver Gorilla, ein Vorbild. Einer von denen, die niemals umfallen." Zu sehen in diesem Halbfinale gegen Monaco, ebenso im Viertelfinale gegen Barcelona. Mit seiner körperlichen Wucht, mit seiner Lust, sich zu wehren, den Ball zu verteidigen, den Gegner zu bekämpfen, vervollständigt Mandzukic das Bild der unbequemen Juve. Wer gegen diese Mannschaft gewinnen will, muss mit Schmerzen rechnen, mit einer Kraftanstrengung, die bislang alle Gegner überforderte. Diese Mentalität wird auch das größte Problem für den wahrscheinlichen Final-Gegner Real Madrid sein.

Der neue Mandzukic spielt aber längst nicht mehr in der Sturmmitte. Er ist auf die linke Seite gewechselt, ist zum Außenbahnspieler geworden. Trainer Massimiliano Allegri berichtete, dass ihm eines Morgens die Idee gekommen sei, wie er möglichst viele seiner begabten Offensivkräfte auf den Platz bekomme. Er stellte um von einem System mit zwei Stürmern zu einem mit einem Angreifer (Higuaín) und zumeist drei offensiven Mittelfeldspielern dahinter. Einer davon ist Mandzukic auf der linken Seite. Es war die Lösung für den Kroaten, einen festen Platz in der Startelf von Juventus zu finden.

Von links stößt Mandzukic so oft es geht mit Tempo und Kraft in den Strafraum wie beim 1:0 am Dienstagabend. Monacos Abwehr sah ihn nicht kommen, Dani Alves schlug die perfekte Flanke und Mandzukic erzielte im Nachschuss das Tor. Schon zuvor war er alleine vor dem Tor aufgetaucht, aber da noch am sehr guten Torwart Danijel Subasic gescheitert.

Doch im Toreschießen alleine liegt nicht der Wert des Kroaten für sein Team. Vor allem im Hinspiel in Monaco spielte er fast einen zweiten Linksverteidiger, sein Wille zur Abwehrarbeit hat ihm in Turin großen Respekt eingebracht. Kurz nach der Umstellung im Januar hatte er erklärt: Das Wichtigste sei, dass alle zusammen verteidigen, damit man ein Gleichgewicht auf dem Feld herstellen kann. "Der Trainer bittet mich, dem Team zu helfen und ich werde das mit maximaler Kraft tun. Ich will ein Vorbild für meine Mitspieler sein."

Diese Wandlung hatten ihm in Italien nicht viele zugetraut. Schon vor der Saison und auch im Januar war viel von einem Wechsel gesprochen worden, etwa ins neue Geldparadies China. Doch nun steht Mandzukic zum zweiten Mal im Champions-League-Finale. Seine Kameraden wissen: Sollte ihnen jemand weh tun, wird Mario sie rächen.

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