FC Bayern in der Einzelkritik:Stänkern und Prügeln wie Bud Spencer

Franck Ribéry bewirbt sich beim 3:0 der Bayern gegen Köln um die Auszeichnung "törichtester Platzverweis der Saison", Daniel Van Buyten zerstört mit Brachialgewalt das Spielgerät und vorne lässt Sturmhoch "Mario" jegliche andere Wetterkapriolen vergessen. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

1 / 14

FC Bayern in der Einzelkritik:Manuel Neuer

VfB Stuttgart v FC Bayern Muenchen  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Franck Ribéry bewirbt sich beim 3:0 der Bayern gegen Köln um die Auszeichnung "törichtester Platzverweis der Saison", Daniel Van Buyten zerstört mit Brachialgewalt das Spielgerät und vorne lässt Sturmhoch "Mario" jegliche Wetterkapriolen vergessen. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Hätte die komplette erste Halbzeit damit verbringen können, auf einem Smartphone die genaue Position von Sturmtief "Joachim" zu überprüfen (beim Halbzeitpfiff war es südlich von Hannover), so wenig hatte er zu tun. Warf sich vor Beginn der zweiten Halbzeit mit einem Balljungen das Spielgerät zu, um nicht festzufrieren. Jubelte nach dem 1:0 ekstatisch mit den Ersatzspielern - wohl auch deshalb, um nicht festzufrieren. Fing eine Flanke ab, führte einen Abstoß aus, musste danach tatsächlich einen Ball halten. Dehnte sich danach, ruderte mit den Armen - und hätte durchaus noch einmal die genaue Position von Sturmtief "Joachim" überprüfen können (bei Schlusspfiff nördlich von Hannover).

2 / 14

FC Bayern in der Einzelkritik:Rafinha

-

Quelle: AFP

Hätte sich in der ersten Halbzeit durchaus einen Ball schnappen und Manuel Neuer warmschießen können, weil er defensiv nun gar nicht gefordert wurde. Nahm aber im Gegensatz zu Kollege Lahm kaum an den Offensivaktionen seiner Mannschaft teil. Forderte in der zweiten Halbzeit seine Mitspieler auf, ihm doch mehr Bälle zuzuspielen - doch die ignorierten ihn zumeist. Wenn er den Ball bekam, dann schlug er Flanken, die meist höher als weit flogen. Womöglich wollte er aber auch nur die Laserpointer auf dem Dach treffen, die für das Feuerwerk nach dem Spiel dort angebracht waren. Schaffte er aber nicht. Das Feuerwerk leuchtete toll und trieb Uli Hoeneß wieder Tränen in die Augen.

3 / 14

FC Bayern in der Einzelkritik:Holger Badstuber

FC Bayern München - 1. FC Köln

Quelle: dpa

Wurde einst von Heiko Vogel ausgebildet, der nun Trainer des Champions-League-Gegners FC Basel ist - zu einer Zeit, als Jürgen Kohler gerade seine Karriere beendet hatte. Seitdem gilt der Begriff "Manndecker" als böses Schimpfwort. Badstuber war an diesem Abend derart häufig derart nah bei Lukas Podolski, dass es der Berufsbezeichnung des Manndeckers sehr nahe kam. Sorgte dafür, dass Podolski auf weniger Ballkontakte kam, als es Grad in der Arena hatte. Umsichtig, ohne Fehler und mittlerweile durchaus auch wortgewaltig bei Diskussionen mit Kollegen.

4 / 14

FC Bayern in der Einzelkritik:Daniel Van Buyten

FC Bayern Muenchen v 1. FC Koeln  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

War von Orkantief "Joachim" so beeindruckt wie Bud Spencer von einem Prügel-Gegner, lief in kurzem Leibchen und ohne Handschuhe auf. Prügelte in der ersten Halbzeit bei einem Freistoß auf den Ball ein wie Bud Spencer auf einen Bösewicht. Anders als ein Spencer-Gegner stand der Ball nicht auf, um sich weiter vermöbeln zu lassen, sondern platzte und blieb einfach liegen. Defensiv aufmerksam und vor allem bei den hohen Bällen der Kölner überaus dominant, dazu bei Eckbällen auch offensiv stets präsent.

