Bundesliga: Vorschau:Rekordjäger und Prädikat "mangelhaft"

Tim Wiese braucht noch 22 Minuten, Praktikant Markus Babbel einen Sieg - und der FC Bayern Inspiration in der Offensive.

auf den Spieltag

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Bayer Leverkusen - Borussia Dortmund (Fr., 20.30 Uhr)Seit neun Spielen darf sich Lucas Barrios (im Bild) nun in der Bundesliga heimisch fühlen. Und ganz so schlecht ließ es sich nicht an: In den letzten vier Pflichtspielen traf er viermal und darf sich derzeit im Dortmunder Sturm getrost als gesetzt betrachten. Wie Mohamed Zidan konnte er zwar unter der Woche nur eingeschränkt trainieren, sollte zum Freitagabendspiel aber fit sein. Dann wartet auf ihn auch seine vielleicht bislang härteste Aufgabe: die Abwehr des Tabellenführers um den Finnen Sami Hyypiä. Zuletzt als großer Stabilisator gefeiert, hat der frühere Liverpooler naturgemäß großen Anteil daran, dass Bayer seit nunmehr 370 Minuten ohne Gegentor ist. Und seit drei Spieltagen an der Spitze steht. Und seit 22 Wochen ungeschlagen ist.In Leverkusen, das am Freitag auf Simon Rolfes (Kniespülung) und Renato Augusto (Wadenprobleme) verzichten muss, übt man sich deshalb im vorsichtigen Sprücheklopfen: "Wir fühlen uns wohl auf Platz eins", sagt etwa Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Und Stürmer Stefan Kiesling ergänzt: "Egal wer kommt, die Heimspiele wollen wir gewinnen." Lucas Barrios kommt. Und der hat auch eine Serie zu verteidigen.Foto: ReutersTexte: Carsten Eberts, Thomas Hummel, Jürgen Schmieder

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TSG 1899 Hoffenheim - 1. FC Nürnberg (Sa., 15.30 Uhr)Es ist zurzeit sicherlich kein Hexenwerk, Hertha BSC Berlin mit 3:0 zu bezwingen. Da Erfolgserlebnisse beim 1. FC Nürnberg in dieser Saison aber durchaus seltener vorkommen als erwünscht, ist es Trainer Michael Oennings gutes Recht, seiner einmal erfolgreichen Startelf in Hoffenheim auch ein zweites Mal zu vertrauen. "Wir haben gegen Berlin ein gutes Spiel gemacht", sagte er. "Von daher ist es naheliegend, nichts zu ändern. Es sei denn, ich werde dazu gezwungen."Gezwungen wird er bislang nicht, und wenn überhaupt, muss Oenning zwischen diversen Alternativen entscheiden. Zum einen, weil Europameister Angelos Charisteas wieder im Kader steht. Zum anderen, weil Dennis Diekmeier seinen Allergieschock samt anschließender Dopingschutzsperre überstanden hat.Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick hingegen muss zwei Oberschenkel-Muskelfaserrisse verkraften: Einen davon hat sich Stürmer Demba Ba (im Bild) zugezogen, den anderen beklagt Nationalspieler Andreas Beck. Rangnick geizt trotzdem nicht mit markigen Worten: "Wir wollen Nürnberg in der eigenen Hälfte festnageln."Foto: AP

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Hannover 96 - VfB Stuttgart (Sa., 15.30 Uhr)Ein Trainer sollte das ja eigentlich gar nicht hören, der Druck wird ja immens. Doch Markus Babbel (links, mit Manager Horst Held) kann sich schlecht bis Samstag, 15.30 Uhr, in der Mannschaftskabine einschließen oder sich auf den Stuttgarter Fernsehturm flüchten. Er weiß deshalb: Verliert sein derzeit auf Platz 13 notierter VfB Stuttgart in Hannover, kann er sich vermutlich voll und ganz seinem Trainerlehrgang in Köln widmen. Wobei noch zu klären wäre, ob er sein Lehrgangs-Praktikum, das er offiziell gerade in Stuttgart absolviert, auch unter einem neuen VfB-Trainer zu Ende bringen muss.Es wäre eine amüsante Vorstellung, dass Markus Babbel am Samstagabend in Hannover seinen Job als Cheftrainer in Stuttgart räumt und am Montag unter, sagen wir, Marcel Koller oder Franco Foda, als Praktikant arbeitet. Babbel strahlte aber selbst nach dem 1:3 gegen Sevilla, als seine Elf trotz mutiger Leistung verlor, noch eine gefasste Stimmungslage mit ironischen Momente aus. So sagte er: "Ich will keinen sehen, der jetzt Trauer trägt und sich in ein Zimmerchen zurückzieht." Und so werden alle Spieler hören: Wollen sie ihren Trainer Babbel behalten, sollten sie in Hannover besser gewinnen.Foto: AP

