Formel 1: Fahrer und Teams:Platz da!

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Das Gerangel um die besten Formel-1-Cockpits für 2012 beginnt: Neben dem wechselwilligen Lewis Hamilton könnten auch Nico Rosberg und Mark Webber im kommenden Jahr ihre Teams verlassen. Red Bull setzt dagegen auf den Nachwuchs.

Elmar Brümmer, Silverstone

Das Große und das Ganze in der Formel 1: Es scheint schon vor der Saisonhalbzeit geregelt zu sein. In diesem Rennjahr hat Sebastian Vettel, der einsame WM-Spitzenreiter, 82 Prozent aller Runden angeführt. Auch das Verbot des Auspufftricks, das seinem Rennwagen von Red Bull dazu verhalf, dürfte daran beim Großen Preis von Großbritannien an diesem Wochenende (Qualifikation Sa., Rennen So., jeweils 14 Uhr) wenig ändern. Zeit, sich um neue Perspektiven und das Kleingedruckte zu kümmern.

Die Jagd auf die guten Cockpits hat begonnen, langsam nimmt das Wechsel- karussell Fahrt auf. Spektakuläre Arbeitswechsel könnten anstehen. Zukunftsgeschäft, wie es die Rennbranche nun mal ist, geht es dabei vor allem um die Neuordnung für 2013.

Zu Beginn klingt es noch wie eine harmlose, beinahe charmante Analyse. Aber dann mutieren die Worte von Lewis Hamilton, 26, zu einer eindeutigen Drohung: "So lange das Auto seinen Job macht, gibt es für mich keinen Grund, wegzugehen." Sind 89 Punkte Rückstand auf WM-Tabellenführer Vettel Grund genug, das McLaren-Team zu verlassen, in dem Hamilton groß und 2008 auch Weltmeister wurde? Vor dem Formel-1-Heimspiel ist das Ultimatum jedenfalls perfekt platziert.

Fürs kommende Jahr gibt es offiziell nur noch ein offenes Top-Cockpit: der Platz an Vettels Seite bei Red Bull. Vor vier Wochen, beim Rennen in Kanada, suchte Hamilton schon einmal so unauffällig das Gespräch mit Red-Bull-Teamchef Christian Horner, dass die McLaren-Personabteilung schon am gleichen Abend die Beweisfotos des vermeintlich konspirativen Treffens vorliegen hatte.

Seitdem rätselt ganz Renn-Britannien, ob Hamilton seinen mit mehr als 20 Millionen Euro pro Jahr dotierten und bis Ende 2012 datierten Kontrakt über dieses Jahr hinaus tatsächlich erfüllt. Sein direkter Fluchtweg könnte eine Ausstiegsklausel sein. Um die zu schließen, bereitet McLaren angeblich eine Vertragsverlängerung bis 2017 vor, ähnlich wie bei Hamiltons Teamkollegen, dem 31Jahre alten Jenson Button.

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Beim Großen Preis von Kanada agiert Sebastian Vettel bis zur letzten Runde wie ein Regenkönig, Jenson Button erlebt einen kuriosen Arbeitstag, Adrian Sutil sieht hingegen aus wie ein Balletttänzer. Und Sängerin Rihanna? Die legt ihren größten Hit wieder auf.

Jonas Beckenkamp

Die Vorausfahrten von Sebastian Vettel zeigen, wie wichtig es ist, in einem konkurrenzfähigen Auto zu sitzen. "Und das tue ich seit drei Jahren nicht", grummelt Hamilton, "ich will das haben, was sie bei Red Bull haben." Für 2013 tun sich in dieser Hinsicht schon mehr Varianten auf. Zu Ferrari und damit an die Seite seines alten Feindes Fernando Alonso wird Hamilton wohl nicht wechseln. Auch die vakante Führungsrolle bei Renault dürfte kein richtiger Reiz sein.

Während Michael Schumacher (li.) bei Mercedes relativ fest im Cockpit sitzt, könnte Lewis Hamilton (re.) McLaren bald verlassen. (Foto: dpa)

Nicht aus der Welt wäre ein Wechsel zu Mercedes - falls es dort endlich vorwärts geht. Noch läuft das zweite von vorgesehenen drei Dream-Team-Jahren albtraumhaft für Michael Schumacher und Nico Rosberg.

Der Rennstall besitzt eine Option auf eine gemeinsame nächste Saison - allerdings haben beide Fahrer die Möglichkeit, sich per Ausstiegsklausel früher zu verabschieden. Eher unwahrscheinlich, was Schumacher, 42, angeht, für Rosberg, 26, schon mehr eine Frage der Perspektive - für ihn geht es darum, sein Talent endlich mit dem richtigen Material ausspielen zu können. Er wird bei Ferrari als Nachfolger von Felipe Massa gehandelt, der in Italien nur geduldet zu sein scheint, bis ein besserer Pilot auf dem Markt ist. Red Bull und McLaren sind eher Gedankenspiele - oder die Reaktion auf andere Wechselgeschäfte.

Es gehört schon reichlich Mut dazu, sich um den Platz neben Sebastian Vettel überhaupt zu bewerben, geschweige denn, sich gegen die gewachsene Nummer eins durchsetzen zu wollen. Der 24-Jährige ist bis 2014 gesetzt, er könnte von sich aus auch ein Jahr verlängern. Allerdings auch - falls Ferrari ruft - früher aussteigen. Sein derzeitiger Beisitzer Mark Webber, 34, sieht das Gnadenbrot im besten Rennstall der Formel1 inzwischen wieder als kurzfristiges Lebensziel: "Ich würde gern bleiben." Der Australier lobt die neue Harmonie mit Vettel, weiß aber auch, woher der trügerische Stimmungswandel rührt: "Weil ich gerade nicht gewinne."

Gut möglich, dass sein Nachfolger 2013 aus dem Red-Bull-Talentschuppen kommt. Der Australier Daniel Ricciardo, 21, hat mit der finanziellen Schubkraft der Getränkefirma über Nacht ein Fahrschul-Cockpit bei Hispania Racing bekommen und geht in Silverstone in seinen ersten Grand Prix.

© SZ vom 09.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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