DFB-Elf gegen Polen in Frankfurt:Ein Fußballplatz wie eine Seenplatte

Deutschland gegen Polen in Frankfurt - das gab es schon mal: bei der WM 1974. Es war eine Wasserschlacht.

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Wer das Finale der Weltmeisterschaft 1974 erreichen würde, sollte sich am letzten Spieltag der Zwischenrunde entscheiden: Deutschland genügte ein Unentschieden, Polen musste gewinnen. Am Tag vor dem Spiel hatte es nur leicht geregnet. Doch kurz vor dem Anstoß am 3. Juli ging ein Wolkenbruch nieder: In 40 Minuten fielen 14 Liter Regen pro Quadratmeter. Das Spielfeld glich einer Seenplatte im Miniaturformat.

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Mit Besen und Walzen versuchten Helfer, den Platz vom Wasser zu befreien. Die Frankfurter Feuerwehr rückte an und pumpte Wasser ab. Später hieß es, die Feuerwehr habe die deutsche Hälfte nicht bearbeitet - Polen habe dadurch nicht kombinieren können. 25 Jahre nach dem Spiel erklärte Polens Trainer Kazimierz Gorski diese These für unsinnig, Polen habe ja die Seiten gewählt. Mit 31 Minuten Verspätung pfiff Schiedsrichter Erich Linemayr das Spiel um 16:31 Uhr an. Der Platz war trotz aller Versuche geblieben, was er war: unbespielbar.

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Deutschland trat zwar mit Sepp Maier, Gerd Müller und Franz Beckenbauer an. Doch viele Experten hielten Polen für stärker. Die Mannschaft verfügte über eine torgefährliche Offensive: Grzegorz Lato wurde später Torschützenkönig des Turniers, Kazimierz Deyna der drittbeste Spieler. Beckenbauer soll viele Jahre nach der WM gesagt haben: "Bei normalen Verhältnissen hätten wir wahrscheinlich keine Chance gehabt."

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Es dauerte nicht lange, bis das Publikum das erste Mal zu raunen begann. Die Spieler rutschen über den Rasen, die Pfützen fingen Pässe ab, und selbst der gewöhnlich elegant spielende Franz Beckenbauer trat am Ball vorbei. Es war eine Wasserschlacht.

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Zwar spielte Polen ohne den verletzten Andrej Szarmach, der im Turnier schon fünf Tore geschossen hatte. Doch Deutschlands Torwart Sepp Maier musste derart viele Schüsse abwehren, dass die Menschen später vom "Spiel seines Lebens" sprachen. Erst hielt er einen Distanzschuss von Robert Gadocha. Dann parierte er mit der Brust gegen Grzegorz Lato und stürzte sich in den Nachschuss von Gadocha - und das alles noch vor dem Halbzeitpfiff.

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Nach der Pause war der Platz zumindest ein bisschen getrocknet. Deutschlands Linksaußen Bernd Hölzenbein nutzte das, um in den Strafraum zu dribbeln. Franciszek Smuda foulte ihn, Schiedsrichter Linemayr gab Elfmeter für Deutschland. Weil Uli Hoeneß schon gegen Schweden vom Punkt getroffen hatte, versuchte er es erneut. Doch Torwart Jan Tomaszewski ahnte die Ecke und parierte. Auf der Anzeigetafel stand weiterhin ein 0:0.

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Dass Gerd Müller in der 75. Minute das entscheidende Tor schoss, überrascht nicht: In 62 Spielen für Deutschland gelangen ihm 68 Tore. Polen versuchte mit aller Gewalt auszugleichen, aber im deutschen Tor hielt Sepp Maier alles. Es blieb beim 1:0, Deutschland erreichte das WM-Finale - und gewann mit 2:1 gegen die Niederlande. Die Walzen stehen heute noch im Frankfurter Stadion-Museum. Dass sie am Freitag zum Einsatz kommen, ist unwahrscheinlich: Die Metereologen erwarten nur kleinere Schauer.

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