FC Bayern München:Das große Klagen des Pep Guardiola

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Josep Guardiola kann auch Multitasking, behauptet er jedenfalls. (Foto: AFP)
  • Vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen (Samstag, 18.30 Uhr im Liveticker auf SZ.de) hält Bayern-Trainer Pep Guariola eine denkwürdige Pressekonferenz.
  • Der Katalane klagt über die Fragen der Journalisten und über die jüngsten Unruhen im Umfeld des FC Bayern.
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Von Benedikt Warmbrunn, München

Pep Guardiola, dieses Geständnis ist nun in der Welt, wünscht sich mehr Vertrauen, von den Leuten überhaupt, von den Journalisten ganz speziell, und weil er sich mehr Vertrauen wünscht, soll jetzt all dem vertraut werden, was er am Freitag in einer fast halbstündigen Pressekonferenz sagt.

Wenn Guardiola etwas sagt, sagt Guardiola ja selbst am Freitag, dann darf jeder glauben, dass das, was Guardiola da gerade sagt, auch die Wahrheit ist, angefangen damit: "Ich bin wie eine Frau, ich kann beide Situationen kontrollieren, ich kann beide Situationen denken, das ist kein Problem für mich. Darin bin ich ein großes Talent."

Pressekonferenzen mit Pep Guardiola, dem Trainer des FC Bayern, sind meistens wieder schnell vergessen, was auch daran liegt, dass er gelegentlich den Journalisten nicht ausreichend vertraut und sich deshalb auf Aussagen beschränkt, die im Ungefähren bleiben. Am Freitag aber gibt Guardiola eine Pressekonferenz, die in Erinnerung bleiben wird, sie hat sogar zwei Themen. Eines, über das er nicht sprechen will. Und eines, über das er sprechen will.

Über Manchester City will Guardiola erst in England sprechen

Das Thema, über das Guardiola nicht sprechen will, ist seine Zukunft bei Manchester City; erst am Montag hatte der Klub aus der englischen Premier League verkündet, dass der Katalane von Sommer an der neue Trainer sein wird. Guardiola sagt: "In England werde ich über Manchester City sprechen." In England wird er aber erst im Mai oder im Juni sein.

Dass er jetzt in München gleichzeitig den FC Bayern auf das jeweils nächste Spiel vorbereiten und den Kader von Manchester City für die nächste Saison planen muss, zumindest das sagt Guardiola, sieht er nicht als einen Konflikt, er sei ja- wie Frauen - zu Multitasking fähig. Welches der beiden Projekte ihn mehr beschäftigt, "das hängt vom Tag ab". Am Freitag sicher eher das Auswärtsspiel an diesem Samstag (18.30 Uhr) bei Bayer Leverkusen. Er werde aber bis "zur letzten Minute das Beste" für den FC Bayern geben, und das führt direkt zu dem Thema, über das er reden will.

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Von der ersten Frage zu Manchester City an klagt Guardiola über fehlendes Vertrauen, er betont also: "Die Leute können mir vertrauen." Im Januar hatte er schon einmal erklärt, warum er gerne in England arbeiten würde, er sprach von einer neuen Herausforderung, einer neuen Kultur, der Stimmung in England. "Warum soll ich jeden Tag darüber sprechen?" Über Manchester City allerdings sprach er im Januar nicht, er war ja auch damals nicht in England, aber um Manchester City geht es Guardiola auch nicht.

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Zuletzt haben sich die Berichte gehäuft, in denen es um das Innenleben der Mannschaft ging, um übergewichtige Spieler, um vermeintliche Zechtouren von Arturo Vidal im Trainingslager in Doha oder darum, dass angeblich schon im Frühjahr 2015 feststand, dass Guardiola seinen auslaufenden Vertrag beim Klub nicht verlängern werde. Guardiola stören diese Berichte, und es ist fast egal, ob sie ihn stören, weil sie stimmen oder weil sie für Unruhe sorgen.

Guardiola vertraut Vidal - sogar sehr

Es ärgert ihn, dass es weitere Diskussionen gibt, in denen es nicht um Bayer Leverkusen und die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga geht, nicht einmal um Manchester City. Und dass er, der doch so gerne über Taktik spricht, jetzt sagen muss, dass Arturo Vidal "sehr gut trainiert" habe und dass er dem Chilenen, der die Berichte abgestritten hatte, "sehr" vertraue. Ohnehin, sagt Guardiola, "ist in Katar Alkohol verboten". (Wobei nicht nur die Journalisten wissen, wo man in Doha dennoch Alkohol trinken kann, weswegen es zumindest bei dieser Aussage am Freitag schwer fällt, Guardiola zu folgen.)

Diese Berichte, diese Fragen, vor allem die sich wiederholenden Fragen, für Guardiola lässt das nur einen Schluss zu: "Heute genießt ein Trainer keinen Respekt mehr." Dass ihn die ganze Ablenkung aus den vergangenen Tagen empfindlich trifft, dass sie ihn aufreibt, das muss er gar nicht aussprechen, das ist zu spüren. Ganz im Vertrauen.

© SZ vom 06.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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