BVB-Sieg gegen Paderborn:Strahlend Gelb

Borussia Dortmund's coach Klopp celebrtes his team's goal against SC Paderborn during German first division Bundesliga soccer match in Dortmund

Nochmal Jubel in Gelb: Jürgen Klopp.

(Foto: Wolfgang Rattay/Reuters)
  • Spiel eins nach der Abschieds-Ankündigung von Jürgen Klopp: Borussia Dortmund spielt gegen Paderborn zuerst schwermütig, später überlegen.
  • Und ganz am Ende skandieren die Fans noch den Namen des Trainers.
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Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Diesmal ging es um Präzision. Das Coverfoto des Stadionmagazins 'Echt' zeigte am Samstag selbstverständlich den scheidenden Trainer Jürgen Klopp. Wichtig war aber der richtige Blick: nicht zu fröhlich, nicht zu traurig. Und so sah man Klopp mit einem dezenten Lächeln, ein bisschen wehmütig und gedankenversunken.

Das trifft ganz gut die allgemeine Gemütslage dieser Tage bei Borussia Dortmund, und daran sollte der Ausgang dieses ersten von sieben oder acht letzten Spielen unter Klopp rein gar nichts ändern. Gegen den SC Paderborn gewannen die Dortmunder nach einer eher mühsamen ersten Halbzeit noch recht entspannt mit 3:0 (0:0) und bewahrten sich eine Chance auf die Qualifikation zur Europa League.

"In der ersten Halbzeit war ich nicht so zufrieden. Wenn man Paderborn nicht respektiert, ist es klar, dass es schwer ist," erklärte Klopp, "in der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht, und nach dem 1:0 ging der Knopf auf. Es war ein verdienter Sieg." Aber freigesetzt hatte Klopps angekündigter Abschied fußballerisch eher wenig. Die Borussen wirkten gegen überforderte Paderborner spielerisch fast ein bisschen verhalten. "Als wir das 0:1 zugelassen haben, war Dortmund nicht mehr aufzuhalten," meinte SC-Coach Andre Breitenreiter.

An der Dortmunder Ersatzbank hatten sich vor dem Spiel so viele Fotografen versammelt, als ergebe sich zum letzten Mal die Gelegenheit für ein Foto von Klopp. Als dieser zunächst zum Interview beim Bezahlsender 'Sky' schlenderte, folgten sie ihm wie eine Herde Schafe und füllten knipsend ganze Chipkarten mit seinem Konterfei. Sein Gesicht diesmal: nicht traurig, nicht wehmütig, sondern konzentriert.

"Es ist der falsche Zeitpunkt, mich und das Trainerteam hochleben zu lassen", hatte Klopp schon zuvor gesagt. Das Maximale aus den letzten Spielen herauspressen, will Klopp. Das Maximale wären die Qualifikation für die Europa League und der Gewinn des DFB-Pokals. "Abschied mit einem letzten Traum", stand auf dem Cover des Stadionmagazins neben seinem Gesicht.

Eingangs der Straße zum Trainingszentrum des BVB hatten am Freitag schwarze Fahnen im Wind geflattert. "Wir sind soo traurig", stand auf einer davon. Am Ende der Straße standen aber keine Kerzen und Blumen. Am Ende der Straße im Stadtteil Brackel trainierten die Fußballer von Borussia Dortmund. Ihre Hemden leuchteten gelb in der westfälischen Frühlingssonne.

Schwarz und Gelb waren in dieser Woche erst Recht die dominierenden Farben beim BVB - dabei sind sie das ja sowieso immer. Das düstere Schwarz stand in dieser Woche aber für die Traurigkeit der Fans über den bevorstehenden Abschied von Jürgen Klopp. Das fröhliche Gelb stand dafür, dass ja eigentlich nichts Schlimmes passiert ist und dass der Verein nicht abgemeldet wird vom SpieIbetrieb.

Es wird weitergehen - womöglich mit dem Trainer Thomas Tuchel, aber Gerüchten zufolge ist auch der Leverkusener Jugend-Koordinator und zweimalige Bayer-Interimstrainer Sascha Lewandowski ein Kandidat.

