De Camargo erlöst Gladbach in Europa League:Kommen, treffen, siegen

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Gegen Limassol kann Borussia Mönchengladbach lange nicht brillieren - bis zur Einwechslung von Igor de Camargo. Mit zwei Toren in zwölf Minuten schießt er Gladbach in die K.-o.-Runde der Europa League. Der VfB Stuttgart zeigt gegen Bukarest eine beeindruckende Partie, ist aber noch nicht weiter.

Den Respekt seiner Mannschaftskollegen hatte er: Igor de Camargo (re.) nach seinen zwei Treffern gegen Limassol. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Borussia Mönchengladbach überwintert in der Europa League: Der Fußball-Bundesligist löste am Donnerstagabend seine Pflichtaufgabe gegen AEL Limassol nach einer schwachen Leistung mit einem 2:0 (0:0)-Sieg. Zugleich profitierte die Borussia von der Niederlage von Olympique Marseille im zweiten Spiel der Gruppe C gegen Fenerbahce Istanbul (0:1). Damit steht Gladbach (8 Punkte) aufgrund des direkten Vergleichs mit den Franzosen (5 Punkte) bereits vor dem letzten Gruppenspiel in Istanbul (13 Punkte) am 6. Dezember in der K.o.-Runde. Gegen den zyprischen Meister sorgte der eingewechselte Igor de Camargo mit seinen Treffern in der 79. und 91. Minute für den zweiten Sieg in der Europa League. Die Runde der letzten 32 Mannschaften findet am 14. und 21. Februar 2013 statt.

"Heute habe ich gezeigt, was ich kann", sagte der zweifache Torschütze De Camargo mit viel Stolz in der Stimme. Sein Trainer Lucien Favre war einfach nur froh, "dass wir durch sind, weil wir nicht gut in diese Europa League gestartet sind". Sportdirektor Max Eberl dagegen konnte sich kaum über den Einzug in die K.o.-Runde freuen. "Geärgert" habe er sich ob der mageren Vorstellung der Gladbacher. Favre hatte vor dem Außenseiter eindringlich gewarnt. Es werde ein schweres Spiel, sagte der Schweizer, der seine Mannschaft im Gegensatz zum 1:2 gegen den VfB Stuttgart auf einer Position veränderte. Für Lukas Rupp rückte Alexander Ring in die Startformation.

Es wurde vor rund 40.000 Zuschauern im Borussia Park das von Favre erwartete Geduldsspiel. Die Zyprer versteckten sich nicht und hatten nach wenigen Sekunden die Führung auf dem Fuß, doch Bebe bekam den Ball frei vor Torhüter Marc-Andre ter Stegen nicht unter Kontrolle. Gladbach suchte bei den kompakt stehenden Zyprern vergeblich nach Lücken, agierte im Spiel nach vorne aber viel zu behäbig und leistete sich zahlreiche Fehler bei der Ballannahme und im Spielaufbau.

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Die Dortmunder sind nach dem 4:1 in Amsterdam begeistert von sich selbst - die holländische Presse reagiert schonungslos. Real-Trainer José Mourinho ist froh, Zweiter in der Gruppe sein zu dürfen. Beim FC Schalke 04 dementiert Stürmer Klaas-Jan Huntelaar, dass er schon im Winter wechselt.

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Wie die Zyprer zu knacken waren, zeigte sich in den wenigen, schnell vorgetragenen Angriffen, die die Borussia aber zumeist selbst schon im Ansatz erstickte. Deshalb versuchte es die Borussia überwiegend aus der Distanz, doch die Schüsse von Juan Arango (6.), Mike Hanke (15.) oder Ring (20.) waren jeweils zu harmlos. Dafür wurden die Gäste mit zunehmender Spieldauer immer mutiger und störten den Spielaufbau der Gladbacher früh, was die Borussia zeitweise völlig aus dem Konzept brachte. Auch ter Stegen ließ sich von der allgemeinen Nervosität anstecken und leistete sich einige Leichtsinnsfehler, die aber ohne Folgen blieben. Kurz vor dem Pausenpfiff hatte Ring nach einer Flanke von Arango die beste Chance, doch seine Direktabnahme klärte Keeper Matias Degra zur Ecke (45.).

In der zweiten Halbzeit das gleiche Bild: Gladbach plan- und ideenlos, die Gäste harmlos. In der 56. Minute schoss Arango aus 18 Metern knapp am linken Pfosten vorbei, eine Minute später vergab Patrick Herrmann freistehend vor Degra. Favre reagierte und brachte nach einer Stunde in Peniel Mlapa einen weiteren Stürmer - es änderte sich aber nicht viel. In der 75. Minute vereitelte Bebe mit einer Notbremse die nächste Großchance für Herrmann und sah dafür die Rote Karte. Der anschließende Freistoß von Arango brachte nichts ein. In der 79. Minute aber erlöste De Camargo seine Mannschaft nach Zuspiel von Havard Nordtveit, kurz vor dem Abpfiff traf der Belgier per Kopf zum Endstand.

