Dortmund verliert in Hannover:Nur noch Mittelmaß

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Borussia Dortmund hatte die Partie bei Hannover 96 als stilprägend für diese Hinrunde ausgerufen. Der BVB führt, verliert durch zwei Tore kurz vor dem Ende und muss feststellen: Es könnte eine knifflige Saison werden.

Jürgen Schmieder

Jürgen Klopp versuchte wirklich alles: Eine Stunde lang lief er hektisch in seiner Coaching Zone herum, am Ende dürfte er auf mehr Kilometer gekommen sein als einige seiner Spieler. Er schimpfte mit dem Schiedsrichter, er feuerte seine Spieler an, er redete auf Gegenspieler ein. In der 63. Minute dann wurde er für seine Mühen belohnt, er durfte jubelnd durch seinen Bereich sprinten. Shinji Kagawa hatte das 1:0 bei Hannover 96 erzielt, es wäre der Siegtreffer gewesen, Dortmund hätte nach sieben Monaten wieder auswärts gewonnen.

Knifflige Saison: Jürgen Klopp erlebt mit Borussia Dortmund einen durchwachsenen Saisonstart. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Doch kurz vor dem Ende drehte Hannover die Partie und gewann durch Treffer von Karim Haggui und Didier Ya Konan mit 2:1 (0:0). "Wir brauchten so einen großen Sieg nach den vielen Unentschieden", sagte Hannovers Trainer Mirko Slomka nach dem Spiel, "wir waren geduldig und sind dafür belohnt worden." Neven Subotic sagte: "Wegen zwei Minuten gehen wir mit einem schlechten Gefühl nach Hause, das ist ein schwerer Schlag für uns."

Der BVB hatte die Saison herausragend begonnen, beim Sieg am ersten Spieltag hatte die Mannschaft harmoniert wie ein perfekt eingespieltes Symphonieorchester. Mittlerweile jedoch haben sie in Dortmund festgestellt, dass der Gegner damals nur der Hamburger SV gewesen war, gegen den derzeit auch ein Symphonieorchester gewinnen würde - und dass sie selbst aus den vier folgenden Partien nur fünf Punkte geholt haben.

Aus diesem Grund erklärten die Dortmunder das Spiel gegen Hannover zur prägenden Partie der Hinrunde, schließlich hatte das auch in der Vorsaison ganz hervorragend funktioniert: Am elften Spieltag hatte der BVB mit 4:0 in Hannover gewonnen.

"Der Reiz ist groß, diese schwierige Situation zu meistern und ein besonderes Spiel daraus entstehen zu lassen", hatte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp vor dem Spiel gesagt, "wir wollen nicht hadern, sondern die Chance sehen, etwas Besonderes auf den Platz zu bringen." Deshalb schickte er Ivan Perisic von Beginn auf den Platz, der beim Champions-League-Spiel gegen Arsenal etwas Besonderes auf den Platz gebracht hatte.

In der ersten Halbzeit dominierten die Dortmunder die Partie, ohne jedoch etwas wirklich Besonderes auf den Platz zu bringen. Ilkay Gündogan inszenierte sehenswerte Angriffe über die wuseligen Flügelstürmer Perisic und Jakub Blaszczykowski, in regelmäßigen Abständen tauchte ein BVB-Spieler gefährlich vor dem gegnerischen Tor auf. Robert Lewandoski (16.) scheiterte ebenso freistehend wie Blaszczykowski (39.), die schönen Schüsse von Hummels (3.), Perisic (24.) und Gündogan (30.) parierte der formidabel agierende Ron-Robert Zieler.

Die Spieler von Hannover 96 waren zunächst damit beschäftigt, ihrem Torwart auf die Schulter zu klopfen und nach einer defensiven Ordnung zu suchen. Erst nach 25 Minuten stellten sie fest, dass im Angriff wieder Torjäger Didier Ya Konan agierte und dass es eine prima Idee sein könnte, ihm den Ball zu geben. Konan nahm einen Pass von Jan Schlaudraff auf und schoss durchaus gefährlich aufs Tor. Mit dieser Offensiv-Aktion waren die Hannoveraner anscheinend sehr zufrieden, den Rest der ersten Halbzeit verbrachten sie wieder mit Schulterklopfen und Ordnung suchen.

Die zweite Halbzeit wirkte zunächst wie eine Kopie des ersten Durchgangs - mit dem Unterschied, dass die Dortmunder nun einen besonderen Moment auf den Platz brachten: Nach einer schönen Kombination von da Silva und Lewandowski kam der Ball zu Kagawa, der wuselte sich um seinen Gegenspieler herum und lupfte das Spielgerät ins Tor.

Nach diesem Treffer kombinierten plötzlich die Hannoveraner und erspielten sich zahlreiche Chancen, während die Dortmunder nach Ordnung suchten. Zunächst scheiterten die 96-Spieler an Weidenfeller und der Latte, danach passierte innerhalb von vier Minuten mehr als in der gesamten Spielzeit zuvor: In der 87. Spielminute wuchtete Haggui den Ball nach einem Eckstoß mit dem Kopf ins Tor, wenige Sekunden später erzielte Ya Konan mit einem sehenswerten Drehschuss aus 20 Metern den Siegtreffer. In der Nachspielzeit wurde der eingewechselte Artur Sobiech nach einem wilden Foul an da Silva dann noch des Feldes verwiesen.

In diesen Minuten rannte Jürgen Klopp nicht mehr herum, er schimpfte nicht und gestikulierte nicht. Er stand ziemlich traurig an der Seitenlinie. Wenn diese Partie in Hannover tatsächlich prägend sein sollte für den weiteren Verlauf dieser Spielzeit, dann könnte es eine knifflige Saison werden für Klopp und seine Dortmunder.

© SZ vom 19.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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