EM-Ticker:Ronaldo bekommt einen Tag trainingsfrei

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Portugals Coach gönnt seinem Team nach dem Sieg gegen die Niederlande eine Pause. Andrej Schewtschenko könnte den Ukrainern gegen England fehlen - beim Tschechen Rosicky sieht es noch schlimmer aus. Spanischer Nationaltrainer bleibt seinem Verband treu, Oliver Kahn findet die Kritik an der ZDF-Übertragung aus Usedom überzogen.

EM-Nachrichten in Kürze

Einen Tag keine Anweisungen vom Coach: Christiano Ronaldo und Paulo Bento. (Foto: Getty Images)

Portugal, Viertelfinale: Einen Tag nach dem Einzug Portugals ins EM-Viertelfinale hat Trainer Paulo Bento seiner Mannschaft trainingsfrei gegeben. Die "Seleccao" hatte am Sonntag dank zweier Treffer von Cristiano Ronaldo die Niederlande 2:1 (1:1) geschlagen und war ins Viertelfinale eingezogen. Dort trifft Portugal am kommenden Donnerstag in Warschau auf Tschechien (20.45 Uhr).

Ukraine, Verletzungssorgen: EM-Gastgeber Ukraine bangt vor dem entscheidenden Gruppenspiel bei der Fußball-Europameisterschaft am Dienstag gegen England um den Einsatz von Topstürmer Andrej Schewtschenko. Der 35-Jährige konnte am Sonntag wegen einer Knieverletzung nicht am öffentlichen Training des Teams in Donezk teilnehmen. "Er hat in beiden Spielen einen Schlag bekommen. Er hat Flüssigkeit im Knie", sagte ein Teamsprecher. Sollte der Doppel-Torschütze des Auftaktspiels gegen Schweden (2:1) ausfallen, würde Marko Devic als Ersatz infrage kommen. Das Team von Nationaltrainer Oleg Blochin bereitete sich vor rund 1000 Zuschauern im Stadion von Metalurg Donezk vor.

Kroatien, Bilic: Nationaltrainer Slaven Bilic hat die rassistischen Handlungen einiger kroatischer Fans auf das Schärfste kritisiert. "Ich bin enttäuscht. Als Kroate, als Vater, als Sportsmann, als jemand, der aus einem modernen Staat kommt, in dem jeder willkommen ist", sagte der 43-Jährige am Sonntag auf einer Pressekonferenz in Danzig. Diese "verrückten Fans" verdienten ihre gerechte Strafe: "Wir dürfen das nicht kleinreden. Sie müssen bestraft werden, um sie für immer zu stoppen", fuhr Bilic fort. Die Europäische Fußball-Union UEFA hat wegen der Vorkommnisse am Rande des zweiten Gruppenspiels gegen Italien (1:1) ein Disziplinarverfahren gegen den kroatischen Fußballverband HNS eröffnet. Sie wirft den Fans "das Werfen von Feuerwerkskörpern und ungebührliches Verhalten" vor. Augenzeugenberichten zufolge hatten kroatische Anhänger den dunkelhäutigen italienischen Stürmer Mario Balotelli mit Bananen beworfen. Die Disziplinarkommission wird sich mit dem Fall am kommenden Dienstag befassen.

Tschechien, Verletzungssorgen: Die tschechische Fußball-Nationalmannschaft muss wohl auch im Viertelfinale der EURO 2012 in Polen und der Ukraine auf Spielmacher Tomas Rosicky verzichten. Der 31 Jahre alte Ex-Dortmunder laboriert nach wie vor an Achillessehnenbeschwerden. "Es gibt eine ganz kleine Chance, dass ich spiele, aber sie ist nicht sehr groß", sagte der Arsenal-Profi. Auch Trainer Michal Bilek hat wenig Hoffnung: "Alle geben ihr Maximum, dass er fit wird. Aber es wird sehr schwierig." Schon im letzten Vorrundenspiel in Breslau gegen Polen hatte Rosicky nicht mitwirken können.

