BVB-Niederlage gegen Bayern:Lewandowski macht es vor

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Bayern-Stürmer Robert Lewandowski behauptet den Ball gegen seine früheren Dortmunder Teamkollegen. (Foto: Getty Images For MAN)
  • Der BVB schafft es einfach nicht mehr, dem Gegner weh zu tun. Das wird auch bei der Niederlage gegen Bayern deutlich.
  • Mit Robert Lewandowski wäre das Duell womöglich anders ausgegangen - doch darüber will Trainer Jürgen Klopp nicht sprechen.
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Von Felix Meininghaus, Dortmund

Als der Reporter aus Polen den Arm hob, um nach dem Spiel eine Frage zu stellen, grenzte Jürgen Klopp das Themengebiet sicherheitshalber schon mal ein: "Bitte keine Fragen nach Robert Lewandowski", beschied Dortmunds Trainer, "er ist nicht mehr mein Spieler". Der Satz und die Mimik, in der es verkündet wurde, sagte mehr als Worte: Alles das, was Dortmunds Spiel verloren hat, seit der Stürmer aus Warschau in ein rotes Trikot geschlüpft ist, wurde in diesen 90 Minuten am Samstagabend offenbar. Die Bayern demonstrierten ein weiteres Mal, warum sie sich so weit von ihrem ehemaligen Widersacher aus Dortmund entfernt haben.

Der Abstand des alten und wohl auch neuen deutschen Meisters zum früher so unbequemen Herausforderer beträgt kaum glaubliche 34 Punkte. Das sind Welten nach 27 absolvierten Spieltagen. Der Tabellenzehnte begegnete den Münchnern vor 80 667 Besuchern im Dortmunder Stadion weitgehend auf Augenhöhe, und das, obwohl der ungeliebte Konkurrent aus dem Süden ungewohnt defensiv agierte. Dennoch gelang es nicht, den qualitativ so arg dezimierten Widersacher in die Knie zu zwingen. Das Spiel ging 0:1 verloren.

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Haarsträubende Fehler in der Hintermannschaft

Warum das so war, das lag vor allem an der fehlenden Klasse im Spiel nach vorn. Immer wieder haben sich die Dortmunder in dieser für sie so unglaublich verkorksten Saison von haarsträubenden Fehlern in der Hintermannschaft düpieren lassen. Das Resultat war ein niederschmetternder letzter Tabellenplatz nach 19 Spieltagen. Von diesem Trauma hat sich der Revierklub vor allem deshalb erholt, weil die Hintermannschaft mittlerweile wieder sicher steht und nicht mehr viele Gegentreffer zulässt.

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Was fehlt, um als Spitzenmannschaft zu reüssieren, ist der Punsh nach vorn. Dortmund schafft es nicht mehr, dem Gegner im Gegenstoß wirklich weh zu tun. Die Klasse, die Klopps Team zu großartigen Taten befähigte, ist dahin. Der sichtbare Beleg liest sich so: In den letzten fünf Pflichtspielen - einschließlich des peinlichen 0:3 im Champions-League-Viertelfinale gegen Juventus Turin, schaffte es der Revierklub vier Mal nicht, ein Tor zu erzielen. Und das trotz Investitionen von rund 80 Millionen Euro, die der BVB in Fachkräfte wie Immobile, Mkhitaryan, Ramos, Kagawa und Kampl tätigte.

Der BVB steht wieder weitgehend sicher, doch ihm geht alles andere ab, was nötig ist, um den Gegner nachhaltig zu beeindrucken. "Uns hat in der letzten Zone die Durchschlagskraft und die Klarheit gefehlt", bemängelte Klopp nicht zum ersten Mal: "Da müssen wir körperlich robuster und präsenter sein. Wir bekommen ja nicht mal Freistöße." Tatsächlich gewann der Betrachter den Eindruck, dass Reus, Aubameyang und ihre Kollegen sich von weitgehend bieder aber robust agierenden Bayern allzu schnell den Schneid abkaufen ließen.

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An was es der Borussia mangelt, das sind all die Qualitäten, die ein Lewandowski ins Spiel einbringt: Zweikampfhärte, Durchsetzungsvermögen, technische Finesse und der Wille, sich im Zweikampf zu behaupten, auch wenn der Gegner in Überzahl ist. Wie es funktioniert, ein Tor zu erzwingen, zeigte der Stürmer, als er nach einer guten halben Stunde mit dem Tor des Abends das Spiel entschied. Wie der Pole im Mittelfeld den Ball behauptete, wie er seinen Kollegen Thomas Müller bediente, wie er mit absoluter Vehemenz in die Spitze nachrückte, um den zweiten Ball zu verwerten - das alles verdiente das Prädikat Extraklasse. "Beim Gegentor macht das Lewandowski einfach super, obwohl Mats Hummels da war", analysierte Klopp: "Es war ein guter Zweikampf, nur musst Du ihn gewinnen."

Es ist genau diese Qualität, die der Borussia auf der Zielgeraden dieser Saison fehlt. Sie verhindert, dass der Klub nach total missratener Hinrunde noch einmal vorne angreifen kann. "Wir sind traurig", resümierte Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan: "Gegen diese Bayern war mehr drin. Phasenweise haben wir es ganz gut gemacht. In der zweiten Halbzeit besser als in der ersten, da haben wir Bayern auch in die Defensive gedrängt. Wir haben es verpasst, zwei, drei Torsituationen mehr herauszuholen. Es fehlte der letzte Wille."

Das war klar und deutlich, dieser Analyse fehlte nichts. Der Betrachter hätte es auch so auf den Punkt bringen können: Wäre Robert Lewandowski an diesem Abend im gelben Trikot aufgelaufen und nicht im rot-blauen der Bayern, das Spiel hätte durchaus einen anderen Ausgang nehmen können.

Doch der Stürmer hat nun mal die Seiten gewechselt, und das macht es für den BVB trotz aller Investitionen so schwer, an frühere Glanzzeiten anzuknüpfen.

Jürgen Klopp und seine Mitstreiter können jedoch nicht in der Vergangenheit verharren und sich mit dem Konjunktiv beschäftigen. Sie müssen im Hier und Jetzt leben. Und deshalb verweigerte sich der Trainer jeglichen Gedankengängen, die sich mit seinem ehemaligen Stürmer zu beschäftigten. Es bleibt seine Aufgabe, in den letzten sieben Saisonspielen eine missratene Spielzeit zu einem halbwegs versöhnlichen Ende zu bringen. Und zwar mit dem Personal, das ihm zur Verfügung steht.

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