In einer furiosen Partie hat der VfB Stuttgart einen wichtigen Schritt in Richtung Zwischenrunde der Europa League gemacht. Die Schwaben feierten am Donnerstag beim rumänischen Rekordmeister Steaua Bukarest nach einer beeindruckenden Vorstellung mit vier Toren in 31 Minuten einen 5:1 (4:0)-Erfolg. Damit kann die Elf von Trainer Bruno Labbadia am 6. Dezember im Gruppen-Endspiel gegen Molde FK das Weiterkommen perfekt machen. Serdar Tasci (5. Minute), Martin Harnik (18.) und die Japaner Gotoku Sakai (23.) und Shinji Okazaki (31.) krönten schon in der ersten Halbzeit die reife, abgeklärte und internationalen Ansprüchen würdige Leistung des VfB. Nach dem Wechsel erhöhte Okazaki (55.) auf 5:0, so dass die Stuttgarter ihre Bilanz wahrten: Noch nie hat der VfB gegen rumänische Klubs verloren. Daran änderte auch der späte Gegentreffer des eingewechselten Mihai Costea (83.) nichts.

War mit seinem Team zufrieden: Stuttgart-Coach Bruno Labbadia nach dem Erfolg gegen Bukarest. (Foto: dpa)

"Wir wollten mit frühen Toren Druck aus dem Hexenkessel nehmen. Wir haben eine unglaubliche erste Halbzeit gespielt", sagte Torschütze Harnik. Christian Gentner dachte schon an das entscheidende Duell gegen Molde. "Mit diesem Selbstvertrauen wollen wir auch das letzte Gruppenspiel angehen", sagte er.

In der National Arena erwischte der wie berauscht aufspielende VfB vor rund 50.000 Zuschauern einen perfekten Start. Nach einem Eckball des starken Zdravko Kuzmanovic stieg Tasci am Fünfmeterraum in die Luft und ließ Steaua-Torwart Ciprian Tatarusanu keine Abwehrchance. Beim zweiten Gegentreffer allerdings sah Bukarests Schlussmann nicht gut aus, als er nach einer erneuten Kuzmanovic-Hereingabe nicht entschlossen genug zum Ball ging und Harnik ohne Mühe aus kurzer Distanz einköpfen konnte.

Die Schwaben zeigten die beste erste halbe Stunde dieser Saison - laufstark, konsequent in der Defensive und vor allem unglaublich effektiv und zielstrebig auf dem Weg zum Tor. Zwei bemerkenswerte japanische Co-Produktionen ließen die Stuttgarter schon früh erneut jubeln. Zunächst passte Okazaki am Strafraum zu seinem Landsmann Sakai. Der Rechtsfuß traf mit links zum 3:0 - sein erster Pflichtspieltreffer für den VfB war gleich ein Traumtor in den Winkel. Nur acht Minuten später revanchierte sich Sakai mit einer perfekt getimten Flanke auf den Kopf des heranrauschenden Okazaki, der zum 4:0 verwandelte.

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Steaua-Trainer Laurentiu Reghecampf reagierte sofort. Der frühere Offensivspieler von Energie Cottbus und Alemannia Aachen brachte in Costea einen Angreifer für Verteidiger Florin Gardos (32.). Bis dahin hatte der rumänische Rekordmeister und aktuelle Liga-Tabellenführer, immerhin dekoriert mit 23 Meisterschaften und 21 Pokalsiegen sowie dem Erfolg im Landesmeisterpokal 1986, dem Treiben der Stuttgarter teilweise staunend und tatenlos zugeschaut.

Richtig gefährliche Chancen erarbeitete sich der "bärenstarke Gegner" (Labbadia vor dem Spiel) allerdings nicht. Dafür hatte Vedad Ibisevic kurz vor der Pause sogar das 5:0 auf dem Fuß, übersah aber den besser postierten Christian Gentner (45.). Rund 1700 Kilometer fern der Heimat machte sich auch nach dem Wechsel das Fehlen des grippekranken Innenverteidigers Georg Niedermeier nicht negativ bemerkbar. Okazaki erhöhte auf 5:0. Die Gastgeber zeigten immerhin Moral und versuchten es auch mit Offensivaktionen. Die Steaua-Fans wurden dann wenigstens noch mit dem 1:5 für ihr nimmermüdes Engagement von den Rängen belohnt.

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