5 / 14

FC Bayern in der Einzelkritik:Philipp Lahm

Philipp Lahm,Christian Clemens

Quelle: AP

Wurde einst von Heiko Vogel ausgebildet, der nun Trainer des Champions-League-Gegners FC Basel ist - zu einer Zeit, als der Libero gerade ausstarb und der Außenverteidiger reanimiert wurde. Unterstützte den emsigen Ribéry bei fast jedem Angriff, übernahm nach dessen Feldverweis dessen Position bis zur Halbzeit einfach mit. Danach wechselte Robben auf die linke Seite - und Lahm musste feststellen, dass der Holländer nicht so mit ihm harmonieren wollte wie zuvor Ribéry. Lahm spielte deshalb lieber mit Kroos und Gomez. Machte nach dem 2:0 wieder Werbung für seine Initiative "Vorfahrt für Abwehr".

6 / 14

FC Bayern in der Einzelkritik:Anatolij Timoschtschuk

FC Bayern Muenchen v 1. FC Koeln  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Hatte eine gut funktionierende Abmachung mit Toni Kroos getroffen. Der war der Chef sämtlicher Offensivaktionen, dafür orchestrierte Timoschtschuk die Defensive. Wie gewohnt zweikampfstark, stellungssicher und fehlpassfrei. Nach dem Feldverweis von Ribéry auch offensiv aktiver, gelegentlich gar auf der Außenbahn zu finden. Leitete das 1:0 gedankenschnell ein, indem er den Kölnern den Ball stibitzte und sogleich auf Müller passte. Muss nun den Weihnachts-Jetlag verhindern: In seiner Heimat Ukraine findet das Fest nämlich erst am 6. Januar statt, da ist der FC Bayern allerdings schon in Katar beim Winter-Trainingslager.

7 / 14

FC Bayern in der Einzelkritik:Toni Kroos

FC Bayern München - 1. FC Köln

Quelle: dpa

Agierte neben Timoschtschuk im defensiven Mittelfeld. Zeigte sogleich, dass er völlig unabhängig von der genauen Position agieren und eine Partie gestalten kann. Es war, als hätte Trainer Jupp Heynckes die Anweisung gegeben, dass ein Angriff nur dann als Angriff gilt, wenn Kroos den Ball berührt. Sieht ja eher aus wie Terrence Hill, im Mittelfeld jedoch dominanter als Bud Spencer in seinen Filmen. Verteilte die Zuspiele auf alle Kollegen gleichmäßig, weshalb auch keiner mit ihm debattierte. Auch in der Defensive stellungssicher, weshalb ihn Timoschtschuk häufig lobte. Schlug gefährliche Eckbälle und Freistöße - war lediglich bei seinen Schüssen so präzise wie ein Gegner von Bud Spencer. Kurz vor dem Ende dann filigran wie einst Terrence Hill, als er den Ball zum 3:0 ins Tor lupfte.

8 / 14

FC Bayern in der Einzelkritik:Franck Ribéry

FC Bayern Muenchen - 1. FC Koeln

Quelle: dapd

Die ersten 15 Minuten liefern gemeinhin eine durchaus brauchbare Prognose, wie eine Partie für ihn laufen wird. Nestelt er an seiner Hose, dann ist das meist ein Indiz für einen eher durchwachsenen Abend. Dribbelt er, flankt er, schießt er - dann ist das ein gutes Zeichen. Dribbelte in der ersten Viertelstunde vier Mal flink, flankte zwei Mal gefährlich und schoss zwei Mal sehenswert aufs Tor. Lieferte sich dann eine Rangelei mit dem Kölner Sereno, sah dafür die gelbe Karte. Packte Sereno fünf Sekunden danach am Krawittel - und wurde vom Platz gestellt. Was herausragend begonnen hatte, war damit nach nur 33 Minuten vorbei. Die Aktion könnte in die Geschichte eingehen als der törichteste Feldverweis dieses Jahrzehnts.

