BVB im Abstiegskampf:Wie sich Dortmund schon einmal befreite

BVB im Abstiegskampf: Borussia Dortmund geht am 12. April 1986 im eigenen Stadion 0:3 gegen den FC Bayern unter. Als Ergebnis stand die Mannschaft nach dem Spieltag auf Platz 14 der Tabelle.

Borussia Dortmund geht am 12. April 1986 im eigenen Stadion 0:3 gegen den FC Bayern unter. Als Ergebnis stand die Mannschaft nach dem Spieltag auf Platz 14 der Tabelle.

(Foto: imago sportfotodienst)

Die Krise von Borussia Dortmund hat eine geschichtliche Parallele: Auch in der Saison 1985/1986 war es der 13. Spieltag, als der BVB Tabellenletzter wurde. Die Rettung kam erst in der Relegation - mit einer grauen Durchschnittself.

Von Hans Leyendecker

Auch in der Saison 1985/1986 war es der 13. Spieltag, als Borussia Dortmund ganz unten ankam. 18. Platz. Die Mannschaft war im August 1985 mit einem schwachen 1:1-Unentschieden beim 1. FC Saarbrücken in die neue Bundesligasaison gestartet und es hatte viele Abs und wenige Aufs gegeben. Wie heute. 6:1 beim VfL Bochum verloren, 1:4 gegen den 1. FC Nürnberg. Es war, was die Spielverläufe anging, schon weit schlimmer als in diesen Tagen.

Am 8. Spieltag hatte die Mannschaft zwar gegen die Eintracht aus Frankfurt mal mit 4:2 gewonnen, aber dann hatte der BVB am 12. Spieltag gegen Werder Bremen verloren und dann ging es daheim, am 1. November 1985, gegen Borussia Mönchengladbach. 2:3 lautete das Ergebnis. Danach war der BVB Tabellenletzter. Wie heute.

Jeder Ausfall warf grundsätzliche Fragen auf

Ist der 18. Platz, egal wie es läuft, der 18. Platz? Ja. Tabellenletzter ist Tabellenletzter. Aber die Mannschaft, die in der Saison 1985/86 spielte und der Kader der Saison 2014/2015 sind nur schwer miteinander zu vergleichen. Weltklasse hatte damals keiner der Spieler. Weltmeister war auch keiner. Der Kader war so schwach, dass jeder Ausfall grundsätzliche Fragen aufwarf.

Der BVB war damals, als er auch mal Achtzehnter der Tabelle war, eine graue Durchschnittself. In den beiden Jahren davor war der BVB jeweils Dreizehnter in der Bundesliga geworden. Nur zur Orientierung: 1984 hatte der VfB Stuttgart die Meisterschaft gewonnen, 1985 dann wieder der FC Bayern München vor Werder Bremen. Der BVB hatte nichts mit den vorderen Plätzen zu tun.

Die Mannschaft, die 1985 spielte, wurde zunächst trainiert von Pal Csernai. Der Ungar war über die Stationen FC Bayern, PAOK Saloniki und Benfica Lissabon beim BVB gelandet. Berühmt war seine Seidenschal-Kollektion, aber er galt auch als Modernisierer des Fußballs.

Die Mannschaft, die er 1985 in Dortmund betreute, war eigentlich ein Team des Mittelmaßes: Eike Immel im Tor, Zorc, Hupe, Kutowski, Wegmann, Bittcher, Loose, Raducanu, Schüler, Simmes, Anderbrügge, Pagelsdorf, Hrubesch und Huber - das waren die Spieler mit den meisten Einsätzen in dieser für den Verein so schwierigen Saison. Rolf Rüssmann hatte gerade seine aktive Laufbahn beendet, Horst Hrubesch war am Ende seiner Laufbahn von Standard Lüttich nach Dortmund gewechselt. Zwei Tore hat er für den BVB gemacht. In der Saison danach wurde er schon Trainer bei Rot Weiß Essen.

Die Ratlosigkeit in Dortmund, die es heute gibt, ist nicht mit dem Befinden der Fans in der Saison vor fast zwei Jahrzehnten zu vergleichen. Sie ist heute viel tiefer, viel schmerzhafter für die Fans.

Katastrophe in Gelsenkirchen

Der Zuschauerschnitt damals lag nicht, wie heute, bei knapp 80 000 Zuschauern pro Spiel, sondern exakt über die Saison bei 22 573 Zuschauern. Das Stadion hatte auch nicht so viele Plätze wie heute. Die Süd-Tribüne, die heute nicht mehr weiß, ob sie ganz treu sein soll oder ob sie auch pfeifen darf, wenn gar nichts mehr läuft, war damals noch keine echte gelbe Wand. Das ist schon daran zu erkennen, dass heute auf der Süd-Tribüne mehr Fans stehen als damals insgesamt im Stadion waren.

Die traurige Saison 1985/86 - wie lief sie nach dem Desaster gegen Mönchengladbach? Den 18. Tabellenplatz hat der BVB schon am 14. Spieltag wieder verlassen. Damals gewann der BVB in München beim FC Bayern mit 1:0. Fünfzehntausend Zuschauer sahen damals nur das Spiel.

Dortmund muss in die Relegation

Ein paar Spieltage später gab es aus Sicht des Vereins die Katastrophe im Derby bei Schalke 04. Die Gelsenkirchner gewannen wie die Bochumer mit 6:1 gegen den BVB und auch gegen Bayer Uerdingen verlor die Mannschaft. Pal Csernai war längst nicht so unantastbar wie es heute Jürgen Klopp beim BVB noch ist. Csernai konnte in Dortmund nie viel bewegen, Klopp ist der eigentliche Star des Vereins, was auch ein Problem sein kann.

Am 32. Spieltag verlor der BVB damals hoch beim VfB Stuttgart und danach musste Csernai gehen. Sein Co-Trainer Reinhard Saftig wurde Chef. Ein 1:1 gegen Schalke 04, ein Sieg in Hannover. Borussia Dortmund wurde in der Saison 1985/86 Sechzehnter in der Tabelle und musste damals gegen Fortuna Köln in die Relegation. Der Albtraum für die BVB-Fans ist heute, dass ihr Verein im nächsten Jahr gegen Darmstadt 98 in die Relegation müsste.

Das erste Spiel in Köln bei der Fortuna verloren die Dortmunder mit 2:0. Das Rückspiel in Dortmund gewannen sie mit 3:1. In der allerletzten Sekunde des Relegationsspiels hatte Jürgen Wegmann ein Tor geschossen und damit kam es zu einem Entscheidungsspiel auf neutralem Boden.

Wegmann, der auch mal beim FC Bayern gespielt hat, war in der Saison 1985/86 mit 14 Toren erfolgreichster Torschütze der Borussen und hatte den Spitznamen "Kobra." Den verdankte er seinem Spruch, er sei "giftiger als die giftigste Schlange". Ein bisschen passt, was Wegmann damals so noch meinte, zu dem Spiel des BVB in diesen Tagen: "Heute hat mir das Glück gefehlt, dann kam auch noch Pech dazu", ist einer seiner berühmtesten Sprüche.

Das dritte und entscheidende Relegationsspiel gegen Fortuna Köln gewann der BVB Ende Mai 1986 in Düsseldorf mit 8:0. In der darauf folgenden Saison wurde die Mannschaft Tabellenvierter. Deutscher Meister wurde der BVB wieder 1995 und 1996. Da war Ottmar Hitzfeld der Trainer.

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