Deutschland
Mario Götze
Das größte deutsche Talent, Finaltorschütze, Weltmeister: Jedes kickende Kind träumt davon, einmal wie Mario Götze zu sein. Und jetzt verbringt der Dortmunder die WM vor dem Fernseher: Götze wird in Russland nicht einmal auf der Bank sitzen, er fehlt komplett im deutschen Kader. Die Nicht-Nominierung ist seine jüngste Enttäuschung in einer von Formtiefs und gesundheitlichen Problemen getrübten Zeit seit dem Finale von Rio. Trotzdem wird er es beim DFB weiter versuchen, schließlich kann man mit 26 mindestens noch eine WM spielen. Dann vielleicht auch wieder als Held.
Frankreich
Kingsley Coman
Bayerns Kingsley Coman fährt nicht zur WM, doch das hat nichts mit seiner Leistung oder dem phänomenal gut besetzten französischen Kader zu tun. Sondern mit einer nicht ausgeheilten Verletztung: Coman zog sich im Februar im Bundesligaspiel gegen die Hertha einen Syndesmoseriss zu und ist noch nicht wieder ganz fit. Im Pokalfinale durfte er zwar die letzten 20 Minuten ran, aber bei der Équipe Tricolore reicht es nur für die Reserveliste. Bitter: Bei der EM vor zwei Jahren war er außer gegen die Deutschen noch in jedem Spiel zum Einsatz gekommen.
Brasilien
David Luiz
Der Brasilianer hatte die Seleção bei der Heim-WM 2014 noch als Kapitän angeführt, jetzt steht er nicht mal im Aufgebot. Angesichts von insgesamt nur 17 Einsätzen für Chelsea in der vergangenen Saison ist das durchaus nachvollziehbar. Dass Nationaltrainer Tite stattdessen den Ex-Kölner Geromel, aktuell beim brasilianischen Erstligisten Gremio Porto Alegre unter Vertrag, mitnimmt, ist dagegen eine Überraschung. Die voraussichtliche Stamm-Innenverteidigung besteht demnach aus Inter Mailands Miranda und Thiago Silva. Klingt das weltmeisterlich?
England
Joe Hart
Englische Keeper haben es, speziell in der Öffentlichkeitswahrnehmung, noch nie leicht gehabt. Bei Joe Hart läuft es in den letzten Jahren selbst für einen Vertreter dieser Gattung bescheiden. Erst wurde er bei Manchester City auf die Reservebank verfrachtet, dann an den FC Turin und West-Ham ausgeliehen, wo er zuletzt nur zweite Wahl war. Dass Hart nun nicht für die WM nominiert wurde, passt ins Prinzip von England-Chefcoach Southgate, der auf Leistung statt auf Namen setzt und auch Spieler wie Jack Wilshere nach dessen enttäuschender Saison mit Arsenal zu Hause lässt. Für Hart ist es natürlich trotzdem eine Enttäuschung.
Belgien
Radja Nainggolan
Der Belgier Radja Nainggolan wird der WM in Russland rein optisch abgehen. Volltätowierter Hals und Oberkörper, rasierte Augenbrauen und ständig wechselnde Frisuren (gerne eingefärbter Irokese) gehören zum Repertoire des Roma-Spielers, der der neuen taktischen Ausrichtung des belgischen Teams zum Opfer fiel. Gerade noch schoss Nainggolan zwei Treffer im Champions-League-Halbfinale, doch Trainer Roberto Martinez erklärt: "Wir wissen, dass Radja bei seinem Verein eine wichtige Rolle spielt. Wir können ihm so eine Rolle in unserem Team nicht geben." Er setzt auf andere Spieler, der 30-jährige Nainggolan erklärte kurzum seinen Rücktritt. Von nun an sei er der "erste Fan".
Schweden
Zlatan Ibrahimovic
Was wäre eine solche Liste ohne Zlatan Ibrahimovic? Was wäre überhaupt eine WM ohne Zlatan? So sieht das zumindest Ibrahimovic selbst. Kürzlich lieferte er genau diese Frage beim amerikanischen Talkshow-Host Jimmy Kimmel - die letzte in einer Reihe von Anspielungen, die seinen Rücktritt vom Rücktritt andeuteten. Damit wird es jetzt allerdings doch nichts, wie der schwedische Verband mitteilte: "Zlatan Ibrahimovic hat vor einiger Zeit entschieden, nicht mehr für das Nationalteam zu spielen - und er hat seine Meinung nicht geändert". Trotzdem wird Ibrahimovic in Russland sein - als gut bezahlter Repräsentant einer Kreditkartenfirma.
