FC-Bayern-Sieg gegen Bremen:Fünf Treffer gegen Peps Angst

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Hat Sorgen vor Real Madrid: Bayern-Coach Pep Guardiola. (Foto: dpa)

Nach dem 5:2-Erfolg gegen Werder Bremen sprechen die Bayern-Profis von einer gelungenen Generalprobe für den großen Auftritt am Dienstag gegen Real Madrid. Allein Trainer Pep Guardiola sorgt sich um die Konterstärke der Madrilenen.

Aus dem Stadion von Johannes Knuth

Der letzte Eindruck ist der wichtigste, so sah das zumindest Philipp Lahm. Mit einem 1:2-Rückstand hatte der FC Bayern am Samstag die erste Spielhälfte gegen Werder Bremen beendet. Am Ende stand es 5:2. Und Lahm, der Kapitän, der nach den Spielen oft den Klassensprecher gibt, folgerte: "Wichtig war, dass wir mit einem positiven Gefühl aus dem Spiel gehen." Es dauerte nur wenige Minuten, bis jemand widersprach.

Der erste Eindruck ist der wichtigste, so sah das Pep Guardiola, zumindest am Samstagabend. "Ich bin ein bisschen enttäuscht", begann der Trainer der Bayern seinen Vortrag. Nach Guardiola-Maßstäben war das fast schon ein Tobsuchtsanfall.

Dann referierte er über das, was seine Spieler im ersten Durchgang angeboten hatten, Guardiola sagte: "So eine Leistung verdienen unsere Fans nicht." Es folgte ein thematischer Exkurs, diesmal nicht zum Spezialgebiet des 43-Jährigen (Ballbesitz!). Guardiola sprach jetzt vom gegnerischen Konter, wie man ihn verteidigt (nach Ballverlust!), er sagte: "Der erste Schritt für uns ist es, den Gegner beim Konter zu kontrollieren."

Bayern-Erfolg gegen Bremen
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Der FC Bayern beginnt wie gegen Real Madrid und lässt sich von Werder Bremen mehrfach auskontern. Doch dann drehen die Münchner erst auf, dann das Spiel. Das 5:2 macht zumindest ein wenig Hoffnung für das Rückspiel im Champions-League-Halbfinale.

Von Lisa Sonnabend

Diese Vorgabe hatten seine Spieler gegen den Tabellen-14. recht frei interpretiert, vor allem im ersten Durchgang. Guardiolas Konzept sieht es vor, dass seine Spieler sich nach Ballverlust im Rudel auf den ballführenden Gegner stürzen, ihn notfalls bis in die Interviewzone verfolgen. Im besten Fall erobern sie den Ball nach drei bis fünf Sekunden zurück.

Und gegen Bremen? Kurz vor dem Bremer 2:1 durch Aaron Hunt (36.) waren die Bayern fast geschlossen auf Betriebsausflug in der gegnerischen Hälfte. Dort verweilten die meisten auch dann, als sich die Bremer in die Münchner Hälfte aufmachten. Dante verteidigte alleine gegen Franco di Santo, Boateng zog ohne Absicherung gegen Hunt in den Zweikampf. Theodor Gebre Selassie, verantwortlich für das Bremer 1:0 (10.), war kurz zuvor weitgehend unbegleitet auf das Tor von Manuel Neuer zugerannt.

Guardiola schwelgte nach dem Spiel in Erinnerungen. Bis zum Spiel in Berlin, sagte er, "waren wir überragend bei Kontern." Gegen die Hertha in Berlin, die Altvorderen werden sich erinnern, hatten die Bayern ihren Ligatitel mathematisch gesichert. Seitdem, sagte Guardiola, "haben wir Probleme". Tatsächlich haben die Bayern nach ihrer März-Meisterschaft bevorzugt Gegentreffer nach Kontern zugelassen: zwei gegen Hoffenheim, zwei gegen den BVB, je eines gegen Augsburg und am vergangenen Mittwoch in Madrid, im Halbfinal-Hinspiel der Champions League.

Real hatte dort im Grunde die Strategie vieler Bundesligisten angewandt, sie hatten betonhart verteidigt, verschoben, waren schnell und präzise im Umschaltspiel - nur hatten die Madrilenen ihr Konzept im Vergleich zu den Werder Bremens und TSG Hoffenheims über die volle Spielzeit umgesetzt.

Insofern war die Generalprobe der Bayern für den großen Auftritt am Dienstag eine gelungene - allerdings mehr für das das Gemüt, weniger aus taktischer Sicht. Wenn man Ronaldo, der sich am Samstag in der Liga mit zwei Treffern aufwärmte, und di Maria so laufen lasse, prophezeite Guardiola mutig, "dann ist Real besser als wir." Auch Gareth Bale soll dem Vernehmen nach recht flott bei Gegenstößen unterwegs sein, Erkältung hin oder her. Gegen die Bayern am Samstag hätte er auch mit Krämpfen, Grippe und Schüttelfrost getroffen. Am Dienstag wird Bale, sollte er spielen, auf größere Gegenwehr treffen. Restlos zuversichtlich stimmte das Guardiola nicht.

Ob er sich Sorgen mache, wegen der Konterstärke der Madrilenen, wurde er gefragt? Guardiola sagte: "Ja".

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Weniger Anlass zur Sorge bereitete am Samstag die Offensive der Münchner, zumindest nach dem Seitenwechsel. Philipp Lahm, zunächst Reservist, stabilisierte nach der Halbzeit den unter Aushilfskraft Mitchell Weiser harmlosen rechten Flügel. Franck Ribéry wirbelte nach seiner jüngsten Sinnkrise wieder befreit durchs Mittelfeld.

Claudio Pizarro bewarb sich als zweifacher Torschütze sowie als echter und falscher Neuner für ein paar Einsatzminuten gegen Madrid. Zweitweise kombinierten die Bayern gefühlt auf dem Raum eines Bierdeckels. Bremens Trainer Robin Dutt sagte: "Wir sind taktisch nicht so weit, dass wir auf jede Umstellung beim Gegner eine Antwort finden."

Entsprechend empfahlen die Münchner in ihren Schlussplädoyers, gegen Madrid die Leistung aus Hälfte zwei gegen Bremen abzurufen: "Wir werden mit Vollgas auf Sieg spielen", sagte Lahm, "gut geordnet im eigenen Ballbesitz, zielstrebig am Ende, beim letzten Pass, mit der letzten Konsequenz". Guardiola assistierte: "Ich habe 100 Prozent Vertrauen in meine Mannschaft. Ich weiß, dass sie gut sein wird."

Ob das für das Endspiel reicht? Guardiola sagte: "Ich hoffe."

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