FC Bayern München:"Lahm hat in fast allen Punkten unrecht"

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Gegenangriff des Bayern-Managers: Uli Hoeneß widerspricht den inhaltlichen Appellen von Philipp Lahm und verschärft seine Attacken gegen den Berater des Abwehrspielers.

Dem FC Bayern München stehen erneut turbulente Tage bevor. Nach den Diskussionen um das SZ-Interview von Philipp Lahm ging Bayern-Manager Uli Hoeneß nun zum Gegenangriff über und konterte in zwei Interviews mit der Tageszeitung Die Welt am Mittwoch und dem Wochenblatt Die Zeit am Donnerstag die geäußerten Vorwürfe. Nachdem die Vereinsführung bisher immer kritisiert hatte, dass Lahm das Interview entgegen den Regeln kurz vor einem Spiel und ohne Autorisierung der Pressestelle gegeben habe, setzte sich Hoeneß erstmals öffentlich mit den inhaltlichen Aspekten auseinander. "Lahm hat in fast allen Punkten unrecht", sagte Hoeneß.

Bayern-Manager Uli Hoeneß widerspricht Philipp Lahm. (Foto: Foto: ddp)

Lahms Forderung nach einer Spielphilosophie und einem festen System wies er zurück. "Lächerlich! Was glauben Sie, was passiert, wenn renommierte Trainer zu dir kommen und du sagst, da sind die Spieler, und du musst jetzt unser System spielen? Franz Beckenbauer hat die einzig richtige Antwort gegeben: Das System ist überhaupt nicht entscheidend, denn eine gute Fußballmannschaft muss verschiedene Systeme spielen können. Die Spielphilosophie bestimmt der Trainer." Gegenbeispiele lässt Hoeneß nicht gelten: Barcelona? "400 Millionen Schulden: super Philosophie!". Auch die Kritik an der Verpflichtung von Arjen Robben und den damit verbundenen Konsequenzen fürs Spielsystem entgegnete Hoeneß.

Zudem verschärfte der Bayern-Manager in dem bereits am Montag geführten Gespräch mit der Zeit die Angriffe gegen Lahms Berater Roman Grill und bezichtigte ihn, die Unwahrheit gesagt zu haben. "Lahm liegt zu 90 Prozent falsch, und jetzt sage ich Ihnen, wer dahintersteckt: Roman Grill, sein Berater, der ja auch mal hier gearbeitet hat, will seinen Mandanten positionieren - als Kapitän, als Führungsfigur. Heute Morgen frage ich Grill am Telefon: Wieso erklärst du in der Öffentlichkeit, dass Philipp Lahm schon zwei-, dreimal beim Vorstand war? Du weißt genau, dass das nicht so ist. Und er antwortet mir: Wie soll er sich sonst profilieren? Das war die Antwort. Ist das nicht beschämend?! Da habe ich gesagt: Jetzt weiß ich Bescheid, ich wünsche dir noch einen schönen Tag!"

Nach Meinung von Hoeneß ist nicht nur bei Lahm der Einfluss von Grill spürbar, sondern auch bei dem für den Hamburger SV spielenden Grill-Klienten Piotr Trochowski und dem Münchner Ersatztorwart Michael Rensing. Der gebe jede Woche ein Interview, seit er sich von Grill beraten lässt. "Und was für ein Schmarren er erzählt hat! Die letzten Chancen, hier erster Torwart zu werden, hat er sich durch die Interviews genommen. Das kann es doch nicht sein!"

Über die Zukunft von Trainer Louis van Gaal äußerte sich Hoeneß verhalten: "Wir werden sehen, ob das am Ende funktioniert. Ich habe Hoffnung, dass sich alle Beteiligten der Situation anpassen. Wenn sie sich nicht anpassen, dann wird es ein Problem geben, keine Frage." Der Bayern-Manager, der auf der Jahreshauptversammlung am 27. November ins Präsidentenamt wechseln möchte, glaubt nicht, dass es heutzutage mögliche ist, über mehrere Jahre an einem Trainer festzuhalten - vor allem nicht beim FC Bayern und der dort herrschenden Drucksituation. "Louis van Gaal sagt, so etwas habe er noch nie erlebt."

An dieser Drucksituation seien auch die Medien schuld, vor allem das Internet. "98 Prozent der Leute schauen den ganzen Tag in ihre Blackberrys, in ihre Computer und werden befeuert und aufgefordert: Bitte machen Sie diese oder jene Umfrage: 'Hat Lahm recht oder nicht? Würden Sie van der Vaart kaufen oder nicht?' Da werden die Leute doch kirre."

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