Der Flügelflitzer: Das Wettgeschäft:Van Gaal muss gehen! Wetten?

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Ein Wettskandal. Ein Trainer beim FC Bayern in der Kritik. Ein Interview. Eine Auswechslung. Alle Hintergründe zu Louis van Gaal.

Jürgen Schmieder

Die folgende Geschichte ist reine Fiktion. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und Ereignissen sind zwar gewollt, haben mit der Realität jedoch nichts zu tun.

Ein Trainer. Ein Interview. Eine Wettquote. Louis van Gaals Job ist in Gefahr. (Foto: Foto: AP)

München, vor drei Wochen. Das Telefon klingelt, auf dem Display erscheint eine Nummer mit der Vorwahl "+852" - die russischen Freunde können es also nicht sein, der Anruf stammt aus Hongkong. "Quote gut für Rauswurf van Gaal", sagt jemand aufgeregt in gebrochenem Deutsch. "Wir was drehen! Van Gaal muss weg! Du helfen! Viel Geld!"

Ein Besuch auf den Webseiten der chinesischen Buchmacher zeigt die Quote für den Fall, dass Louis van Gaal noch vor der Jahreshauptversammlung am 27. November entlassen wird: 5,2 zu eins. Wer 200.000 Euro setzt, bekommt 1.040.000 Euro zurück. Einsatzlimit gibt es keines. Wer gibt sich schon mit Regionalligaspielen ab, wenn bei so etwas mitmachen kann?

Die erste Aufgabe: Unruhe im Verein schüren. Weil wir zusichern können, dass der FT München-Gern in dieser Saison durch einige zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen und seltsame Eigentore noch den Aufstieg in die Kreisliga schaffen wird, ist der ehemalige Gern-Spieler Philipp Lahm bereit, ein Interview in einer großen Tageszeitung zu geben.

Weil wir außerdem zusichern können, dass Fenerbahce Istanbul in dieser Saison wegen ähnlicher Vorfälle wie in München-Gern auf keinen Fall türkischer Meister wird (Christoph Daum!) ist Uli Hoeneß bereit, eine Replik in einer großen Wochenzeitung zu verfassen.

Aufgabe zwei: einen zweiten Brandherd aufmachen. Luca Toni willigt spontan ein, das Stadion sofort nach seiner Auswechslung zu verlassen, als er von der Happy Hour im "Hugos" am Samstagnachmittag von 16.30 bis 17 Uhr hört. In der Zwischenzeit sorgt der chinesische Anrufer dafür, dass eine Münchner Zeitung ein Interview mit Mark van Bommel auf der Homepage der holländischen Nationalmannschaft falsch übersetzt und ihm quasi in den Mund legt, dass er mit der Entlassung van Gaals rechnet. Auch Franz Beckenbauer gibt Interviews; die sind jedoch authentisch, weil beim Kaiser selbst die Wettmafia machtlos ist.

Nun müssen die Fans gegen den Trainer aufgebracht werden, das muss wieder von Deutschland aus gesteuert werden. Also werden Menschen in die Fanklubs eingeschleust, die bei jedem Spiel von der 30. Minute an - also jenem Moment, in dem die meisten Zuschauer des FC Bayern kurz vor dem Wegdösen sind - ein Pfeifkonzert starten und die ersten "Van-Gaal-raus"-Plakate hochhalten sollen. Der Plan misslingt, weil die Mannschaft derart schlecht spielt, dass die Fans bereits von der 15. Minute an pfeifen und eigene Transparente hochhalten.

Die letzte Aufgabe übernimmt dann wieder der chinesische Anrufer. Auch wenn nach all den Störfeuern scheinbar sicher ist, dass der FC Bayern am Mittwoch gegen Maccabi Haifa nicht gewinnt, will der Chinese kein Risiko eingehen. Er verspricht Girondins Bordeaux die Dienste von vier französischen Schiedsrichtern bei den nächsten Ligaspielen, sollte Bordeaux gegen Juventus Turin verlieren.

Es kann also eigentlich nichts mehr schiefgehen mit der Entlassung von Louis van Gaal - und schließlich gibt es bereits ein zweites Wettangebot auf den Seiten der chinesischen Anbieter. Man kann auf den Nachfolger van Gaals wetten. Die Quoten für den Trainer Lothar Matthäus sind verdächtig gut - und gerade klingelt das Telefon.

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