Deutsche Klubs in der Champions League:Dortmund zurück im Meisterkampf

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Das vermutliche Aus von Borussia Dortmund in der Champions League bedeutet auch: Der Titelverteidiger erhöht seine Chancen in der Bundesliga. Zudem ist das Projekt Borussia in Europa noch nicht endgültig gescheitert. Während Leverkusens Erfolg vor allem auf eins zurückzuführen ist: Lernfähigkeit.

Thomas Hummel

Borussia Dortmund ist jetzt ein ernsthafter Meisterschaftskandidat. Dabei spielt es weniger eine Rolle, dass der Titelverteidiger den FC Bayern besiegte. Schwerer wiegt das Aus in der Champions League. Denn eine Regel besagt: Wer nicht FC Bayern München heißt und international aktiv ist, kann die Schale abschreiben.

Laut Sportdirektor Michael Zorc zu 99 + x Prozent auch in der kommenden Saison bei Borussia Dortmund: Mario Götze. (Foto: dpa)

Der letzte Meister, der an der Champions League teilnahm und nicht aus München kam, hieß zwar Borussia Dortmund. 2002 scheiterte der Klub in der Vorrunde und stand später im Uefa-Cup-Finale. 1995 und 1996 erreichte die Borussia nebst Meisterschaft sogar die K.-o.-Runde der Champions League. Doch das waren die Zeiten von Möller, Sammer, Riedle - eine hoch gerüstete Truppe, die Dortmund zwar Erfolge, aber später auch fast den finanziellen Ruin einbrachte.

Nach der dritten Auswärtsniederlage in der Champions League (1:2 bei Arsenal London) müssen die Dortmunder nun Olympique Marseille mit vier Toren Differenz besiegen, um eine Chance auf das Achtelfinale zu haben. Die "Gefahr" eines Weiterkommens ist also relativ klein. Selbst das Erreichen von Platz drei und der Europa League käme nach den bisherigen Ergebnissen eher überraschend. Folgerichtig wäre es, die Dortmunder Jungs (wie sie ihr Trainer Jürgen Klopp nennt) würden gegen Marseille rennen und kämpfen, vorne ein paar Chancen vergeben und hinten zwei reinkriegen.

Die Hoffnung des deutschen Fußballs, dass Borussia Dortmund sich als zweiter deutscher Klub neben dem FC Bayern in der Champions League etabliert, muss mindestens verschoben werden. Der im Altersschnitt jüngste Meister aller Zeiten ist offenbar zu jung für die Doppelbelastung Bundesliga plus Europa. Mit Arsenal, Marseille und Piräus in der Gruppe fällt das Argument der übermächtigen Gegner jedenfalls aus. In der vergangenen Meistersaison war die damals noch jüngere Borussia ja sogar in der Europa-League-Vorrunde gescheitert.

Dennoch wäre das Projekt Dortmund selbst mit dem letzten Platz in der Champions-League-Gruppe nicht endgültig gescheitert. Der Abend in London hielt da eine tatsächlich gute Nachricht für Dortmund parat: "Im Fußball gibt es zwar nie 100 Prozent, aber ich sage zu 99 + x Prozent wird Mario Götze in der nächsten Saison bei Borussia Dortmund spielen. Jetzt kann man das Thema in eine dicke Kiste tun, und zwar solange bis Spinngewebe drauf gewachsen ist", sagte Sportdirektor Michael Zorc.

Stimmen zur Champions League
:"In uns steckt soviel Potenzial"

Freude und Frust: Nach dem Last-Minute-Sieg gegen den FC Chelsea feiert Bayer Leverkusen ausgelassen den Einzug ins Achtelfinale der Champions League. Die 1:2-Pleite von Meister Borussia Dortmund gegen Arsenal sorgt dagegen für Enttäuschung - vor allem die schwere Gesichtsverletzung von Sven Bender schockiert die Beteiligten.

Die Reaktionen im Überblick

So könnte die Zukunft für die Borussia folgendes Szenario bereithalten: Sie scheidet in Europa aus, erspielt sich gerade deshalb sicher einen der ersten drei Plätze in der Bundesliga und wird in der kommenden Saison den nächsten Anlauf unternehmen.

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Trotz des Dortmunder Ausfalls muss sich auch der deutsche Fußball nicht grämen. Denn es zogen trotzdem vorzeitig zwei Klubs ins Achtelfinale der Königsklasse ein. Und dass es neben dem FC Bayern diesmal Bayer Leverkusen geschafft hat, kommt so überraschend und ungeplant wie ein kranker Mitarbeiter, der viel zu früh und kerngesund plötzlich wieder im Büro auftaucht.

Dem unwirklichen Comeback zu Hause gegen den FC Valencia (2:1 nach 0:1) folgte das eindrucksvolle Comeback gegen den FC Chelsea (2:1 nach 0:1). Inzwischen dürfen sogar Simon Rolfes und Michael Ballack gleichzeitig spielen, was eine Qualität des Trainers Robin Dutt verdeutlicht: Lernfähigkeit.

Was so ein Erfolg mit viel Kraftaufwand und großen Emotionen unter der Woche für die Bundesliga bedeuten kann, hat Leverkusen allerdings schon erlebt. Nach dem Erfolg gegen Valencia folgte am Wochenende die Niederlage gegen Schalke. Derzeit steht Leverkusen auf Rang sieben in der Liga. Ob eine Mannschaft, die nicht FC Bayern heißt, nach der Kür Chelsea drei Tage später auch die Pflicht Hertha BSC Berlin erledigen kann, wird nun wieder einmal auf die Probe gestellt. Die Antwort in den vergangenen Jahren lautete fast immer: Nein.

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