FC Bayern gewinnt gegen Köln:"Besser geht's nicht!"

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Der FC Bayern zeigt sich nach dem souveränen 3:0-Erfolg gegen den 1. FC Köln bestens gelaunt. Franck Ribéry wird ob seiner Hinausstellung kritisiert, aber auch in Schutz genommen. Präsident Uli Hoeneß lobt Trainer Jupp Heynckes - und leistet sich einen lustigen Versprecher.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

Uli Hoeneß, das war ihm an diesem Freitagabend deutlich anzusehen, ist derzeit kerngesund. Dazu ist der Präsident des FC Bayern, auch das war unübersehbar, derzeit bestens gelaunt. "Man gewinnt an Lebensqualität, wenn man in der Tabelle oben steht", sagte Hoeneß nach dem 3:0 gegen den FC Köln, "dazu haben wir die Champions-League-Gruppe deutlich gewonnen und sind im DFB-Pokal noch dabei. Es ist wie beim Film mit Jack Daniels: Besser geht's nicht!"

FC Bayern in der Einzelkritik
:Stänkern und Prügeln wie Bud Spencer

Franck Ribéry bewirbt sich beim 3:0 der Bayern gegen Köln um die Auszeichnung "törichtester Platzverweis der Saison", Daniel Van Buyten zerstört mit Brachialgewalt das Spielgerät und vorne lässt Sturmhoch "Mario" jegliche andere Wetterkapriolen vergessen. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

Hoeneß sagte tatsächlich Jack Daniels, aber er meinte freilich den Schauspieler Jack Nicholson. Man darf den kleinen Versprecher von Hoeneß nicht so eng sehen, zumal er selbst auch den Faux Pas seines Angestellten Franck Ribéry nicht so eng sah: "Franck hat uns in dieser Saison so viel Freude bereitet, den muss man jetzt in den Arm nehmen und sagen: 'Da hast Du Mist gebaut! Friede, Freude, Eierkuchen.' Da muss man auch mal vergessen können."

Törichte Handgreiflichkeit

Ribéry hatte sich nach einer halben Stunde durch eine törichte Handgreiflichkeit gegen den Kölner Henrique Sereno vom Feld verweisen lassen. "Ich war ein wenig nervös in dieser Situation", sagte Ribéry nach dem Spiel, "ich habe mich noch nicht beim Trainer entschuldigt, das muss ich noch machen." Er sei jedoch der Meinung, dass auch Sereno das Spielfeld hätte verlassen müssen. Ribéry wird den Münchnern beim ersten Spiel der Rückrunde in Gladbach fehlen.

Der Franzose wurde ob seiner Disziplinlosigkeit von seinen Kollegen kritisiert, Mario Gomez etwa sagte: "So etwas darf ihm nicht passieren, dafür habe ich kein Verständnis." Er wurde aber auch in Schutz genommen. Wieder Gomez: "Ich habe den Schiedsrichter davor darauf hingewiesen, dass Sereno andauernd provoziert." Der Franzose solle nun den Kopf freibekommen und sich dann auf das Pokalspiel in Bochum konzentrieren.

Indirekt bestätigte Ribéry durch seine Hinausstellung allerdings eine These, die Philipp Lahm nach dem Spiel in Stuttgart aufgestellt hatte. Dort hatte der FC Bayern lange Zeit einen Spieler mehr auf dem Feld und sich doch arg schwer getan. "Vielleicht läuft jeder einen Schritt weniger, dann wird es schwierig", hatte Lahm danach gesagt.

Im Umkehrschluss musste das heißen: Mit einem Mann weniger läuft jeder vielleicht einen Schritt mehr. Das taten die Akteure des FC Bayern, Mario Gomez, David Alaba und Toni Kroos erzielten jeweils zum psychologisch passenden Zeitpunkt einen Treffer und sorgten für den verdienten Erfolg der Münchner gegen Köln. Es war aber auch ein schlechter Witz von Fußball, den die Kölner in der Münchner Arena präsentierten. Ein Kölner Fan mochte die Formation von Trainer Stale Solbakken als 5-1-3-1 bezeichnen, für den neutralen Beobachter war es eine 9-1-Taktik, was genauso schrecklich war, wie es sich anhört. "Die Kölner sind nicht zum Fußballspielen hergekommen, sie wollten verteidigen und einen Punkt mitnehmen", echauffierte sich Thomas Müller, der zuvor eine herausragende Leistung geboten hatte.

