DFB-Pokal gegen FC Bayern:Leipzig giftet gegen den Schiedsrichter

Lesezeit: 3 min

  • Der FC Bayern gewinnt ein begeisterndes Pokalspiel gegen RB Leipzig. Danach gibt es Diskussionen über die Schiedsrichterleistung.
  • Vor allem Leipzigs Trainer geht Referee Felix Zwayer hart an.
  • Hier geht es zur Bayern-Einzelkritik, hier geht es zu den Ergebnissen im DFB-Pokal.

Von Saskia Aleythe, Leipzig

Weit oben in der Leipziger Arena lagen sich Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß in dieser Nacht in den Armen, Ralph Hasenhüttl bekam davon nichts mit. Vor der Gästekurve hievte sich Arjen Robben mit letzter Kraft blassbrüstig zum Siegerjubel, auch das blieb dem Trainer der Leipziger verborgen. Er stand da, am Spielfeldrand der eigenen Arena: frustriert, schwer getroffen, leerer Blick. Ja: Hasenhüttl litt.

Der Schmerz versteckt sich manchmal auf ganz kleinen, stummen Flecken, unweit von anderen, euphoriedurchschüttelten Körpern. Bayern-Torwart Sven Ulreich war nach dem letzten gehaltenen Elfmeter am paralysierten Timo Werner vorbei zur Mannschaft gestürzt, es war 23.29 Uhr in dieser Nacht in Leipzig. 5:4 im Elfmeterschießen, 120 Minuten, der FC Bayern nahm am Ende in diesem Zweitrunden-Spiel des DFB-Pokals gegen RB Leipzig alles mit, was ging.

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"Es war ein dramatischer Pokalfight", sagte Jupp Heynckes, der Siegertrainer, "beide Teams haben sich verausgabt bis zum letzten. Elfmeterschießen ist immer Lotterie". Die Sache war nur: Lotterie wollte Hasenhüttl so gar nicht als Erklärung gelten lassen.

Hasenhüttl kritisiert den Schiedsrichter hart

Große Momente hatten sich Bayern und Leipzig in der Begegnung geliefert, "das war ein heißes Spiel", meinte Robben, "Fußball auf hohem Niveau". In den ersten Reaktionen verblasste dieser allerdings hinter Diskussionen um Schiedsrichter Felix Zwayer. "Unterm Strich waren 22 Akteure sehr gut auf dem Platz heute", sagte Hasenhüttl, "einer konnte das Niveau nicht so ganz halten". Und dann wurde er noch deutlicher. Es sei das passiert, "was keiner sehen wollte: dass so ein Spiel kaputt gemacht wird". Oha.

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Es war nicht nur die gelb-rote Karte gegen Naby Keita in der 54. Minute, die den Leipziger in Rage gebracht hatte, sondern vor allem ein Pfiff zwanzig Minuten zuvor: Arturo Vidal foulte Emil Forsberg verdächtig nah an der Strafraumlinie, Zwayer hob den Arm zum Strafstoß. Und korrigierte sich dann, weil, so wie Hasenhüttl ironisch kommentierte, "der Linienrichter es aus 40 Metern besser sieht. Tut mir leid. Das ist ganz, ganz schwer zu akzeptieren, was da in einem Schiedsrichter vorgeht".

Rummenigge sah die Sache nüchterner, was sich als Vorstandschef des Siegervereins freilich leichter fällt. "Da muss man nicht mit Insidern diskutieren, der Schiedsrichter hat entschieden", so Rummenigge, "und Felix Zwayer gehört zu dem besten Schiedsrichtern in Deutschland". Ohnehin hatten dann ja auch die Münchner eine Entscheidung strittiger Qualität hinzunehmen: Dass Yussuf Poulsen in der 67. Minute bei Jérôme Boateng einfädelte und einen Strafstoß einheimste, war ebenfalls fragwürdig.

"Auch wenn der Yussuf mein Freund ist: Das ist kein Elfmeter für mich", sagte Joshua Kimmich, der zu Leipziger Zeiten einst sein Mitbewohner war. Boateng selbst bezeichnete die Entscheidung als "Witz", aber, so konnte man das auch sehen: "Am Ende war es ausgleichende Gerechtigkeit".

Für Jupp Heynckes stellte die schwerste Prüfung nach seiner Rückkehr zum FC Bayern nicht nur wegen der gewonnenen Lotterie eine willkommene Auswärtsfahrt dar: Am Samstag kommen die Leipziger schließlich im Kampf um die Tabellenführung der Bundesliga nach München, da ist so ein Einblick in die Kräfteverhältnisse zur Vorbereitung ganz nützlich. Es war schon nach Mitternacht, als der 72-Jährige über ein Team sprach, "das taktisch hervorragend ausgerichtet ist" und "vor allen Dingen auch im kämpferischen und läuferischen Bereich erstklassig ist". Sein eigenes Team meinte er dabei nicht.

Dass der FC Bayern mehr als eine Stunde lang in Überzahl spielte und trotzdem ins Elfmeterschießen gehen musste, war der schlechten Chancenverwertung geschuldet, offenbarte aber auch tieferliegende Defizite: Dem Pressing der Gastgeber konnte sich die Mannschaft kaum entziehen, Leipzig spielte zudem schneller und variabler. Torwart Peter Gulasci, der in der Verlängerung noch zwei Mal gefährliche Angriffe abwehrte, klang dann auch schon viel weniger verbittert als sein Trainer.

"Es war das dritte Spiel gegen die Bayern und wir können sagen, dass wir ein Unentschieden geholt haben", meinte Gulasci, um folgerichtig zu schließen: "Am Samstag kommt das vierte Spiel". Und so konnte man als Leipziger dann auch mit einem anderen Gefühl aus dem Abend gehen als einem Gefühl der Enttäuschung. Es wird enger für die Bayern. Und in der Bundesliga gibt's kein Elfmeterschießen.

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