Halbfinale der Fußball-EM:Deutschland, Partycrasher des Fußballs

Die Franzosen gehen selbstbewusst ins Duell mit dem DFB-Team, dabei sollten sie Angst haben - die Deutschen gewinnen seit 44 Jahren immer gegen den Gastgeber.

Von Tim Brack

1958 in Schweden

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(Foto: dpa)

Eine Welt- oder Europameisterschaft auszutragen, ist ein Höhepunkt für jedes Land. Im besten Fall reckt die eigene Mannschaft am Ende den Pokal den einheimischen Fans entgegen. Schlecht ist es für die Gastgeber, wenn sie in einem K.-o.-Spiel auf Deutschland treffen - dann bleibt die Gefühlsexplosion in der Regel aus. Die DFB-Elf verdirbt seit 44 Jahren die Party des Gastgebers (sofern sie gegen ihn spielen musste). Obwohl: Zunächst kommen die Männer in den weißen Trikots nur wenig furchterregend daher. Wie 1958 in Schweden, als der entsetzte Erich Juskowiak vom ungarischen Schiedsrichter im WM-Halbfinale gegen den Gastgeber vom Platz gestellt wurde (59. Minute). Zu diesem Zeitpunkt steht es 1:1. Die DFB-Elf verliert am Ende nicht nur die Nerven, sondern auch das Spiel 1:3.

1966 in England

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(Foto: dpa)

Wembley? Wembley-Tor! Mit dem Stadion im Londoner Stadtteil Brent wird die deutsche Fußballnation immer eine schreckliche Ungerechtigkeit verbinden. Ein Treffer, der nicht hätte zählen dürfen, und ein Finale, das verloren ging. Zwölf Minuten sind in der Verlängerung gespielt, da schießt Geoff Hurst den Ball an die Latte, er springt von da aus auf (nicht hinter) die Linie. Das Tor wird dennoch gewertet - und vermutlich werden die ersten Ideen für die Torlinientechnik geboren. England siegt durch einen weiteren Hurst-Treffer 4:2 und holt den Titel im eigenen Land.

1972 in Belgien

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Das DFB-Team lernt 1972 in Belgien, wie man im Land des Gastgebers zum Partyschreck wird. Im Stadion von Antwerpen trifft Gerd Müller (links im Bild) doppelt im Halbfinale gegen Torwart Christian Piot und sichert so den 2:1-Sieg. Müller macht im Finale noch zwei Treffer und schießt Deutschland zum EM-Titel. In der Nationalmannschaft müllert es alle paar Generationen einmal.

1974 DDR in BRD

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Was Jérôme Boateng noch lernen muss: Beide Arme wild im Strafraum hochzureißen, ist nur nach einem Tor gestattet. Jürgen Sparwasser hat bei der WM 1974 allen Grund dazu. Mit seinem Treffer zum 1:0 entscheidet der DDR-Stürmer das Spiel gegen den übermächtigen Gastgeber, die Bundesrepublik Deutschland. Es sollte das einzige Länderspiel zwischen den beiden deutschen Mannschaften bleiben. Die DDR-Auswahl gewinnt durch den Sieg überraschend die Gruppe, aber das Team der Bundesrepublik wird Weltmeister.

1976 in Jugoslawien

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(Foto: dpa)

Und noch ein Müller, dieses Mal Dieter (links im Bild). Bei der EM 1976 schießt der Stürmer drei Tore gegen Jugoslawien. Die DFB-Elf gewinnt 4:2 (2:2, 0:2) nach Verlängerung. Der Dreierpack von Müller bringt die Deutschen ins Finale gegen die Tschechoslowakei. Dort verlieren sie ein legendäres Elfmeterschießen, bei dem Uli Hoeneß den entscheidenden Strafstoß in den Belgrader Nachthimmel schießt.