Spanien, Trainer: Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque hat seinen Vertrag bis zur Fußball-WM 2014 verlängert. Das spanische Fachblatt "Marca" berichtete am Sonntag, der 61 Jahre alte ehemalige Profi von Real Madrid habe bereits nach dem 1:1 zum EM-Auftakt in Danzig den neuen Kontrakt unterzeichnet. Der spanische Verband RFEF hatte die Verständigung über eine weitere Zusammenarbeit schon vor dem Turnierbeginn angestrebt. Aber del Bosque wollte anscheinend erst den Start des Titelverteidigers abwarten. Neben dem Chef-Coach verlängerten auch sein Assistent Toni Grande und Fitness-Trainer Javier Miñano um weitere zwei Jahre. Unter del Bosque feierte Spanien den größten Triumph seiner Geschichte: Die Selección holte 2010 in Südafrika erstmals den WM-Pokal. Jetzt strebt der Weltranglisten-Erste in Polen und der Ukraine das Titel-Triple an. Noch nie konnte sich eine Fußball-Nationalmannschaft bei großen Turnieren dreimal hintereinander durchsetzen. Unter del Bosques Vorgänger Luis Aragonés hatte Spanien in Wien durch einen 1:0-Finalsieg gegen Deutschland erstmals nach 44 Jahren wieder eine EM gewonnen.

Oliver Kahn, Kritik: Oliver Kahn in Angriffslaune: Nach der harschen Kritik an der EM-Bühne des ZDF auf Usedom entgegnete der TV-Experte und ehemalige Fußball-Nationaltorwart in der Bild am Sonntag: "Glauben Sie, dass uns oberflächliche Äußerungen interessieren!?" Kahns Kollegin und Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein meinte über Bezeichnungen wie "Usedomina" KMH: "Das ist doch lächerlich. Es gibt Vertreter in den Medien, die Häme und Respektlosigkeit mit sachlicher Auseinandersetzung verwechseln. Frei nach dem Motto: Da haue ich jetzt mal drauf." Die Fußball-Show von der Seebrücke in Heringsdorf war in den vergangenen Tagen stark unter Beschuss geraten. Die Süddeutsche Zeitung sprach von einer "Art AOK-Kongress". Bild meinte: "Mit dem Zweiten sieht man Wasser." Kahn dazu: "Wenn Inhalte kritisiert werden, setzen wir uns damit auseinander, aber nicht mit Polemik."

Polnische Elf, Tickets: Nach dem EM-Aus hat Polens Kapitän Jakub Blaszczykowski Verbandschef Grzegorz Lato "skandalöses Verhalten" gegen die Mannschaft vorgeworfen. "Es kann nicht sein, dass wir vor jedem Spiel den Herrn Präsidenten bitten müssen, ob unsere Familien zum Spiel kommen können oder nicht, ob wir für sie Karten bekommen", sagte er polnischen Medien. "Alle bekommen ohne Probleme Karten, nur unsere Familien nicht. Der Herr Präsident erzählt in Interviews, dass er ausgezeichneten Kontakt zur Mannschaft hat, aber ich persönlich habe davon nichts bemerkt." In der Kabine habe er das Lato auch mit klaren Worten zu verstehen gegeben. Der polnische Fußballverband PZPN war schon Monate vor der EM in Negativschlagzeilen geraten - einerseits wegen Korruptionsermittlungen, andererseits wegen der umstrittenen Vergabe der Tickets. Der weitaus größte Teil des Kartenkontingents ging an die Großsponsoren, während die Fans im freien Verkauf längst nicht genug Karten erhielten.

Irische Elf, Trauerflor: Die irischen Spieler werden im letzten Gruppenspiel am Montag (20.45 Uhr) in Posen gegen Italien mit Trauerflor auflaufen. Damit gedenkt die Mannschaft von Trainer Giovanni Trapattoni dem 18. Jahrestag des Loughinisland Massakers, bei dem am 18. Juni 1994 sechs irische Katholiken erschossen wurden. Das bis heute nicht aufgeklärte Attentat im Zuge des Nordirlandkonfliktes ereignete sich, als die sechs getöteten Männer in der "Heights Bar" im nordirischen County Down das WM-Spiel zwischen Irland und Italien verfolgten. "Was 1994 in Loughinisland passierte, war eine schreckliche Tragödie, die alle Fußballfans tief bewegt hat", sagte der irische Verbandschef John Delanay. Die UEFA hatte sich bei der Organisation des Gedenkens vor rund einem Monat kooperativ gezeigt.

© Süddeutsche.de/dpa/sid/dapd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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