DFB-Elf vor dem Irland-Spiel:"Die Stimmung ist nicht schlecht, die ist gut"

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Demonstrativ stellt Bundestrainer Joachim Löw nach dem 0:2 gegen Polen seine Gelassenheit zur Schau. Große Veränderungen plant er für das Qualifikationsspiel gegen Irland nicht. Warum auch?

Von Carsten Eberts

Seine Gelassenheit stellt Joachim Löw mit Hingabe zur Schau. "Wen würden Sie denn nominieren?", ruft er vom Podium herunter und lässt den Reporter einige Namen nennen, die dessen Ansicht nach gut in den aktuellen DFB-Kader passen würden. Der Hamburger Matthias Ostrzolek fällt dem Mann ein, auch Pierre-Michel Lasogga oder Toni Jantschke schlägt er vor.

Löw feixt, hört zu. Dann lässt er den Reporter wissen, dass er dessen Eingebungen schätze - aber doch lieber selbst über die Nominierung von Nationalspielern entscheide. Das überraschende 0:2 in Warschau gegen die Polen hat keine tiefen Spuren hinterlassen, das macht Löw deutlich am Montagmittag in Essen.

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Die Öffentlichkeit wird hier keinen Bundestrainer erleben, der nach dem jüngsten Misserfolgserlebnis seine Mannschaft geißelt. Löw öffnet seine Wasserflasche, grinst breit, macht ein Witzchen. Alles in Ordnung, sagt seine Körpersprache aus. Schon direkt nach dem Polen-Spiel, als seine Weltmeister-Nationalelf im Auslassen bester Torgelegenheiten überzeugte, hatte der Bundestrainer um Nachsicht geworben. So auch jetzt.

Er habe sich die Partie noch einmal in großen Teilen angesehen - die meisten Dinge hätten ihm gefallen. Er habe eine gute Organisation gesehen, einen guten Vortrag von der Defensive bis in die Offensive. Fast alle Vorgaben seien erfüllt worden.

"Das einzige Manko war, dass wir keine Tore erzielt haben", erklärte Löw: "Hätten wir keine Chancen gehabt und das Spiel verloren, wäre das ärgerlicher. Aber die Spielanlage war absolut in Ordnung. Das müssen wir so akzeptieren." Die Leistung gegen die Polen sei - so kurios es klinge - besser gewesen als zuvor beim Sieg gegen Schottland. Gegen Irland am Dienstagabend würden die Tore schon wieder fallen. Dann ein Schlückchen aus dem weißen Espressotässchen. Wirklich alles in Ordnung.

Etwas deutlicher hatte sich zuvor Nationalelf-Manager Oliver Bierhoff geäußert, der früher selbst Stürmer war - und zeitweise ebenfalls häufig am Tor vorbeischoss. Die schlechte Chancenverwertung sei "reine Kopfsache", erklärte Bierhoff. Man sollte erst ein Tor schießen und dann wieder zaubern.

Löw gab ebenfalls Einblicke ins Innenleben der Mannschaft. Das Team wirke nicht so "tief enttäuscht, als dass ich da jemanden aufrichten müsste", sagte Löw. Natürlich sei eine "gewisse Selbstkritik" spürbar, nach 28 Torchancen gegen Polen, die im Endeffekt doch kein Tor ergaben. "Aber die Stimmung in der Mannschaft ist nicht schlecht, die ist gut", sagte er.

Gegen Irland am Dienstagabend muss er personell lediglich auf den Gladbacher Christoph Kramer verzichten, der mit Grippesymptomen abgereist ist. Für Kramer könne er sich eine defensive Lösung mit dem Hoffenheimer Sebastian Rudy oder dem Dortmunder Matthias Ginter vorstellen, die Kramers guten Vortrag gegen Polen positionsgetreu imitieren könnten.

Aber er könnte sich auch eine offensivere Variante vorstellen. Erneut in der Startelf soll der Leverkusener Karim Bellarabi stehen, der Löw beim Debüt in Warschau ebenfalls "überzeugt" hat.

Auf den Außenverteidigerpositionen will Löw ein weiteres Mal auf Antonio Rüdiger (VfB Stuttgart) und Erik Durm (BVB) setzen. Beide seien "im Moment die erste Option", so Löw, überhaupt sehe er auf dieser Position aktuell "keine große Problematik". Nachnominieren werde er niemanden. Aber anhören, was Außenstehende vorschlagen, kann ja nicht schaden.

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