1982 in Spanien

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(Foto: imago)

Bei der Weltmeisterschaft in Spanien gibt es zwei Gruppenphasen. Der Gastgeber erwischt in der zweiten mit England und Deutschland schwere Gegner. Der 2:1-Erfolg der DFB-Elf mit Toren von Pierre Littbarski und Klaus Fischer trägt entscheidend dazu bei, dass die Spanier aus dem Turnier ausscheiden. In der Partie gegen England spielen sie nur remis - zu wenig fürs Weiterkommen.

1986 in Mexiko

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(Foto: dpa)

Für Torhüter Toni Schumacher ist die Weltmeisterschaft in Mexiko ein durchwachsenes Turnier. Der Kölner ist nicht in Topform, patzt im Finale gegen Argentinien, als er unter einer Flanke durchsegelt. Im Viertelfinale gegen den Gastgeber macht er den mexikanischen Spielern trotzdem genug Angst, um das Elfmeterschießen zu entscheiden. Drei Schützen laufen an, zwei scheitern an Schumacher. Alle vier deutschen Spieler verwandeln sicher.

1992 in Schweden

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(Foto: imago Sportfoto)

Matthias Sammer (links im Bild) lässt seinen legendären Ehrgeiz 1992 noch an seinen Gegenspielern und nicht an den Profis des FC Bayern aus. Mit dem Mittelfeld-Motor schaffen es die Deutschen bis ins Finale, das sie überraschend gegen Dänemark verlieren. Auf dem Weg dorthin räumen sie eine andere skandinavische Mannschaft aus dem Weg. Gegen Gastgeber Schweden gewinnt Deutschland im Halbfinale 3:2.

1996 in England

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(Foto: dpa)

Die Engländer hassen es, die Deutschen lieben es: Elfmeterschießen. Das hat auch mit dem Halbfinale der EM 1996 zu tun, im, wie sollte es anders sein, Wembley-Stadion. In einer munteren Partie steht es nach der Verlängerung 1:1. Beim Elfmeterschießen treffen die ersten fünf Schützen auf beiden Seiten. Dann tritt Gareth Southgate für England an, Andy Köpke hält. Den entscheidenden Strafstoß verwandelt Andreas Möller. Deutschland zieht ins Finale ein, schlägt Tschechien und wird Europameister.

2002 in Südkorea

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(Foto: dpa)

Zwei Spieler prägen das Turnier der deutschen Mannschaft bei der Weltmeisterschaft in Südkorea und Japan: Oliver Kahn, der zum besten Spieler des Turniers gewählt wird, und Michael Ballack (im Bild), der die deutsche Offensive anführt und das Siegtor in Viertel- und Halbfinale schießt. Mit seinem letzten Turniertor schmeißt er Südkorea raus, das überraschend bis unter die letzten vier gekommen ist. Deutschland verliert das Finale gegen Brasilien, in dem Ballack gesperrt fehlt.

2008 in Österreich

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(Foto: imago sportfotodienst)

Wieder beendet Ballack die Träume eines Gastgebers, diesmal bei der Europameisterschaft in der Schweiz und Österreich. Mit 121 Kilometern in der Stunde jagt er einen direkten Freistoß ins Herz des österreichischen Fußballs. Ballacks Siegtreffer im letzten Gruppenspiel bedeutet das Aus für die Österreicher. Deutschland dagegen zieht ins Viertelfinale ein - und schafft es bis ins Endspiel gegen Spanien.

2014 in Brasilien

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(Foto: dpa)

Selbst in der sengenden Hitze am Strand von Rio de Janeiro lässt das Wort Mineiraço die Brasilianer erschaudern. Es bedeutet so viel wie Schock von Mineirão, dem Kurznamen des Stadions von Belo Horizonte, in dem Brasilien 1:7 gegen Deutschland untergeht. Das Halbfinale der Weltmeisterschaft 2014 ist denkwürdig: für Brasilien ein nationales Trauma, für Deutschland ein Fest der Fußballlust. Mit dem Kantersieg im Halbfinale zieht die DFB-Elf ins Endspiel ein - und wird später Weltmeister.

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