9 / 14

FC Bayern in der Einzelkritik:Thomas Müller

FC Bayern Muenchen - 1. FC Koeln

Quelle: dapd

Wurde einst von Heiko Vogel ausgebildet, der nun Trainer des Champions-League-Gegners FC Basel ist - zu einer Zeit, in der Matthias Sammer den Konzeptfußball erfand, der Anarchisten wie Müller eigentlich verbietet. Wurde nach wenigen Minuten von Arjen Robben zusammengestaucht, weil er nach Meinung des Holländers zu spät abgespielt hatte. Stauchte einfach zurück und erklärte Robben, dass der ja auch anders hätte laufen können. Danach gewohnt wuselig und anarchisch, mit zahlreichen schönen und durchaus auch gefährlichen Aktionen. Beim 1:0 mit einem selbstlosen und herausragenden Pass auf Gomez. Wurde gleich danach aus taktischen Gründen ausgewechselt. Der Anarchist war bis dahin der beste Mann auf dem Platz.

10 / 14

FC Bayern in der Einzelkritik:Arjen Robben

FC Bayern Muenchen - 1. FC Koeln

Quelle: dapd

Kam äußerst gut gelaunt als letzter Bayern-Akteur ins Stadion, trug ein überdimensionales Gebilde auf dem Kopf. Intensiven Recherchen von sueddeutsche.de zufolge waren es keine Ohrenschützer wegen Orkantief "Joachim", sondern Kopfhörer. Verriet aber nicht, welches Lied er gerade hörte. Versuchte auffällig oft abzuspielen und zu flanken - musste aber feststellen, dass er besser dribbeln und schießen kann als abspielen und flanken. Hatte aber an diesem Abend nicht so recht Lust auf Dribblings und Torschüsse, weshalb er eher unauffällig blieb. Wurde nach 75 Minuten ausgewechselt.

11 / 14

FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Gomez

119687828

Quelle: AFP

Weiß mittlerweile, dass die Anzahl an Toren, die vor wenigen Jahren zum Titel "Torschützenkönig" gereicht haben, für ihn eine ganz normale Halbserie darstellen. Kann deshalb nach vergebenen Torchancen auch über sich selbst lachen und auch über Ball- und Elfmeterstibitzer wie Robben und Ribéry. Lachte gegen Ende der ersten Halbzeit nicht mehr, weil ihm seine Kollegen kaum brauchbare Bälle zuspielten. Lachte kurz nach der Pause über den wohl einfachsten Treffer der Saison, als er nach Zuspiel von Müller nur einzuschieben brauchte. Während Orkantief "Joachim" über Hannover wütet, präsentiert sich Sturmhoch Mario weiter in München.

12 / 14

FC Bayern in der Einzelkritik:David Alaba

FC Bayern Muenchen v 1. FC Koeln  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Kam nach 52 Minuten für Müller, agierte sogleich auf der rechten Außenbahn. Aktiv und immer anspielbar, dazu mit einigen gefährlichen Hereingaben. Behielt beim Gewühl nach einem Eckball Übersicht und Ruhe - und schob zum 2:0 ein. Dürfte sich im Trainingslager in Katar durchaus um einen Stammplatz bemühen.

13 / 14

FC Bayern in der Einzelkritik:Luiz Gustavo

-

Quelle: AFP

Kam 15 Minuten vor dem Ende für Arjen Robben als Zugeständnis an Philipp Lahms Initiative "Vorfahrt für Abwehr". Agierte im defensiven Mittelfeld fehlerfrei, fiel aber auch nicht wirklich auf.

14 / 14

FC Bayern in der Einzelkritik:Ivica Olic

FC Bayern München - Hamburger SV

Quelle: dpa

Kam für Mario Gomez. Wurde sogleich mit "Ivica, Ivica"-Rufen begrüßt. Wuselte und werkelte im Sturmzentrum, doch wollte ihm keiner ein Tor auflegen. Der FC Bayern war bei seiner Hereinnahme eben schon im "Vorfahrt für Abwehr"-Modus.

© sueddeutsche.de/mkoh
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: