DFB-Rückkehrer İlkay Gündoğan:"Froh, dass ich wieder in Frage komme"

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Kehrt ins DFB-Team zurück: İlkay Gündoğan (Archivbild). (Foto: dpa)
  • Vor den Länderspielen gegen Australien und Georgien freut sich der DFB über die Rückkehr von Holger Badstuber und İlkay Gündoğan.
  • Beide haben dem Nationalteam eine Ewigkeit gefehlt.
  • Der Bundestrainer wird vor allem Gündoğan gleich gut gebrauchen können.

Von Carsten Eberts

Es gibt schlimmere Termine für Oliver Bierhoff, als die öffentlichen Plauderstündchen vor Länderspielen. Im Sakko steht er da, das Hemd oben lässig zwei Knöpfe geöffnet. Er lächelt, ordnet grob ein paar Dinge ein. Er darf über schöne Dinge sprechen, wie die Rückkehr von İlkay Gündoğan und Holger Badstuber. Alle Fragen von übergeordneter sportlicher Bedeutung, das weiß Bierhoff genau, kann er dem Bundestrainer überlassen.

In gewohnter Manier hat der Staatsmann Bierhoff auch den Termin vor dem Länderspiel am Mittwochabend in Kaiserslautern gegen Australien abgespult. Es ist an sich ein ziemlich unwichtiges Kräftemessen mit dem Asienmeister, das nur deshalb an Wichtigkeit gewinnt, weil es fünf Tage darauf in der EM-Qualifikation in Tiflis gegen Georgien geht.

Deshalb lenkte auch Bierhoff den Blick auf den Sonntag, noch bevor sich das Team zur gemeinsamen Vorbereitung auf das Mittwochspiel überhaupt in Frankfurt versammelt hatte. In der EM-Qualifikation lief es im Herbst 2014 nicht gerade nach Wunsch, die Niederlage in Polen und das Unentschieden gegen Irland haben Punkte gekostet, die das DFB-Team in der Gruppe auf Rang drei zurückgeworfen hat. "Klar ist das Ziel die souveräne Qualifikation, wir wollen Gruppenerster werden", sagte Bierhoff am Montag: "In Georgien zu gewinnen, muss das klare Ziel sein."

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Die Partie gegen Australien soll dem Warmspielen dienen. "Da kann man das ein oder andere ausprobieren", sagte Bierhoff. Das war eindeutig taktisch gemeint, denn personell sieht der Kader, den Bundestrainer Joachim Löw für das Australien-Spiel nominiert hat, so gar nicht nach Ausprobieren aus.

Gündoğan wäre bei der WM dabei gewesen

Auf Debütanten wird Löw diesmal verzichten, stattdessen hat er 16 Weltmeister berufen. In Gündoğan und Badstuber sind lediglich zwei Rückkehrer dabei, die zuvor lange ausgefallen waren. An ihrer Wertschätzung im DFB-Lager habe sich trotz ewiger Abstinenz aber nichts geändert, ließ Bierhoff wissen. "Wir haben beide bei der WM vermisst", sagte der Teammanager. Beide Spieler wären in Brasilien sicher dabei gewesen, wären sie für fit erklärt worden. Das hatte zuvor in dieser Deutlichkeit noch kein DFB-Angestellter formuliert.

Gündoğan nahm die Sache nicht ganz so selbstverständlich. Er hat weit mehr als ein Jahr gefehlt, galt vor seiner Verletzung als wichtige Alternative zu den Organisatoren Schweinsteiger und Khedira im Mittelfeld - ehe er sich so schwer den Rücken lädierte und aus der Ferne zusehen musste, wie die Kollegen ohne ihn Weltmeister wurden. Er sei "sehr froh, dass ich nach dieser Leidenszeit wieder in Frage komme", erklärte der Deutschtürke zurückhaltend. Die Begegnungen bei der WM hatte er noch vom Krankenbett aus verfolgt - jetzt spielt er wieder regelmäßig Fußball. "Ich weiß, dass ich ein Stückchen dieser Mannschaft war, und war es in Gedanken auch die ganze Zeit", erklärte Gündoğan.

Auch Gündoğan blickte schon auf den Sonntag voraus. "Wir sind momentan auf dem dritten Tabellenplatz", sagte der Mittelfeldspieler, "und wir alle wissen, dass unser Anspruch ein ganz anderer ist." Da Khedira in Madrid zuletzt mit einem Infekt ausfiel, kann sich Gündoğan in beiden Länderspielen auf zahlreiche Einsatzminuten einstellen.

Nur eine Sache soll sich aus Gündoğans Sicht am Mittwoch tunlichst nicht wiederholen: Im August 2013 war seine schwere Rückenverletzung bei einem DFB-Testspiel in Kaiserslautern aufgebrochen. Gegner war damals Paraguay (3:3), später gab es Debatten, ob er wirklich fit gewesen sei - beim BVB machten sie dem DFB Vorwürfe, das Nationalteam habe Gündoğan trotz Verletzung spielen lassen. Diesmal kann Gündoğan, sofern alles glatt läuft, endlich einen Haken unter seine fast zweijährige Leidenszeit machen.

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