Fußball:Leverkusen: Spieler zoffen, Völler ist gereizt

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Javier Hernández und Karim Bellarabi werden in dieser Szene nicht über gemeinsame Urlaubsziele gesprochen haben. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Bayer Leverkusen spielt beim 1:1 gegen Barcelona gut mit, doch wieder einmal scheitert das Team wegen fehlender Effizienz.
  • Die Stimmung ist mehr als gereizt - zwei Profis zoffen sich offen auf dem Platz.

Von Andreas Morbach, Leverkusen

Es war schon recht leer geworden im Untergeschoss der BayArena, als Leverkusens Lautsprecher kurz in Erscheinung trat. Beine und Oberkörper hinter einer mobilen Trennwand versteckt, lugte Javier Hernández in den Raum, warf mit klarer Stimme einige spanische Sätze in die Runde, dann war der Mann mit dem Spitznamen "Chicharito" verschwunden. Und kam auch nicht wieder, um sich zu seinem ganz und gar unromantischen Tête-à-Tête mit Karim Bellarabi zu äußern.

Ein verweigerter Pass des Kollegen in der Schlussphase regte den Mexikaner derart auf, dass er die Szene an Ort und Stelle erörtern musste. Die Erörterung fiel ungewöhnlich heftig aus - und einigermaßen einseitig: Vehement redete Chicharito Bellarabi ins Gewissen, drängte den Mitspieler mit dem Oberkörper am Ende sogar leicht von sich weg, eine abfällige Handbewegung inklusive.

In der vollbesetzten Arena, wo das Leverkusener Publikum den dramaturgisch hochwertigen Fußballabend verstörend teilnahmslos verfolgte, war so zumindest mal Leidenschaft zu spüren. So interpretierte die Angelegenheit auch Sportdirektor Rudi Völler, der den finalen Disput nach dem 1:1 gegen Barcelona kommentierte: "Manche sagen, dass es bei uns zu ruhig, nicht lebhaft genug ist. Jetzt scheißen sich die zwei gegenseitig zusammen, dann ist es auch nix."

Nix war es vor allem mit Bayers erneutem Sprung ins Achtelfinale der Champions League. Vor dem Anpfiff eine eher theoretische Variante, eröffnete das 0:0 zwischen Rom und Borissow im Parallelspiel der Elf von Roger Schmidt plötzlich die Gelegenheit, mit einem zweiten Tor den drohenden Gang in die Europa League abzuwenden. Doch gegen den Titelverteidiger, der neben vereinzelten Topkräften wie Lionel Messi und Ivan Rakitic vorrangig junges Personal aufbot, praktizierte Leverkusen einmal mehr einen fatalen Hang zum unvollendeten Torschuss.

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Einen 24:4-Kantersieg landete Schmidts Ensemble in dieser Rubrik, am Ende zählten aber nur die Treffer von Messi und Chicharito Mitte der ersten Hälfte. "Ich bin mega enttäuscht. Wenn man weiß, in Rom steht es 0:0, und du schaffst es nicht, diesen Ball noch ein Mal im Tor unterzubringen, ist das ein Drama", erklärte Schmidt nach dem unglückseligen Showdown.

In der Liga führte die Unfähigkeit, eine vertretbare Anzahl der zahllosen Chancen in Tore umzumünzen, auf Rang acht. International geht es für Bayer im Februar nun eine Klasse tiefer weiter - und die Vorfreude darauf hielt sich in Grenzen. "Die Europa League ist im Moment kein schöner Trost", erklärte Mittelfeldmotor Kevin Kampl. "Das muss man akzeptieren", sagte Sportchef Völler nach kurzem Überlegen. "Aber der Herausforderung stellen wir uns, wollen alles tun, um in der Europa League sehr weit zu kommen. Das ist unsere Pflicht."

Die Kür in Europas schicker Umgebung dagegen ist trotz der guten Partie gegen Barça beendet - offenkundig kein schöner Ausblick für den ambitionierten Chicharito. Dessen Tirade gegen Bellarabi ordnete Kampl jenseits der zulässigen Etikette ein. "Beide wissen, dass sich das nicht gehört. Aber es sind halt viele Emotionen mit im Spiel", erklärte der 25-jährige Augenzeuge der Auseinandersetzung: "Klar hab' ich das mitbekommen. Jeder hat das mitbekommen."

Sein Trainer allerdings nicht. "Ich hab' die Szene nicht gesehen, kann nichts dazu sagen", sagte Roger Schmidt, prophezeite dafür mit großem Pathos: "Es wird mir mein ganzes Leben im Gedächtnis bleiben, dass wir heute nicht gewonnen haben." Da trifft es sich gut, dass das Duell mit den Katalanen nicht das letzte in seiner Karriere war. Schon am Samstag wartet mit Mönchengladbach die nächste prominente Herausforderung auf Bayer, und anders als die Gäste aus der Primera División wird die Borussia beim rheinischen Ringen um die internationalen Plätze in voller Stärke antreten.

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"Gegen Barcelona hat die Mannschaft ein richtig klasse Gesicht gezeigt, das müssen wir jetzt als Maßstab nehmen", fordert Schmidt. Denn verliert sein Team gegen Gladbach zum siebten Mal in der Hinrunde, rückt auch die nächste Champions-League-Saison in weite Ferne.

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