Irische Fans bei der Fußball-EM:We will miss the "Boys in Green"

Das schlechteste Team der Fußball-EM hatte die besten Fans dabei. Weder mit den Kroaten, den Spaniern oder den Italienern konnte Irland mithalten. Und dennoch: Wie die "Boys in Green" in und außerhalb des Stadions aufgetreten sind, hat ihnen viele Sympathien eingebracht. Sie werden dem Turnier fehlen - trotz des Gemeckers eines großen irischen Fußballers.

Martin Anetzberger

1 / 14
(Foto: imago sportfotodienst)

Das schlechteste Team der Fußball-EM hatte die besten Fans dabei. Weder mit den Kroaten, den Spaniern oder den Italienern konnte Irland mithalten. Und dennoch: Wie die "Boys in Green" in und außerhalb des Stadions aufgetreten sind, hat ihnen viele Sympathien eingebracht. Sie werden dem Turnier fehlen - trotz des Gemeckers eines großen irischen Fußballers. Von Martin Anetzberger Sie ließen es sich einiges kosten, um bei der Fußball-EM in Polen und der Ukraine dabei zu sein. "Ich habe meine beste Kuh verkauft, um hierher zu kommen", steht auf dieser irischen Fahne, die zwei Fans im polnischen Posen hochhalten. Ob wahr oder nicht, so zeigt dieser Slogan schon den Humor, den die Menschen von der Insel mit zum Turnier brachten - und ihre Begeisterung für Sportveranstaltungen auf der ganzen Welt.

2 / 14
(Foto: dpa)

Auch wenn die Erfolgsaussichten in einer starken Gruppe mit Kroatien, Spanien und Italien von vornherein äußerst gering waren, kamen sie zu Tausenden und unterstützten als grüne Wand ihre Mannschaft in allen drei Vorrundenspielen.

3 / 14
(Foto: AP)

Grund zum Jubel hatten sie dabei nur ein einziges Mal, als Sean St. Ledger (re.) gegen Kroatien zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich traf. Ledger ist Verteidiger und spielt beim englischen Zweitligisten Leicester City. Von diesem Tor wird er sicher noch seinen Enkeln erzählen, auch wenn das Spiel am Ende 1:3 verloren ging und damit das Vorrunden-Aus schon fast besiegelt war. Wer glaubte schon, dass für die "Boys in Green" gegen Spanien oder Italien etwas zu holen sei?

4 / 14
(Foto: AFP)

Vor diesem Hintergrund ist auch dieses Spruchband nicht ganz ernst zu nehmen: "Ihr werdet die Iren niemals schlagen!!" Die Selbstironie, mit der die Fans die Stärke ihrer Mannschaft beschrieben, brachte ihnen viele Sympathien ein. Auf der grünen Insel spielen andere Sportarten wie Rugby, Hurling oder Gaelic Football eine weitaus größere Rolle. Und trotzdem kamen sie, um ...

5 / 14
(Foto: dpa)

... ihr Team zu unterstützen, das günstige ...

6 / 14
(Foto: dpa)

... Bier zu genießen, zu feiern und natürlich auch, ...

7 / 14
(Foto: REUTERS)

... um zu singen. John Walters (li.) und Sean St. Ledger ist ihre Enttäuschung nach der 0:4-Niederlage von Danzig gegen Spanien zwar deutlich anzusehen. Die Fans im Hintergrund sangen dennoch Minuten vor und nach dem Abpfiff das irische Volkslied "The fields of Athenry" - aus 20.000 Kehlen. Einem ihrer Landsmänner passte das ...

8 / 14
(Foto: REUTERS)

... ganz und gar nicht. "Ich habe diese Feier-Mentalität satt", sagte der ehemalige Kapitän der irischen Nationalmannschaft, Roy Keane. "Wir sind ein kleines Land, aber wir sollten uns hin und wieder nicht nur mit dem Rumgesinge zufrieden geben". Dabei müsste Keane selbst doch am besten wissen, wie es um den irischen Fußball bestellt ist. Er spielte fast seine gesamte Karriere in England, allein zwölf Jahre bei Manchester United, gewann zahlreiche nationale Titel und 1999 auch die Champions-League.

9 / 14
(Foto: Getty Images)

Der irische Coach, Giovanni Trapattoni, nahm seine Mannschaft in Schutz und stichelte gegen die irische Fußball-Ikone: "Ich habe gesagt, dass Keane ein großartiger Spieler war, aber was zur Hölle hat er als Trainer gewonnen? Er hat nichts erreicht!" Die Fans ließen sich von der Kritik ihres berühmten Landsmannes in keiner Weise beeindrucken. Die Party ging ...

10 / 14
(Foto: imago sportfotodienst)

... auch im Spiel gegen Italien, der Heimat ihres Nationaltrainers Trapattoni, weiter. Im Bild führen sie den sogenannten "Poznan" auf, eine Mischung aus Tanzen und Hüpfen, bei dem sich die Fans an den Schultern einhaken und dem Spielfeld den Rücken kehren. Diese Form der Choreographie wird den Anhängern des polnischen Vereins Lech Posen (Poznan) zugeschrieben. Irische Fans kennen sie wohl eher unter der Bezeichnung "The Huddle", den die Fans des schottischen - jedoch von Iren gegründeten - Vereins Celtic Glasgow im heimischen Celtic Park aufführen. Wo sich die Menschen zuerst umarmten, umdrehten und herumhüpften, kann hier aber nicht abschließend geklärt werden. Fest steht, dass sich diesem Spektakel auch Fans der gegnerischen Mannschaft nicht gänzlich entziehen können, wie man an den blau gekleideten Italienern erkennen kann.

11 / 14
(Foto: Getty Images)

Andere machten zwar nicht mit, fanden es aber irgendwie trotzdem toll.

12 / 14
(Foto: Getty Images)

Auch Italiens Trainer Cesare Prandelli war von den Iren beeindruckt: "In meiner kurzen Zeit als Trainer habe ich noch nie so starke Emotionen empfunden wie beim Abspielen der Hymne", sagte er nach dem Spiel. Die irischen Fans hatten während Italiens Hymne euphorisch mitgeklatscht. "Das ist ein fantastisches Publikum".

13 / 14
(Foto: AP)

In der Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien trifft Irland unter anderem auch auf die deutsche Mannschaft. Die direkte Qualifikation als Gruppensieger könnte also schwierig werden, aber vielleicht klappt es ja wie schon bei der EM über die Playoffs. Dann wird die Mannschaft von Coach Trapattoni wohl anders aussehen als auf dem Bild vor dem Spiel gegen Kroatien: "Ich habe noch zwei weitere Jahre Vertrag. Wir werden die nächste Saison mit einer Mannschaft beginnen, die wesentlich jünger ist", erklärte Trapattoni.

14 / 14
(Foto: imago sportfotodienst)

Wer sich das verjüngte Team ansehen möchte, kann wie die vielen irischen Fans selbst auf Reisen gehen, zum Beispiel wenn die DFB-Auswahl in der Quali auf Irland trifft. Heimstätte ist das Dubliner Aviva Stadion, in dem auch die Nationalmannschaftsspiele in der populäreren Sportart Rugby ausgetragen werden.

© Süddeutsche.de/sid/dpa/dapd/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: