BVB gegen FC Bayern:Salziger Pep, scharfer Tuchel

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Trainertüftler Pep Guardiola und Thomas Tuchel. (Foto: imago)

Kann der BVB die Bayern schlagen und noch die Meisterschaft holen? Triple oder nix? Zeit für einen Teamvergleich.

Von Thomas Hummel

Fünf Punkte! Ein Hauch, ein Nichts, eine Art Sternschnuppe am Bundesliga-Himmel. Fünf Punkte - so klein war der Vorsprung des FC Bayern auf einen Verfolger in der Bundesliga seit drei Jahren nicht mehr. Selbst Uli Hoeneß kann den Zweiten sehen, ohne Fernglas. Und das ausgerechnet vor dem Treffen zwischen Verfolger und Platzhirsch.

Borussia Dortmund gegen FC Bayern, Samstag, 18.30 Uhr. Es geht wieder um was. Zeit für einen Vergleich der beiden Mannschaften. Zeit aber auch, um an das legendenhafte Treffen der beiden Trainer in einer Münchner Bar zu erinnern, als Pep Guardiola schon die Bundesliga dominierte, Thomas Tuchel aber noch in der Sabbatical-Hängematte lag. Es endete damit, dass die beiden immer mehr Salz- und Pfefferstreuer von anderen Tischen holten, um ihre Taktikideen auf dem Bartisch zu veranschaulichen.

Wer hat diesmal mehr Salz und Pfeffer zu bieten?

Statistiken:

Eine Statistik, in der nicht der FC Bayern vorne liegt? Bis auf die Statistiken bei Fehlpässen, Einwürfen und schlecht sitzenden Haaren hätte es das in den vergangenen Jahren nicht gegeben. Man wunderte sich bisweilen, dass es überhaupt noch Rekorde gibt, den die Mannschaft oder Robert Lewandowski noch brechen konnten. Und nun?

Der BVB liegt in der Saisonbilanz aktuell vorne in: Erfolgsquote Tackles, Schussgenauigkeit und Chancenverwertung sowie Erfolgsquote Dribblings. Gut, bei Bayern tackelt nur Arturo Vidal (und das lange Zeit ziemlich unkontrolliert), bei den Hundertschaften von Torchancen kann man schon mal ein paar daneben hauen und Douglas Costa hat an Weihnachten offenbar das Dribbeln verlernt. Dennoch ist erstaunlich, wie Dortmund in allen Bereichen aufgeholt hat.

Jackpot für beide: je drei Salz- und Pfefferstreuer.

Duell der Torjäger:

Machen wir es kurz: Wer außerhalb von Barcelona zwei bessere Stürmer als Robert Lewandowski und Pierre-Emerick Aubameyang findet, der maile bitte an sport-online@sz.de.

In der Bundesliga benötigt Aubameyang bisher etwa sechs Minuten und 20 Sekunden mehr für ein Tor. Lewandowski wird viel häufiger gefoult, legte aber nur ein Tor auf. Aubameyang kann nicht flanken, ist aber schneller und hält die Bälle besser.

Die Details in allen Ehren: je drei Salz- und Pfefferstreuer für beide Mannschaften.

The trend is your friend:

Der BVB hat seit der Winterpause zehn Pflichtspiele bestritten, davon neun gewonnen und nur in Berlin unentschieden gespielt. Die Bayern hatten ein Spiel weniger, gewannen sechs, spielten Remis in Leverkusen und Turin und verloren zuletzt gegen Mainz.

Insofern kann behauptet werden: Das Momentum liegt bei Dortmund. Nachdem der BVB am Mittwoch von der Bayern-Niederlage erfuhr, reagierten die Beteiligten wie angestachelt. "Jetzt ist endlich die Situation eingetreten, für die wir viel geschuftet haben. Der Ball liegt jetzt bei uns. Und es liegt bei uns, den nächsten Schritt zu machen", verkündete Tuchel. Mats Hummels assistierte: "Jetzt wollen wir es noch einmal spannend machen." Während es in München defensiv hieß: "In Dortmund sollten wir besser nicht verlieren." (Boss Rummenigge)

Mainz stibitzte Guardiola Salz- und Pfefferstreuer und verdarb ihm damit seine Macarrones a la catalana.

Stimmung:

Je näher das Spiel kommt, desto offensiver werden die Dortmunder. Sie wittern ihre Chance, während die Bayern zurückhaltend sind. Hier die schönsten Sätze:

Kapitän Mats Hummels verspricht den Bayern einen "heißen Ritt", Trainer Thomas Tuchel prognostiziert dem Tabellenführer eine "schwere Zeit".

"Wir haben viel zu gewinnen. Ich hoffe, dass wir auch so auftreten und man es der Mannschaft anmerkt", sagte Tuchel, der allerdings großen Respekt vor dem Gegner hat. Er rechne mit den besten Bayern, die man sich vorstellen könne.

