Fußball: FC Bayern entlässt van Gaal:Van Gaal gefeuert - Hoeneß tritt nach

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Louis van Gaal ist nicht mehr Trainer des FC Bayern. Die Münchner stellten den Holländer am Samstagabend nach dem schwachen 1:1 gegen Nürnberg frei - und lassen auf einer Pressekonferenz am Sonntag kein gutes Haar an dem umstrittenen Coach. Bis Saisonende übernimmt ein Vertrauter van Gaals den Trainerjob.

Louis van Gaal ist nicht mehr Trainer des FC Bayern München. Der Münchner Fußball-Bundesligist bestätigte Informationen der Süddeutschen Zeitung, wonach der Holländer am Samstagabend nach dem Spiel gegen Nürnberg entlassen wurde.

Louis van Gaal ist nicht länger Trainer des FC Bayern. (Foto: REUTERS)

"Nach dem 1:1 in Nürnberg, dem erneuten Abrutschen auf Tabellenplatz 4 und der Gefahr, das Minimalziel, die Qualifikation zur Champions League nicht zu erreichen, wurde diese Entscheidung im Sinne des FC Bayern getroffen", schrieb der Klub zunächst in einer Pressemitteilung. Neben Louis van Gaal seien auch dessen Assistenten Frans Hoek, Jos van Dijk und Max Reckers beurlaubt worden.

Auf einer Pressekonferenz am Mittag gingen die Bayern-Verantwortlichen dann hart mit van Gaal ins Gericht. Während Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge die Entlassung moderat als "alternativlos" bezeichnete, konnte Präsident Uli Hoeneß seinen Ärger über den umstrittenen van Gaal nur schwer verbergen. "Dass die Spieler hinter ihm standen, ist ein Märchen", sagte Hoeneß mit einer Miene, die fast schon Hass, zumindest aber Wut auf den geschassten Coach verriet. Was der langjährige Manager damit sagen wollte: Der Trainer hat die Mannschaft nicht mehr erreicht. Fußball müsse auch Spaß machen, echauffierte sich Hoeneß, aber der Spaß habe beim FC Bayern "schon längere Zeit gefehlt."

Kein Spaß, kein Erfolg - van Gaal bekam vor allem von Hoeneß noch weitere verbale Watschn verpasst. Mit dem Wechsel im Tor in der Winterpause von Jörg Butt zu Thomas Kraft "ging die ganze Scheiße los", behauptete der Präsident, "das hat Unruhe in die ganze Abwehr gebracht, das konnte man sich nicht länger antun." Bei dem ein oder anderen Spieler, ergänzte Hoeneß, sei außerdem zu beobachten gewesen, "dass Angst seine Aktionen begleitet." Das, beteuerte der Vereinsboss, werde sich nun wieder ändern.

Bereits im März hatten die Münchner bekanntgegeben, dass van Gaal, Trainer in München seit 1. Juli 2009, nur noch bis zum Saisonende bleiben werde. Im ersten Jahr seiner Regentschaft hatte er mit dem Klub die Meisterschaft und den DFB-Pokal gewinnen können, in der Champions League war der FCB bis ins Finale vorgedrungen.

Die zweite Saison verläuft jedoch weit weniger erfolgreich: In der Champions League und im Pokal sind die Bayern bereits ausgeschieden, in der Bundesliga liegen sie 14 Punkte hinter dem Tabellenersten Borussia Dortmund zurück.

Neben dem Misserfolg hatten personelle Entscheidungen, etwa der weitgehende Verzicht auf Transfers und die Beförderung des Nachwuchstorwarts Thomas Kraft zum Stammkeeper, van Gaal angreifbar gemacht. Bayern-Präsident Uli Hoeneß hatte dem Trainer im Herbst 2010 vorgeworfen, beratungsresistent zu sein. "Es ist schwierig, mit ihm zu reden, weil er die Meinungen anderer Leute nicht akzeptiert", sagte Hoeneß - diese Probleme haben sich offenbar seither nur verschlimmert.

Zur kommenden Saison wird Jupp Heynckes, derzeit Trainer in Leverkusen, van Gaals Posten übernehmen. Bis dahin wird die Mannschaft nun von den beiden Assistenten Andries Jonker und Hermann Gerland trainiert. "Wir wollten einen Mann haben, der die Verhältnisse kennt. Er hat eine bemerkenswerte Antrittsrede gehalten vor der Mannschaft", sagte Rummenigge über Jonker. Ob er den Kurs seines vertrauten Landsmannes fortsetzt oder dem Team neues Leben einhaucht, werden die kommenden Wochen zeigen.

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