FC Bayern siegt in der Champions League:Sie können auch schmutzig

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Der FC Bayern hakt den 1:0-Erfolg beim OSC Lille rasch ab. Die Münchner nehmen aus Frankreich neben den drei Punkten die Erkenntnis mit, dass sie nicht nur zum Spektakel, sondern auch zum kontrollierten Arbeitssieg fähig sind. Und dass ihre Defensive durchaus dem Druck eines Gegners standhalten kann.

Maik Rosner

Ein Hoch auf die Abwehr: Torwart Manuel Neuer (r.) ehrt seinen Vordermann Dante. (Foto: dpa)

Thomas Müller druckst ein bisschen herum, so richtig weiß er nicht, was er sagen soll. Es geht um seinen Foulelfmeter und darum, dass er diesen auf spezielle Art getreten hat. Findet jedenfalls Bastian Schweinsteiger. Müller zuckt mit den Schultern, schaut in die Runde und sagt dann: "Ich finde an dem Elfmeter nichts Besonderes. Ich laufe an und versuche, ihn im Tor unterzubringen." Wahrscheinlich, spöttelt Müller, habe Schweinsteiger "noch nie einen Elfmeter gesehen, der reingeht". Der FC Bayern hat zuletzt nicht viele Elfmeter verwandelt.

Es war aus Sicht der Münchner ein gutes Zeichen, dass sie sich nach dem 1:0-Ausswärtsieg beim OSC Lille der Detailanalyse von Müllers Schusstechnik zuwenden konnten. Mit dem verwandelten Foulelfmeter in der 20. Minute hatte er den zweiten Sieg im dritten Spiel der Gruppenphase in der Champions League auf den Weg gebracht und damit eine ordentliche Ausgangslage fürs angestrebte Achtelfinale hergestellt. Vor allem aber bewahrte der Nationalspieler den FC Bayern vor Debatten, die ein verpasster Sieg nach der vorangegangenen Niederlage in Minsk gegen Bate Borissow nach sich gezogen hätte.

So konnten die Münchner den Arbeitssieg rasch abhaken und mussten nicht erklären, warum sie national gerade konkurrenzlos erscheinen, in Europa aber doch ein bisschen durch die Gruppenphase holpern. Stattdessen konnten sie den knappen 1:0-Erfolg ganz pragmatisch als Beleg einer Qualität werten, die nach ihrer Auslegung in dieser Ausprägung in der laufenden Saison bisher noch nicht zu besichtigen war.

"Solche Spiele muss man auch gewinnen. Das zeichnet eine große Mannschaft aus", befand Mario Mandzukic. "Das zeichnet meine Mannschaft aus, dass sie solche Spiele für sich entscheidet", sagte Trainer Jupp Heynckes ähnlich und ergänzte, man habe gemerkt, "dass wir große internationale Erfahrung haben". Dass der FC Bayern zwar kein Spektakel gezeigt habe, "aber ein Spiel, mit dem man zufrieden sein kann", wie Schweinsteiger meinte.

Die Münchner haben in Frankreich den Nachweis erbracht hatten, sich auch auf schmutzige Siege zu verstehen, wie die Fußballer das nennen. Denn anders als in der Bundesliga agierten die Bayern weitaus weniger offensivfreudig, verstanden es aber, den Vorsprung zwar nicht ganz frei von Wacklern, aber doch ohne größere Turbulenzen über die Zeit zu bringen.

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Die Bayern sind sich einig: Schön war das 1:0 in Lille nicht, aber erfolgreich. Manuel Neuer gibt zu, dass er eigentlich keine Lust hat, Elfmeter zu schießen. Rücktrittsgedanken von Arjen Robben nimmt Bayern-Trainer Jupp Heynckes nicht ernst.

Bayern-Sieg.

Ob das allerdings an diesem Abend auch gegen einen stärkeren Gegner als den französischen Tabellenelften geklappt hätte? Lille, das sich nach Kräften gegen die dritte Niederlage in der Champions League in Folge stemmte, hatte außer viel Kampf und einer Drangphase gegen Ende nicht viel anzubieten. Chancen sprangen dabei kaum heraus.

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Der Franzose bekommt bei seinem früheren Klub mächtig auf die Knochen und wird zur Halbzeit erlöst. Javier Martínez schleicht wie ein Spion durchs Mittelfeld und Thomas Müller beweist, dass er sehr gerade anlaufen kann. Die Spieler des FC Bayern beim 1:0 gegen Lille in der Einzelkritik.

Maik Rosner

"Der FC Bayern hat das Spiel gut kontrolliert", räumte Lilles Trainer Rudi Garcia ein. Was Heynckes dazu veranlasste, eine weitere Qualität zu benennen, die das Spiel seiner Meinung nach veranschaulicht hatte. "Der Gegner hatte keine großen Tormöglichkeiten. Das spricht für meine Mannschaft und vor allem für die Abwehr", sagte der Bayern-Trainer. Zuletzt hatte ja die Defensive der Nationalmannschaft beim 4:4 gegen Schweden mit einem Totaleinbruch in der letzten halben Stunde irritiert. Diese Defensive war fast ausschließlich mit Spielern des FC Bayern besetzt gewesen: der Torwart, drei Abwehrspieler und die zwei defensiven Mittelfeldspieler.

Auch Offensivmann Thomas Müller stand in dieser Elf (wenngleich ausgewechselt beim Stand von 4:2), vielleicht war auch er deshalb so froh über dieses unscheinbare 1:0 in Lille. "Ich weiß auch nicht genau, wie die es geschafft haben, null Punkte zu haben. Wir mussten uns schon strecken und vor allem kämpferisch sehr dagegenhalten", sagte der 23-Jährige und räumte ein: "Spielerisch war das nicht unsere beste Partie. Aber für einen Fußballer ist das der schönste Sieg, wenn man einfach alles reinhauen muss. In der Situation, in der wir jetzt waren, war das genau die richtige Art und Weise zu gewinnen."

Was man am Sonntag gegen Bayer Leverkusen besser machen könne, wurde er noch gefragt. "Eigentlich nix", antwortete Müller vergnügt, "denn wenn wir Sonntag 1:0 gewinnen, fahre ich wieder mit einem Lächeln nach Hause."

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