Fußball in Argentinien:Maradona ist weg

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Argentiniens Nationaltrainer Diego Maradona hat sich trotz der schwierigen Situation in der WM-Qualifikation aus dem Staub gemacht. Mit einer Rückkehr rechnet kaum noch jemand.

Fußball-Legende Diego Maradona kämpft nicht mehr um die WM-Qualifikation seiner strauchelnden Argentinier, sondern vorerst nur gegen sein Übergewicht. Der Nationaltrainer der "Albicelestes" zog sich in der heißesten Qualifikationsphase völlig überraschend in ein Spa-Hotel in Italien zurück. Wie Medien am Dienstag in Buenos Aires berichteten, wurde deshalb Carlos Bilardo zum vorläufigen Chef-Coach des Doppelweltmeisters ernannt. "Bis Maradona zurück ist, hast du das Sagen", erklärte Verbandschef Julio Grondona laut Medien Bilardo bei einem Treffen.

Nationaltrainer Diego Maradona ist nach der Pleite seiner Argentinier in Paraguay einfach verschwunden. (Foto: Foto: AP)

Der Coach, der Argentinien 1986 in Mexiko als Trainer zum zweiten WM-Titel führte und zuletzt "Berater-Funktionen" ausgeübt hatte, meinte: "Die Menschen sind verärgert, nur Siege helfen uns weiter". Mit der Rückkehr Maradonas rechnet kaum jemand.

Maradona hatte am Sonntag Argentinien heimlich verlassen. Inmitten von Rücktritts-Gerüchten und nach langem Rätselraten von Fans und Medien enthüllte der Privatarzt des 48-Jährigen inzwischen die Gründe für die überraschende Flucht nur gut drei Wochen vor der letzten und entscheidenden Quali-Runde. "Maradona ist nach Italien geflogen, um sich in einem ihm gut bekannten Spa einer Diät zu unterziehen. Er will fünf Kilogramm abnehmen. Aber ihm geht es gut, viel besser, als die meisten denken", erklärte Arzt Alfredo Cahe. Ermuntert worden sei Maradona dazu von seiner Lebenspartnerin Verónica. Maradona werde zehn bis zwölf Tage im Spa in Meran bleiben, ein längerer Aufenthalt sei allerdings nicht ausgeschlossen, erklärte Cahe.

Flucht ohne Bescheid zu geben

Maradonas Spa-"Flucht" trieb unterdessen Sorgenfalten auf die Stirn der Kommentatoren, obwohl zuletzt nach den vielen Quali-Schlappen kaum jemand in Argentinien zum einstigen "Pibe de Oro" (dem "Goldjungen") gehalten hatte. Er stieg in den Flieger, ohne Grondona Bescheid zu geben. "Das Chaos hat sich endgültig in der Nationalelf eingenistet", schrieb zum Beispiel am Montag das Massenblatt Clarin. Man wisse nicht, wer das Sagen habe. La Nación verriet, Maradona habe Grondona "sehr verärgert".

Zwei Spieltage vor Ende der Qualifikation belegt Argentinien in Südamerika nur den fünften Tabellenplatz, der am Ende nur zu Relegationsspielen gegen ein Team aus Nord- und Mittelamerika berechtigt. Allerdings sind Kolumbien, Uruguay und Venezuela der Elf von Superstar Lionel Messi dicht auf den Fersen, so dass in Buenos Aires das erste WM-Aus seit der Quali 1970 befürchtet wird. Siege zu Hause gegen Peru am 10. Oktober und auswärts bei Angstgegner Uruguay (14. Oktober) sind Pflicht. Davor steht am 30. September ein Testspiel gegen Ghana auf dem Programm. Wer wird dann als Coach auf der Bank sitzen? Bilardo sagt nur: "Wenn es zwei Trainer gibt, verwirrt das die Spieler."

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