Miroslav Klose beim DFB:Vom Besten lernen

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Joachim Löw (links) und Miroslav Klose in Eppan. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Miroslav Klose, mit 16 Toren WM-Rekordtorschütze, ist beim DFB für das Stürmer-Training zuständig.
  • Von der Leistung der verbliebenen Stürmer Timo Werner und Mario Gomez hängt der Erfolg der Nationalmannschaft ganz entscheidend ab.
  • Werner ist Löws favorisierter Stürmer - aber Gomez hat die Qualitäten, die Werner fehlen.

Von Sebastian Fischer, Eppan

Man muss ihm schon auf die Strümpfe schauen, um zu sehen, dass er aus einer anderen Zeit kommt. Als die Fußballer der deutschen Nationalmannschaft zum letzten Mal in Südtirol zum Training auf den Platz joggten, trugen die meisten nur kurze Socken über weißen und bunten Schuhen. Miroslav Klose spielte mit, zumindest beim Aufwärmen in den ersten 15 Minuten, etwas behäbig vielleicht, aber passsicher. Doch er hatte zu schwarzen Schuhen schwarze Stutzen an, und er hatte sie sauber unter dem Knie gefaltet.

So war das nun mal Mode, als er noch jung war, als er als Stürmer noch selbst die Tore schoss, 16 bei Weltmeisterschaften, so viele wie niemand sonst. Inzwischen ist Klose fast 40, an diesem Samstag hat er Geburtstag, und er ist in der Nationalmannschaft nur noch der Assistenztrainer mit dem Spezialgebiet Angriff. Aber wie man bei einer WM am besten das Tor trifft, das kann er schon noch beurteilen.

Klose lobt die deutsche Offensive

Wie gut die Offensive drauf sei, das wurde Klose also nach dem Abschlusstraining der Mannschaft vor dem letzten Testspiel vor der WM an diesem Freitagabend gegen Saudi-Arabien gefragt. Klose überlegte und sagte: "sehr gut". Es wäre für den deutschen Fußball nicht so schlecht, wenn er damit recht hätte. Denn den Beweis muss diese Offensive natürlich erst noch liefern.

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Der DFB-Teammanager versucht, die Debatte um die Nationalspieler Özil und Gündoğan zu beenden. Vor dem letzten WM-Test am Freitag appelliert er an die deutschen Zuschauer.

Die deutschen Angreifer fliegen am Dienstag etwas dezimierter nach Russland, als es in den vergangenen Wochen erwartet worden war, da Bundestrainer Joachim Löw am Montag überraschend entschied, den Stürmer Nils Petersen und den Flügelspieler Leroy Sané nicht mit nach Russland zu nehmen. Die deutsche Offensive, das sind nun streng genommen nur noch zwei zentrale Stürmer, Timo Werner und Mario Gomez, sowie die offensive Mittelfeldreihe dahinter: Marco Reus, Julian Draxler, Mesut Özil, Thomas Müller und Julian Brandt. "Wenn wir die Außenbahnen dazu nehmen, haben wir jetzt, 2018, die beste Offensive, seit ich bei der Nationalmannschaft bin", sagte Klose dem kicker.

Klose war von 2001 bis 2014 Nationalspieler, seit 2016 lässt er sich beim DFB zum Trainer ausbilden, von der kommenden Saison an übernimmt er erstmals eine eigene Mannschaft, die U 17-Junioren des FC Bayern, die gerade gegen RB Leipzig um den Einzug ins Finale um die Meisterschaft spielen und am Mittwoch das Hinspiel 3:0 gewannen. In Eppan kümmerte sich Klose nun um den gesamten Offensivbereich der Nationalelf, nicht nur um Werner und Gomez. Er studierte Trainingsvideos, harmonisierte Lauf- und Passwege, Anlaufwinkel und Abstände.

Gomez sagte, Klose nehme inzwischen mehr Einfluss als zu Beginn, gebe gezielte Anweisungen und Hilfestellungen. "Ich bin extrem involviert", sagte Klose. Auch die Entscheidung, Sané auszumustern, habe er mitgetragen, obwohl dieser bei Manchester City eine herausragende Saison spielte und wohl der beste Nationalspieler für Eins-gegen-eins-Situationen ist. "Er weiß, dass er unheimlich talentiert ist", sagte Klose, aber Sané könne im Nationalteam "nicht so oft zünden wie in der Premier League". Zünden müssen nun die anderen.

Es ist kein großes Geheimnis, dass seit seinen Auftritten beim Confed Cup 2017 wohl Timo Werner, 22, Löws favorisierter Stürmer im System mit einer Spitze ist. Werner werde auch am Freitag gegen Saudi-Arabien spielen, sagte Klose. Mario Gomez, 32, ist somit die Ergänzung. "Ich habe nicht vor, Timo Werner ein Bein zu stellen, damit er hinfällt und nicht spielen kann", sagte Gomez, er wünsche dem Kollegen Erfolg, "so war es immer schon bei mir".

Klose hat selbst mit Gomez gespielt, das Verhältnis sei immer sehr fair gewesen, sagte er und lobte Gomez' Qualitäten im Strafraum: "Ich fand ihn fantastisch." Er lobte auch Werners Dynamik. Allerdings fehle dem Angreifer aus Leipzig, der dort einen der Nationalmannschaft fernen Konterfußball spielt, doch noch etwas zur Weltspitze, findet Klose. Anders als etwa die Engländer mit Harry Kane haben die Deutschen nicht den einen Spieler, der alle Fähigkeiten eines Stürmers in sich vereint.

Als Klose nun über das Training in Eppan sprach, sagte er, die Einheiten seien nicht auf Gomez oder Werner zugeschnitten gewesen. Es sei für die Verteidiger ja wichtig, mal gegen einen robusten und mal gegen einen schnellen Stürmer zu spielen. Werner ist der schnelle, Gomez der robuste. Nur ist die Stärke des einen eben auch die leise Schwäche des anderen.

Jener deutsche Angreifer, der als Letzter schnell war und trotzdem robust genug, um sich im Strafraum zu Hause zu fühlen, ist jetzt der Assistenztrainer. Doch auch Klose musste sich ja mal beweisen. 2002, bei seiner ersten WM, war er noch nicht mehr als ein junger Bundesligastürmer beim 1. FC Kaiserslautern. Und dann traf er, in seinem ersten WM-Spiel, die Stutzen unter dem Knie gefaltet, dreimal gegen Saudi-Arabien.

© SZ vom 08.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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