Fußball-Transfers:Würde Mbappés Wechsel das Financial Fairplay verletzen?

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Steht vor einem Wechsel zu Paris Saint-Germain: Kylian Mbappé, derzeit noch beim AS Monaco. (Foto: AFP)

Erst Neymar, nun wohl Mbappé: Bis zu 400 Millionen Euro könnte Paris für die beiden Spieler zahlen - wie passt das zu den Regeln der Uefa? Fragen und Antworten.

Von Martin Schneider

Jürgen Klopp wirkte ratlos. "Ich dachte eigentlich immer, Financial Fairplay wäre dafür erfunden worden, dass so etwas nicht geht, aber offensichtlich ist Financial Fairplay mehr so ein Vorschlag, als eine wirkliche Regel", sagte der Trainer des FC Liverpool kürzlich bei einem Testturnier in München. Es war die Zeit, als klar wurde, dass Neymar wirklich für 222 Millionen Euro den Verein wechseln könnte. Nun will Paris auch noch Kylian Mbappé vom AS Monaco holen. Der Spieler soll angeblich ein Jahr ausgeliehen werden und dann 180 Millionen Euro kosten. Wie können solche Transfers den "Financial Fairplay"-Regeln der Uefa entsprechen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist das Financial Fair Play (FFP)?

Eine Regel des europäischen Fußball-Verbandes Uefa, die seit 2011 gilt und - vereinfacht gesagt - vorschreibt, dass Klubs nicht mehr Geld ausgeben dürfen, als sie einnehmen. Der jetzige Fifa-Präsident Gianni Infantino sagte 2014 in seiner Funktion als Uefa-Generalsekretär, die Uefa werde alles in ihrer Macht stehende tun, um den Fußball auf diesem Kontinent vor "Gier, leichtfertigen Ausgaben und finanziellem Größenwahn" zu schützen.

Das heißt, Klubs dürfen gar kein Defizit haben?

Doch, allerdings laut Reglement nicht mehr als fünf Millionen Euro über einen Zeitraum von drei Jahren. Dazu erlaubt die Uefa, dass ein Eigentümer, ein Mäzen oder ein Unternehmen innerhalb dieses Zeitraums maximal 30 Millionen Euro aus eigener Tasche übernehmen kann, ohne das genauer begründen zu müssen. Es gibt also ein "legales" Minus von 30 Millionen Euro über drei Jahre gerechnet. Investitionen in die Nachwuchsarbeit, ins Stadion oder in den Frauenfußball werden zudem bei der Prüfung gar nicht berücksichtigt, weil die Uefa solche Ausgaben fördern will.

Verstößt dann der Neymar-Deal nicht schon gegen das FFP?

Nicht zwingend. Die Regel besagt, dass Transferausgaben mit der Vertragslaufzeit des Spielers verrechnet werden. Neymar bekam einen Fünf-Jahres-Vertrag, das heißt bei 222 Millionen Euro Ablöse, dass pro Jahr ein Minus von "nur" 44,4 Millionen Euro in den Büchern von Paris auftaucht. Es heißt, Paris wolle dieses Defizit durch Sponsoren-Deals, Trikotverkäufe, allgemeine Umsatzsteigerungen und eventuell durch Spielerverkäufe (Julian Draxler gilt als Wechsel-Kandidat) ausgleichen. Es ist zumindest denkbar, dass ein Ausgleich in diesem Jahr noch möglich ist.

Ist das der Grund, warum Paris Kylian Mbappé angeblich erstmal ausleihen will?

Vermutlich würde der Klub bei einem weiteren Transfer der Größenordnung von 180 Millionen Euro massiv gegen das FFP verstoßen und müsste von der Uefa sanktioniert werden. Und da PSG (wie Manchester City) Wiederholungstäter ist und bereits 2014 von der Uefa eine Geldstrafe von 60 Millionen Euro bekommen hat, wäre sogar ein Ausschluss aus der Champions League denkbar. Die Uefa zog diese Option 2013, als sie den FC Malaga vom Europapokal ausschloss. Indem PSG Mbappé erstmal ein Jahr ausleiht und die Ablöse im kommenden Jahr fällig wird, verschiebt sich das Problem um eine Saison.

Kann man die Regel umgehen?

Paris versuchte das in der Vergangenheit schon einmal. Die Verantwortlichen wollten einen 200-Millionen-Euro-Sponsoren-Deal mit dem Tourismus-Büro Katars als marktübliche Einnahme deklarieren. Weil die Besitzer von Paris aus der katarischen Herrschaftsfamilie kommen, durchschaute die Uefa den Bauerntrick und bestrafte Paris mit einer Geldstrafe von 60 Millionen Euro. Zudem durfte der Verein nur 21 statt 25 Spieler für die Champions League melden. Kritiker fanden diese Strafe nicht hart genug. Auch den Sponsoren-Deal von Volkswagen mit dem VfL Wolfsburg (eine hundertprozentige Tochter von VW) überprüfte die Uefa, fand ihn aber in Ordnung.

Ist ein Champions-League-Ausschluss für einen Klub wie Paris wirklich denkbar?

Es scheint unwahrscheinlich, dass die Uefa ihren eigenen Wettbewerb dadurch entwertet, dass sie einen der besten Klubs und die besten Spieler nicht teilnehmen lässt. Allerdings hat sich der aktuelle Uefa-Präsident vor Kurzem ungewöhnlich scharf geäußert. "Wir werden nach dem Schließen des Transferfensters und nach Abschluss unserer Prüfungen die Regeln genau anlegen, für alle gleich. Wenn wir unsere eigenen Regeln nicht respektieren, können wir dichtmachen. Dann wären wir ein zahnloser Tiger", zitierte der kicker den Slowenen Aleksander Čeferin nach der Champions-League-Auslosung in Monaco.

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