Die Kölner verteidigten bis zum Gegentreffer in der 48. Spielminute - dann spielte Anatolij Timoschtschuk sehenswert auf Müller, der Gomez' 16. Saisontreffer auflegte und damit erneut die These manches Experten widerlegte, dass der Typus des Torjägers vom Aussterben bedroht sei. Nach dem Gegentreffer verteidigten die Kölner einfach weiter. "Sie liegen hinten und spielen immer noch mit drei Innenverteidigern und zwei Außenverteidigern", motzte Gomez nach dem Spiel, "das ist nicht schön für den Fußball."

Mario Gomez und David Alaba: Die Münchner motzten nur kurz über die destruktive und unansehnliche Spielweise der Kölner, dann lobten sie lieber sich selbst. (Foto: AFP)

Die Kölner verteidigten weiter bis zum zweiten Gegentreffer - dann reagierte David Alaba nach einem Eckball am schnellsten und schoss den Ball aus drei Metern ins Tor. Nach diesem zweiten Gegentreffer verteidigten die Kölner weiter bis zum dritten Gegentreffer, als Toni Kroos das Spielgerät sehenswert ins Tor lupfte. Danach konnten die Kölner nicht mehr verteidigen, weil das Spiel vorbei war.

Die Münchner motzten nur kurz über die destruktive und unansehnliche Spielweise der Kölner, dann lobten sie lieber sich selbst: Wie die Mannschaft nach Ribérys Feldverweis reagiert habe, wie schön die Tore herausgespielt wurden, wie souverän die Kölner letztlich besiegt wurden. 17:4 Torschüsse und eine Ballbesitzquote von 62 Prozent standen am Ende in der Statistik.

Sie lobten aber auch ihre Halbserie, das Große und das Ganze. 37 Punkte haben die Münchner in der Hinrunde erreicht, dazu ein Torverhältnis von 43:10 geschafft und damit den psychologisch wertvollen Titel des Herbstmeisters gewonnen. "Hätten wir nicht gegen Dortmund und Mainz verloren, dann wäre das eine perfekte Hinrunde gewesen", resümierte Mario Gomez.

Ein herausragende Trainer und ein formidabler Moderator

Uli Hoeneß dagegen schwärmte von Trainer Jupp Heynckes: "Wenn es nicht läuft, dann schimpft man auf den Trainer oder muss ihn entlassen. Deshalb muss der Trainer auch mal gelobt werden, wenn es gut läuft, weil er letztlich der Verantwortliche ist." Heynckes sei nicht nur ein herausragende Trainer, sondern auch ein formidabler Moderator, was sich positiv auf das Binnenklima des Vereins auswirken würde.

Es hatte an diesem Freitagabend den Anschein, dass sich Spieler und Verantwortliche des FC Bayern einfach nur wohl fühlen - und dass sie Fehler (Ribérys Feldverweis), kleine Rückschläge (der Rückstand in Stuttgart) und größere Rückschläge (die Niederlagen gegen Dortmund und Mainz) durchaus dankbar hinnehmen, um sich nicht zu wohl zu fühlen und nicht zu selbstgefällig zu werden. Denn das Große und das Ganze passen ja. Da werden selbst Verletzungen prägender Spieler (erst Robben, dann Schweinsteiger) kompensiert.

"Wenn man zehn Punkte zurück liegt, die Tabelle mit dem Fernglas betrachtet und auch in der Champions League nicht souverän agiert wie wir in der vergangenen Saison, dann macht das krank", sagte Hoeneß, "Jupp Heynckes ist genau der richtige Trainer für die kranke Seele des Vereins." In dieser Saison scheint beim FC Bayern alles in Ordnung zu sein. Deshalb wirkt Hoeneß auch kerngesund - und darf schon mal Jack Daniels mit Jack Nicholson verwechseln.

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