Spanien
Javi Martínez
Spanien gehört zu den Teams, die von jeher über einen Überschuss an fußballerischer Qualität verfügen - speziell im zentralen Mittelfeld. Trotzdem hatte es der Defensivmann von den Bayern in den letzten Jahren konstant in die Aufstellung von Trainer Lopetegui geschafft. Vielleicht auch, weil er deutlich mehr defensive Stabilität brachte als etwa die Offensivkünstler Iniesta und Thiago. Dieses Mal darf Martínez seinem Vereinkollegen also nicht zum Trainingslager der Seleccion folgen. Das hatte sich schon angedeutet, als der Baske im März überraschend gegen Deutschland ohne Angabe von Gründen nicht zum Aufgebot gehörte.
Frankreich
Karim Benzema
An dieser Stelle muss man sagen, dass Karim Benzema schon seit seiner Ausbootung 2015 - er war in die Erpressungsaffäre um Mathieu Valbuena verstrickt - nicht mehr in die französische Nationalmannschaft berufen wurde. Wirklich überraschend kommt seine Nicht-Nominierung also nicht. Trotzdem wird ein Stürmer, der gerade sowohl im Halbfinale als auch im Finale der Champions League getroffen hat, in Russland fehlen. Gleichzeitig kann sich Nationalcoach Didier Deschamps einen solchen Schritt leisten, er hat ja noch Kaliber wie Antoine Griezmann oder Kylian Mbappé im Kader. Da bleibt selbst für einen wie Alexandre Lacazette nur der Sommer-Urlaub.
Deutschland
Leroy Sané
Wäre alles normal gelaufen, wäre Leroy Sané natürlich mit zur WM gefahren. Lief es aber nicht. Löw machte in seinem Kader ein Übergewicht auf der linken Außenbahn aus - da ist zum einen Marco Reus, der ausnahmsweise vor einem großem Turnier fit ist, auch Julian Draxler und Julian Brandt können diese Rolle ausfüllen. Sané hat auf Löws Entscheidung immerhin professioneller reagiert als Sandro Wagner und nicht gleich seinen Rücktritt eingereicht. Bleibt zu hoffen, dass die Deutschen nicht im WM-Halbfinale in Rückstand geraten und einen flinken Dribbler wie Sané bringen wollen, den Löw dann vergeblich auf seiner Bank sucht.
Portugal
Nani
Ein bisschen ruhiger ist es schon geworden um den portugiesischen Dribbelkünstler. Nani hat manchen Vereinswechsel hinter sich, von Manchester United ging es über Fenerbahce zu Valencia, wo er letzte Saison an Lazio Rom ausgeliehen wurde. Einzige Konstante während dieser Zeit war die Nationalmannschaft. Seit dem Confed-Cup blieb er aber auch dort außen vor und so muss der Europameister von 2016 jetzt in Russland zuschauen. Er ist allerdings in guter Gesellschaft: Nationaltrainer Fernando Santos strich insgesamt ganze zehn Europameister von 2016 aus seinem WM-Kader, darunter übrigens auch Bayern-Sorgenkind Renato Sanches.
Argentinien
Mauro Icardi
Besonders grotesk mutet auch die Absenz von Mauro Icardi bei der WM an. Der Argentinier von Inter Mailand wurde in dieser Saison Torschützenkönig in der Serie A; das mag vielleicht nicht die beste der fünf europäischen Topligen sein, sollte aber dennoch für einen WM-Startplatz genügen. Nicht im Fall von Icardi: Zwei von vier ihm vorgezogenen Stürmern erzielen ihre Tore ebenfalls in Italien, Gonzalo Higuaín und Paolo Dybala, sind dabei deutlich unerfolgreicher als der Schützenkönig. Während Icardi 29 Mal traf, trugen sich Dybala und Higuaín nur mit 22 respektive 16 Treffer in die Liste ein. Dem Mailänder Kapitän dürfte sein WM-Aus also nicht sonderlich einleuchten.
Niederlande
Elftal
Außerdem fehlen: Oben von links nach rechts: Hans Hateboer, Virgil van Dijk, Marten de Roon, Matthijs de Ligt, Ryan Babel, Jasper Cillessen Unten von links nach rechts: Daley Blind, Tonny Vilhena, Georginio Wijnaldum, Memphis Depay, Ruud Vormer