"Wir hoffen, dass wir zumindest ungerupft vom Platz gehen", sagte indes Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge bei Sky. "Wenn man noch einmal verliert, brennt der Baum. Dann schrillen die Alarmglocken", weiß Ottmar Hitzfeld. Guardiola erklärte leicht angesäuert: "Alle wollten mehr Spannung. Willkommen. Es wird bis zum letzten Spiel spannend."

Nur der Ex-Dortmunder Robert Lewandowski verspricht, "dass wir in Dortmund viel besser und effektiver spielen werden. In Dortmund werden wir anders auftreten." Und der Ex-Bayern-Trainer Jupp Heynckes, einst Triple-Sieger, sagt: "Man hat fünf Punkte Vorsprung und kann entspannt nach Dortmund fahren."

Macht drei Salzstreuer für den hungrigen Tuchel, einen Salbeistreuer für den bedächtigen Guardiola.

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Ernährung:

Beiden Trainern ist Essen wichtig. Pep Guardiola ist ohnehin umschwärmter Asket aller Diät-Liebhaber. Sein Körperlein passt in Anzüge, da würde bei manche Herren auf der Tribüne die Hose bei Anziehen schon an den Waden hängen bleiben. Im Winter soll er angeblich vor versammelter Mannschaft das Übergewicht mehrerer Akteure kritisiert haben.

Und zuletzt das Unglaubliche: Nach dem Spiel in Turin wurde er gefragt, ob seine Spieler fit seien. "Ihr Italiener redet immer von der körperlichen Verfassung", tönte Guardiola: "Mir ist das scheißegal."

Tuchel hingehen: Nahm selbst während seiner Auszeit stark ab, weil er auf Kohlenhydrat-Quellen verzichtete. Trennte sich in Dortmund sogleich von dem italienischen Koch, der den Spielern zu fetthaltige Pasta-Soßen kredenzte. Es gelten seither die Vorgaben des Athletiktrainers Rainer Schrey: Gekocht wird nun fettarm und mit wenig Kohlenhydraten. Mats Hummels oder Marcel Schmelzer verbreiten Angst mit ihren hohlen Wangen, spielen aber besser als zuvor.

Fettes Rindersteak für Guardiola, Lupinenschnitzel für Tuchel. Ordentlich gewürzt.

Triple oder nix?

"Ich weiß, hier zählt nur das Triple", sagt Pep Guardiola zuletzt häufiger. Und verzieht dabei die Miene, als hätte er ein halbes Pfund Pfeffer im Mund. Der Druck auf den Spanier ist groß. Scheitert er mit seinen Über-Bayern vor allem in der Champions League wieder vorzeitig, wird seine Zeit in München wohl als unvollendet hängen bleiben. Gegen den europäischen Titel würden die Bayern wohl auch liebend gerne den nationalen eintauschen.

Also gegen Dortmund mit halber Kraft und dafür gegen Juventus alles aufbieten?

Das ist weder Münchner noch Katalanen-Art. Hat der BVB doch auch noch die Chance auf ein Triple. In Meisterschaft, Pokal und Europa League. Das kleine Triple sozusagen. Darauf wurde Thomas Tuchel vermutlich noch nie angesprochen, zu utopisch erschien Platz eins in der Liga. Mal sehen, ob er am Samstagabend diese Frage beantworten muss.

Macht einen Dreier-Gewürzhalter mit Salz, Pfeffer und scharfem Curry, um das sich Guardiola und Tuchel streiten müssen.

Elfmeter

Dortmund gegen Bayern - das war zuletzt auch eine Geschichte, die sich häufig am Elfmeterpunkt zuspitzte. Vor allem den Bayern geriet der Kreidepunkt zwei Mal zum Verhängnis: 2012 scheiterte Arjen Robben in der 86. Minute an Roman Weidenfeller, Dortmund gewann und wurde Meister. Vor knapp einem Jahr lagen Philipp Lahm und Xabi Alonso nach ihrem Schuss auf dem Hintern, Mario Götze scheiterte, Manuel Neuer donnerte gegen die Latte - Dortmund zog ins Pokal-Finale ein.

In dieser Saison haben die Bayern acht ihrer elf Strafstöße verwandelt, dreimal scheiterte Thomas Müller. Die Dortmunder trafen fünf Mal bei sieben Versuchen. Die normale Quote eben. Dennoch: Aus historischen Gründen erhält Thomas Tuchel je einen Salz- und Pfefferstreuer, Pep Guardiola einen Kreidestreuer.

Nach Abzählung aller Streuer und Schnitzel schließt sich die Redaktion dem Urteil von Thomas Tuchel an: "Wir werden Phasen haben, in denen wir leiden. Es wird aber auch Phasen geben, in denen die Bayern leiden." Wir raten Pep Guardiola zudem, ein paar Magentabletten mitzunehmen.

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