Formel-1 in Bahrain:Raus aus der Wüste

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De facto bestimmt Bernie Ecclestone allein, wie viele Formel-1-Rennen es gibt, wo und wann. So kam die Formel-1 nach Malaysia. So kam sie nach China. Und so kam sie auch nach Bahrain. Wovon der Brite sich leiten lässt, daraus hat er nie einen Hehl gemacht: vom Profitstreben. Doch dieses Jahr hat kaum einer der Beteiligten Lust auf das Rennen in der Kalkwüste. Nur sagen traut sich das niemand.

René Hofmann

Die Formel 1 hat ein Problem. Und das beginnt dort, wo in großen Institutionen Probleme häufig beginnen: an der Spitze. Für mehr als hundert Jahre hat der Automobilweltverband FIA die kommerziellen Rechte an seiner wichtigsten Rennserie abgetreten, de facto bestimmt damit einer allein, wie viele Rennen es gibt, wo und wann sie stattfinden: Bernie Ecclestone.

Das Formel-1-Rennen in Bahrain steht erneut auf der Kippe. Nun sollen sogar einige Rennställe beim Weltverband auf eine Absage des Grand Prix drängen. (Foto: dpa)

Wovon der Brite sich leiten lässt, daraus hat er nie einen Hehl gemacht: vom Profitstreben. So kam die Formel 1 nach Malaysia. So kam sie nach China. Und so kam sie auch nach Bahrain, einem kleinen Inselkönigreich im Persischen Golf.

Dass die Geschlechter dort nicht wirklich gleichberechtigt sind? Dass es nicht demokratisch zugeht? Das hat in der Formel 1 kaum jemanden gestört, so lange alles ruhig blieb und die Wüstenherrscher das Antrittsgeld zahlten.

2011 zahlten sie sogar, obwohl es gar kein Rennen gab: Bahrain verzichtete auf den Besuch der Boliden, nachdem es Tote gab bei der Auflösung von Demonstrationen für mehr Demokratie. Die Entscheidung, ob gestartet wird, wurde der Formel 1 abgenommen, sie musste sich nicht politisch positionieren.

2012 ist das anders. Die königstreuen Veranstalter sind entschlossen, ihr Rennen am 22. April durchzuziehen. Mehr noch, sie haben es politisch aufgeladen, indem sie den Slogan wählten: "Unified, a nation in celebration." Das Fahrgeschäft soll die Nation in einer Feier vereinen. Die Signale, wie es wirklich kommen dürfte, sind aber ganz andere.

Auf Plakaten, auf Wandzeichnungen, in Internet-Videos lässt die Opposition keine Gelegenheit ungenutzt, um der Formel 1 zu demonstrieren, wie wenig willkommen sie ist. Lust auf die Visite in der Kalkwüste haben deshalb wenige, aber zu sagen traut sich das von den direkt Beteiligten niemand. Die Piloten sind verpflichtet, dort zu fahren, wo die Teams sie hinschicken. Sonst steuern alsbald andere. Die Teams sind verpflichtet, dort anzutreten, wo Ecclestone es ihnen vorschreibt. Sonst verlieren sie Geld.

Der Automobilweltverband hat die meisten seiner Sport-Rechte verkauft, zudem ist das Herrscherhaus von Bahrain in der FIA bestens verzahnt. Das ist der Kern des Dilemmas: Die Situation ist ein Beispiel dafür, was passiert, wenn einer zu viel zu sagen hat - und nicht abgewählt werden kann. Nicht nur im Sport.

© SZ vom 11.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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