DFB-Pokal:Unterhaching kurz "in einer anderen Welt"

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Jubel nach dem 1:0: Maximilian Bauer, M. (Foto: dpa)
  • Der Viertligist aus der Münchner Vorstadt unterliegt trotz Führung Bayer Leverkusen im DFB-Pokal.
  • Die Erinnerung daran ist dennoch vor allem für Torschütze Bauer "atemberaubend".
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Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Maximilian Bauer wird im Februar 21 Jahre alt, der gebürtige Dachauer hat bislang noch nie höher als in der viertklassigen Regionalliga gespielt, und in seiner Jugendzeit hat der Rechtsverteidiger auch nur ein einziges Tor erzielt. Er war gerade einmal fünf Jahre alt, als die SpVgg Unterhaching am letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 1999/2000 Bayer Leverkusen im Sportpark die sicher geglaubte Meisterschaft wegnahm.

Es gibt also geeignetere Personen, um an diese glorreichen Unterhachinger Zeiten zu erinnern - etwa die ehemaligen Profis Danny Schwarz und Ralf Bucher, die vor Anpfiff dieses DFB-Pokal-Achtelfinales über das Stadionmikrofon ihre Erinnerungen teilten. Doch dann war es eben Bauer, der sie weckte. In der 27. Minute schoss er das zwischenzeitliche 1:0 für Unterhaching, der Viertligist führte plötzlich gegen den Erstligisten, der sonst so ruhige Sportpark stand Kopf.

Da war er wieder, der in den Amateurfußball hinab gefallene Pokalschreck. Doch die Führung hielt nur vier Minuten an, dann fiel der Ausgleich, und Leverkusen hatte in der zweiten Halbzeit auch keine größeren Probleme mehr, das Spiel mit 3:1 zu gewinnen. Trotzdem: "Jetzt weiß man, warum Unterhaching die ersten beiden Runden überstanden hat", sagte Leverkusens Trainer Roger Schmidt über die Unterhachinger Siege gegen den FC Ingolstadt und RB Leipzig, "ich denke, wir sind verdient weitergekommen, aber es war ein hartes Stück Arbeit."

Der Andrang zu diesem Spiel mit der weit zurückliegenden Vorgeschichte hatte die Organisatoren überrascht. Das Spiel wurde von Schiedsrichter Jochen Drees eine Viertelstunde später als vorgesehen angepfiffen, weil zahlreiche Zuschauer in einem kilometerlangen Stau vor dem Stadion standen. Nach einer ersten Halbchance für Unterhaching nach einem Konter über Alexander Sieghart hatte Leverkusen zunächst alles im Griff, spielte körperbetont und konzentriert - Schmidt wollte die Unterhachinger nicht unterschätzen, abgesehen vom angeschlagenen Hakan Calhanoglu war die Mannschaft in Bestbesetzung angetreten.

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Admir Mehmedi hatte nach fünf Minuten die erste gute Möglichkeit, scheiterte aber mit einem Schuss aus sieben Metern an Torwart Stefan Marinovic - der an diesem Abend erwartungsgemäß sehr viel zu tun bekommen sollte. Im Angriff stand, wie schon am vergangenen Samstag beim 5:0 gegen Borussia Mönchengladbach, neben Chicharito auch wieder Stefan Kießling in der Startelf. Seine Aufgabe war klar: Leverkusen hatte Unterhachings linke Abwehrseite offensichtlich als Schwachstelle ausgemacht und schlug von dort immer wieder gefährliche Flanken an den Fünf-Meter-Raum.

Doch Kießling scheiterte mehrmals wieder an Marinovic, und der neuseeländische Nationaltorhüter zeigte auch gegen den mexikanischen Nationalspieler Chicharito gute Paraden.

"Irgendwie unglücklich" nach dem "Spiel unseres Lebens"

In der 23. Minute ließ der Druck des Favoriten plötzlich nach. Die Stimmung im mit 12 500 Zuschauern gefüllten Stadion schlug um, als Unterhachings Thomas Steinherr bei einem Konter eine gelbe Karte gegen Jonathan Tah provozierte. Eine Minute später musste Mehmedi einen Lupfer von Angreifer Markus Einsiedler auf der Linie klären. Nach einem erneuten Konter über Steinherr fiel dann die Führung: Der flinke Mittelfeldspieler zog aus spitzem Winkel ab, Torwart Bernd Leno konnte nur zur Seite abwehren, der mitgelaufene Bauer staubte ab.

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Bei dem Tor befand sich Bauer "in einer anderen Welt, das war atemberaubend." Bauer hatte in den Tagen vor dem Spiel eine Grippe, sein Einsatz war zweifelhaft gewesen, gegen Ende der Partie sei er "platt" gewesen.

Vier Minuten lang dauerte sein Ruhm an, dann schoss Leverkusen den Ausgleich: Chicharito traf nach einer Flanke von Christoph Kramer und einer Kopfball-Ablage von Kießling aus kurzer Distanz (31.). Vor der Pause verpasste es das Leverkusener Angriffsduo die Führung auszubauen. Kurz nach der Pause schien die Partie schon entschieden, als Kießling dann mit einem trockenen Schuss in kurze Eck doch noch traf (55.) und Haching lange Zeit nur Halbchancen zustande brachte.

Der Angstgegner war dann chancenlos, als Mittelfeldspieler Ulrich Taffertshofer zu beherzt zur Sache ging und die gelb-rote Karte nach einem Foul an Kevin Kampl sah (80.) und Karim Bellarabi auf 3:1 erhöhte (83.). "Am Ende ist es schon irgendwie unglücklich, wir haben das Spiel unseres Lebens gemacht", sagte Thomas Steinherr, der die Mannschaft in ihrer besten Phase angeführt hatte. Für Präsident Manfred Schwabl war es trotzdem "für ganz Unterhaching ein positiver Tag". Und als Trainer Claus Schromm gefragt wurde, ob er nun eher enttäuscht oder stolz sei, sagte er: "Natürlich beides."

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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