Champions League:Tröstliches fürs Fußball-Abendland

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Teuer und trotzdem nicht gut genug fürs Viertelfinale: Paul Pogba von Manchester United. (Foto: REUTERS)

Mit Millionen und Milliarden den Erfolg erzwingen? Mit dieser Strategie sind Paris Saint-Germain und jetzt auch Manchester United krachend gescheitert - es ist eben nicht alles käuflich.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Vieles ist im Fußball käuflich. Aber nicht alles. Jedenfalls nicht auf die Schnelle. Dieses kann als Fazit des Achtelfinales der Champions League gezogen werden, dokumentiert im Ausscheiden von Paris St. Germain und Manchester United. Es war ja erst die Runde der letzten 16, und der Weg ins Finale am 26. Mai nach Kiew ist weit. Doch gerade Paris und ManUnited hatten eines gemeinsam: Sie hatten versucht, mit vornehmlich auf Rekord-Transfers gründenden Konzepten nach Kiew zu kommen.

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Im Sommer 2016 holte Manchester den Trainer-Darsteller José Mourinho und kaufte ihm zum Einstand für offiziell 105 Millionen Euro den Franzosen Paul Pogba von Juventus Turin hinzu. Paris sprengte im Sommer 2017 spielend leicht diesen Rekord, als es, gedemütigt durch ein 1:6 beim FC Barcelona, der Idee verfiel, sich auf dem Marktplatz für Fußball-Profis zu revanchieren - für offiziell 222 Millionen wurde den Katalanen der Brasilianer Neymar entzogen. Mit einem Ziel: Nach Kiew zu gelangen und dort diese hässliche Trophäe zu stemmen, diesen Silberpott mit den Riesenhenkeln.

Der teuerste Profi bleibt fragil, verletzlich, selbst wenn er 222 Millionen Euro gekostet hat

Für all jene, die im Sommer 2017 den Untergang abendländischer Fußball-Kultur beklagten - unter anderem, weil der Neymar-Transfer nicht nur zu markt-fremden Konditionen, sondern auch mittels Petro-Dollar aus dem Scheichtum Katar abgewickelt wurde -, hielt das Achtelfinale jetzt Tröstliches parat. Zumal sich beide Klubs mit irritierenden Niederlagen verabschiedeten. Im Duell Paris gegen Real stach allein die beeindruckende Passspiel-Qualität des Titelverteidigers aus Madrid heraus; und für das Scheitern Manchesters gegen den FC Sevilla, diesen höchst respektablen Fußball-Zwerg, empfand nicht nur United-Legende Rio Ferdinand die Worte "peinlich" und "fürchterlich" als passend.

Beide Klubs sind in ihrem Ehrgeiz Eigentümer-getrieben. Sowohl beim Staatsfonds von Quatar Sports Investment (Paris) als auch bei der Glazer-Familie (Manchester), die ihren Stammsitz in Nevada/USA hat, wird man sich jetzt fragen, ob ein Achtelfinal-K.-o. die passende Rendite fürs Investment ist. Auch weil Mourinho, dieser Taktik-Minimalist, seiner Mannschaft in Hin- und Rückspiel nur vier Torschüsse erlaubte. Vielleicht werden sich die Glazers ihren Mourinho also demnächst mal zur Brust nehmen und daran erinnern, dass er einem Unterhaltungskonzern vorsteht. Und dass es fürs Geschäft nicht genügt, wenn der Chef der einzige Clown im Zirkus ist.

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Noch etwas wurde durch die Dramaturgie des Achtelfinales bestätigt, in dem die Investorenteams stürzten: Der teuerste Profi bleibt fragil, er bleibt verletzlich, selbst wenn er 222 Millionen Euro gekostet hat und extrem getunt ist. Er ist keine Figur von der Playstation, kein Roboter, bei dem in der Garage mal flott der Mittelfußknochen gewechselt werden kann. Dieser war Neymar gebrochen, kurz vor dem Duell mit Madrid, deshalb geht er in seiner Heimat Brasilien an Krücken. Und lässt an der Weltbörse des Fußballs die nächste Spekulation ohne Dementi sprießen: Neymar neige dazu, heißt es, da das mit Paris offenbar nichts wird, nach Madrid weiter zu ziehen. So hält man sich für den Sommer 2018 im Gespräch. Gerade dann, wenn das Projekt aus dem Sommer zuvor krachend gescheitert ist.

© SZ vom 15.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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