BVB-Niederlage in Turin:Zwei Pannen zu viel

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  • Zwei Patzer der Dortmunder Abwehr führen zu einer 1:2-Niederlage im Champions-League-Achtelfinale bei Juventus Turin.
  • "Mit diesem Ergebnis können wir leben", sagt BVB-Trainer Jürgen Klopp. Die Chancen im Rückspiel stehen nicht schlecht.
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Eine flüchtige Umarmung mit dem gegnerischen Trainer, ein kurzer Applaus zu den Seinen, dann zuckte Jürgen Klopp mit den Schultern und breitete die Hände aus, wie man es macht, wenn man nicht so recht weiß, was man anfangen soll mit solch einem Ergebnis. 1:2 (1:2) verlor Borussia Dortmund im Achtelfinal-Hinspiel beim italienischen Spitzenreiter Juventus Turin, das ist zu drehen.

Doch es wäre mehr drin gewesen, hätte Klopps improvisierte Defensive nicht ein Abwehrverhalten gezeigt, mit dem man vielleicht im Liga-Abstiegskampf durchkommt, aber unter den besten Mannschaften der Champions League wenig zu suchen hat. Er habe "doofe Tore" gesehen, deren Entstehung er "schwer nachvollziehen" könne, sagte Klopp später, aber auch, dass "vieles gut war" und das 1:2 "für uns ein Top-Ergebnis". Klopps Fazit: "Zuhause kommst du mit einem 1:0 weiter - was willste mehr?" Sie hoffen auf den Endspiel-Charakter, den sie im tristen Bundesliga-Alltag derzeit kaum mehr erleben, aber so oft schon zeigen konnten in der Champions League.

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Marco Reus sorgt für viel Aufregung bei den Italienern, Henrikh Mkhitaryan trifft eine Menge falscher Entscheidungen - und Marcel Schmelzer ist als linker Abwehrmann der beste Offensivspieler.

Von Felix Meininghaus, Turin

Immobile beginnt in der Spitze

Was war in den Tagen zuvor und den letzten Stunden bis zum Anpfiff nicht alles geschrieben und erzählt worden über dieses Duell und seine Historie. Die Italiener schwelgten in den Erinnerungen ans Uefa-Cup-Finale von 1993 (3:1 und 3:0 für Juve), die Borussen konterten mit dem 3:1 im Champions-League-Finale von München 1997, und all diese alten Geschichten wurden beim Bankett der Vereinsführungen aufgewärmt, bis BVB-Boss Hans-Joachim Watzke sich schließlich abwendete. "Der ganze Tag nervt einfach", sprach er, "ich bin froh, wenn es hier endlich los geht."

Und wie es los ging. Mit Ciro Immobile als Dortmunder Spitze. In den drei Spielen, die der BVB zuletzt hintereinander in der Bundesliga gewann, hatte er zusehen müssen; in seiner alten Heimat aber, wo er zwischen 2008 und 2010 nur vier Spiele für Juve machen durfte, um dann Serie-A-Schützenkönig beim kleinen Nachbarn FC Turin zu werden, durfte der 25-Jährige von Beginn an ran.

"Wir haben den Bogen lange genug gespannt bei ihm", sagte Trainer Jürgen Klopp, und es dauerte kaum mehr als eine Minute, da entlud sich dieser Bogen mit voller Wucht: Immobiles Distanzschuss segelte nur knapp übers Juve-Tor - ganz so, als wollte er ein Zeichen senden: Seht her, da bin ich wieder!

Der nächste Borusse, der derart für Aufmerksamkeit sorgte, hätte sich das wohl lieber erspart. Einen eher harmlosen Ball von Morata, mehr Hereingabe als Torschuss, ließ BVB-Torwart Roman Weidenfeller abklatschen, der Ball rollte genau vor die Füße von Tevez - der Juve-Mittelstürmer bedankte sich per Abstauber (13.).

Bis zum nächsten Blackout dauerte es nur fünf Minuten: Unbedrängt rutschte Chiellini auf dem glitschigen Rasen in der eigenen Hälfte aus, Marco Reus nahm den Ball im vollen Lauf mit und ließ Buffon keine Chance (18.). "Nach diesem 1:1 haben wir gedacht, dass mehr drin ist", bekannte Reus später, zumal Juve nicht nur aus dem Rhythmus geriet, sondern nach 37 Minuten auch noch Pirlo ersetzen musste, ihren Strategen. Auf der Gegenseite beklagten die Borussen, bei denen sich schon Subotic am Vormittag mit einem Magenvirus abgemeldet hatte, nach einer halben Stunde das Ausscheiden von Außenverteidiger Piszczek (Bänderverletzung). Für ihn kam Ginter, und der war kurz vor der Pause ebenso wenig auf dem Posten wie der Rest der wackligen Viererkette.

Ginter und seine Kollegen Schmelzer, Hummels und Sokratis sahen zu, wie erst Tevez auf Pogba und der dann auf Morata spielte, wie im Training klappte diese Stafette. Die Folge dieses Abwehrverhaltens, das man sich zwar gegen den Tabellenletzten Stuttgart leisten konnte, kaum aber bei den international seit zehn Heimspielen ungeschlagenen Turinern: das 2:1 durch Morata (42.).

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Nach der Pause musste Klopp seine Abwehr erneut umbauen, Oliver Kirch kam für den angeschlagenen Sokratis, die Abwehrfehler wurden nicht weniger. Auf beiden Seiten häuften sich die Unzulänglichkeiten, das Niveau dieses in Halbzeit eins so unterhaltsamen Spiels sank, nur Arturo Vidal fiel noch auf mit hässlichen Fouls. Als es schien, als seien alle zufrieden mit diesem 2:1, erspielten sich Tevez und Morata zwei große Gelegenheiten, scheiterten aber ebenso wie auf der Gegenseite Immobile mit seinem letzten Verzweiflungsschuss.

Eine Viertelstunde vor Schluss musste er raus, er hatte seine Chance(n) nicht genutzt. Die Borussia aber hat noch eine zweite, und die Aussichten, ein 1:2 daheim zu drehen, stehen gar nicht so schlecht. Was im Rückspiel möglich sei? "Ich glaube: alles!", sagte Marco Reus und: "dass wir schon Chancen bekommen werden, da mache ich mir keine Sorgen." Die macht sich sein Trainer allerdings um Rechtsverteidiger Piszczek: "Wenn Lukasz sich nicht schwerer verletzt hat", sagte Jürgen Klopp, "ist das ein super Abend gewesen." Über den der BVB-Trainer trotzdem nicht so richtig sagen konnte, was er von ihm halten sollte.

© SZ vom 25.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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