Sorgenspieler Mkhitaryan und Kagawa treffen

Am Samstag war das erste der letzten Spiele vom BVB-Trainer Jürgen Klopp. Das erste bescherte den Dortmundern den abstiegsbedrohten SC Paderborn, aber die Dortmunder taten sich in der ersten Halbzeit schwer. Schwermütig wirkte anfangs ihr Spiel, dabei stand Klopp doch mit leuchtend gelber Kappe und in leuchtend gelber Trainingsjacke am Spielfeldrand, und sogar die erste Karte des Spiels, die Mats Hummels in der siebten Minute nach einem Foul sah, war strahlend gelb.

Doch strahlend war vor der Pause wenig im Dortmunder Spiel. Durchs Dickicht des Paderborner Pressings kam kaum ein Borusse. Schüsse von Pierre-Emerick Aubameyang und Henrikh Mkhitaryan strichen knapp am Tor vorbei.

Am Mittwochvormittag, als Klopps Abschied bekannt wurde, war der Aktienkurs der 'Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA' um fünf Prozent gefallen, aber einen Tag später hatte der Kurs diese Lücke bereits wieder geschlossen. Am Samstag nun sollte sich zeigen, wie die Spieler die Ankündigung von Klopps Abschied verarbeitet haben: sie wirkten weder aufgeputscht noch gelähmt. Sie spielten ihr Spiel gegen Paderborn routiniert herunter und blühten erst mit den ersten beiden Toren auf. Danach, als Paderborn die Ordnung verlor, hatten sie es nicht mehr allzu schwer. Der Sieg hatte keinen demonstrativen Charakter.

Gerade die Heimspiele waren für die Dortmunder in den vorangegangenen Wochen kein Quell der Freude gewesen. 0:0 gegen Köln, 0:3 gegen Juventus Turin, 0:1 gegen Bayern München und im DFB-Pokal gegen Hoffenheim ein hauchdünnes 3:2 in der Verlängerung - die große Bühne im 80 000-Zuschauer-Tempel hatte im Frühjahr häufiger eine Art Laientheater erlebt. Dafür entschädigte dieser Sieg die durchaus fröhlichen Fans.

Dass einige relevante Dortmunder Fußballer gegen Paderborn nicht mitspielen konnten, lag nicht an Verlustängsten oder an einer mentalen Blockade. Es lag an Verletzungen. Zusätzlich zu den Langzeitfehlenden Nuri Sahin, Lukasz Piszczek und Oliver Kirch fielen nämlich der Innenverteidiger Neven Subotic (Bandscheibe), die Mittelfeldspieler Sebastian Kehl (Rippenbruch) und Sven Bender (Oberschenkel) sowie die Stürmer Marco Reus (Adduktoren) und Kevin Großkreutz (Rücken) aus. Das merkte man dem Spiel natürlich an.

Trotzdem fiel in der 48. Minute die verdiente 1:0-Führung für überlegene Dortmunder. Da flankte Aubameyang von rechts in den Strafraum und fand am ersten Pfosten in Mkhitaryan einen dankbaren Abnehmer, der den Ball trocken ins Paderborner Netz köpfelte. Sieben Minuten später durfte Aubameyang auch selbst jubeln und tat dies mit einem Salto. Sein Tor zum 2:0 (55.) entschied das Spiel früh.

Dortmund spulte die Partie danach entspannt herunter. Shinji Kagawa erhöhte in der 80. Minute noch auf 3:0. Klopp klatschte bei jedem Treffer mit ausgestreckten Armen hoch über seinem Kopf und wollte damit demonstrativ zeigen: Die Restsaison wird keine Abschiedstour - der BVB hat durchaus noch etwas vor.

Und ganz am Ende, wenige Minuten vor dem Abpfiff, begann die gelb-schwarze Südtribüne zum ersten Mal an diesem Tag "Jürgen Klopp" zu skandieren. Diesen Moment hatten sie sich bis zum Schluss aufgespart.

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