Champions League: Inter - FC Bayern:Schwere See

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Bisher testete Trainer Louis van Gaal sein Personal bei höchstem Wellengang. In den kommenden Spielen entscheidet sich für den FC Bayern München die gesamte Saison.

Andreas Burkert

Eine Revanche sei das überhaupt nicht, das sagen alle. "Nur zwei ganz neue Spiele", hat beispielsweise Stürmer Mario Gomez versichert, "und wenn wir sie jetzt ausschalten, haben wir ja trotzdem nicht den Champions-League-Titel von denen". Das stimmt vermutlich, aber natürlich ist das Wiedersehen des FCBayern am Mittwoch mit Inter Mailand kein gewöhnlicher Termin bei guten Bekannten.

Man hat das den Münchnern schon bei der Abreise am Dienstag angemerkt, zur Delegation zählte diesmal der komplette Kader, den Patienten Ivica Olic inklusive. Vor dem gruppendynamischen Termin in der Lombardei vermieden es die Bayern außerdem, fahrlässig Kräfte zu lassen. So ließ sich etwa Franck Ribéry von einem Betreuer den Bordkoffer zum Kontrollpunkt schieben, sodass der Franzose ohne Energieverlust dauertelefonieren konnte.

Die Konzentration auf die schwere Aufgabe beim italienischen Meister, den man also nach der Finalniederlage im Mai im Achtelfinale wiedertrifft, ist verständlich. Denn in San Siro beginnt am Mittwochabend unweigerlich die Bewertung der Münchner Saison.

Bis hierhin hatten die Bayern quasi um eine Teilnahme am Fußballbetrieb außer Konkurrenz gebeten, weil alle fürchterlich müde waren nach der Erfolgssaison des Vorjahres und den Weltspielen in Südafrika. Zudem fehlte Trainer van Gaal ständig das wertvollste Personal, Ribéry und Arjen Robben. Aber spätestens in San Siro sind Ausreden nun wohl endgültig verboten.

Vielleicht veranlasst dieser Umstand van Gaal sogar dazu, seine Experimente einzustellen. Am Samstag in Mainz (3:1) hatte der Winterzugang Luiz Gustavo drei Positionen in 90 Minuten besetzt, am Ende hatte ihn der Trainer bis in die Innenverteidigung rotiert ("Ich wollte ihn dort mal sehen"). Bei höchstem Wellengang studierte der Fußballehrer sein Personal, was angesichts der Pannen in vorausgegangenen Auswärtsspielen wie eine Sehnsucht nach Seenot wirkte.

Wer wo spielt gegen Inter, das wussten die Kandidaten auch am Dienstagmittag noch nicht. "Der Trainer hat mir noch nichts gesagt", berichtete Gustavo, den die Mainzer Rochaden aber nicht sonderlich erschreckt haben. "Dafür haben mich die Bayern ja geholt", sagte er amüsiert, "weil ich vielseitig bin."

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Auch Danijel Pranjic will nicht klagen, "ich lasse mich überraschen", sagte der Kroate, der in Mainz im Mittelfeld begann und als Linksverteidiger endete. Gut möglich, dass van Gaal in Mailand den genesenen Toni Kroos (der kommende Woche seinen Vertrag bis 2015 verlängern dürfte) ins Mittelfeld setzt - Gustavo und Pranjic wären somit Anwärter auf den letzten freien Job: hinten links.

Ihr Vorankommen in der Heimat- Tabelle werten die Bayern ansonsten als Hinweis darauf, für die wegweisenden Wochen des Frühjahrs 2011 rechtzeitig in Schwung gekommen zu sein. "Ich glaube nicht, dass sie (Inter) so stark sind wie 2010. Unser Vorteil ist das Rückspiel zu Hause", sagt Präsident Uli Hoeneß.

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge will an ein Scheitern in der ersten K.o.-Runde ebenfalls nicht denken: "Bayern München ist nicht Favorit und nicht Außenseiter. Es ist ein Spiel auf Augenhöhe." Allenfalls nach grandiosem Kampf dürfe man sich in den für Münchner Verhältnisse tristen Ligaalltag und den Trostpreis DFB-Pokal verabschieden, heißt es dazu intern. Sonst droht der Teamleitung doch noch eine hauseigene Revanche für die Hinrunde.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Inter Mailand: Julio Cesar - Maicon, Lúcio, Ranocchia, Chivu - Zanetti, Cambiasso, T. Motta - Stankovic, Sneijder - Eto'o.

Bayern München: Kraft - Lahm, Timoschtschuk, Badstuber, Pranjic - Schweinsteiger, Luiz Gustavo (Kroos) - Ribéry, Müller, Robben - Gomez.

© SZ vom 23.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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