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Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln (Sa., 15.30 Uhr)Fußball kann sehr, sehr einfach sein. Dachte auch Gladbachs Trainer Michael Frontzeck, der kein Freund komplizierter rhetorischer Konstrukte ist und sich zu folgendem, herrlichen Satz hinreißen ließ: "Am Samstag geht es auch darum, die Nerven zu bewahren. Wer die Nerven verliert, der verliert das Spiel."Natürlich sei erwähnt, dass im Kern dieses Frontzeckschen Zweisatzes viel Wahres steckt: Denn der Verlierer des Spiels zwischen Mönchengladbach (Tabellenplatz 17, sieben Punkte) und den kaum besser platzierten Kölnern (Platz 14, acht Punkte) wird sich endgültig zu Hause für ein missratenes erstes Saisondrittel erklären müssen. Und weil 65 Autobahnkilometer zwischen den teilnehmenden Städten alle Erfordernisse für ein knackiges Derby erfüllen, haben beide Klubs ihre Anhänger vorsorglich zum friedlichen Miteinander aufgerufen - vor allem nach den Ausschreitungen im vergangenen Jahr. Rund um das Stadion soll ein striktes Alkoholverbot herrschen.Zum Spiel: Bei Gladbach ist der Einsatz von Kapitän Filip Daems fraglich, der an einer Reizung im Knie leidet. Köln muss auf den rotgesperrten Maniche (links im Bild) verzichten.Foto: AP

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FSV Mainz 05 - SC Freiburg (Sa., 15.30 Uhr)Es spricht wenig dafür, dass die Partie zwischen Mainz und Freiburg eines dieser Spiele wird, an das man sich noch lange erinnert. Vom gemeinsamen Aufstiegsjahr abgesehen, gibt es kaum verbindende Tradition, echte Reibungspunkte existieren zwischen zwei heimlichen Sympathieträgern der Bundesliga ohnehin nicht. "Weißt du noch, Mainz gegen Freiburg..." - nein, soweit wird es kaum kommen.Freiburgs Trainer Robin Dutt ist dennoch der Ansicht, dass "eines der wichtigsten Spiele der Saison" bevor steht. Er sieht Mainz als direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt, und möchte den FSV unbedingt hinter sich lassen. Da ist hilfreich, dass der Freiburger Krankenstand pünktlich zum selbsterwählten Saisonhöhepunkt gen Null geht: Bechmann fit, Jäger fit, nur Toprak fällt noch aus.Bei Gegner Mainz hofft Kapitän Tim Hoogland nach seiner Knochenprellung auf eine Nominierung für die Startelf. Ausfallen könnten hingehen Nikolce Noveski, Andre Schürrle und Andreas Ivanschitz. Nicht so schlimm: Vom Mainzer Trainer Thomas Tuchel ist zumindest nicht bekannt, dass er den aller Voraussicht nach munteren Samstagsnachmittagskick als Spiel des Jahres bezeichnen würde.Foto: dpa

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Bayern München - Eintracht Frankfurt (Sa., 15.30 Uhr)Wenn die Stiftung Warentest das Urteil "mangelhaft" fällt, dann verheißt das nichts Gutes. Eintracht Frankfurt bekam dieses Zeugnis in diesen Tagen ausgestellt. Es ging jedoch nicht um die Qualität des Kaders, sondern um die Fantrikots. In den Beflockungen wurde eine erhöhte Konzentration von sogenannten Weichmachern festgestellt - weshalb Frankfurt den Verkauf der Trikots gestoppt hat.Das Urteil "mangelhaft" wurde auch über den FC Bayern gefällt, doch war es nicht die Stiftung Warentest, sondern die Verantwortlichen - und es ging auch nicht um Trikots, sondern um die Leistung der Mannschaft beim Champions-League-Spiel in Bordeaux. "Wir haben sehr schlecht gespielt in der ersten Halbzeit - unglaublich", sagte Trainer van Gaal. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ergänzte, er habe "Laufbereitschaft, kämpferischen Einsatz, Cleverness" vermisst. Er forderte schnellstmöglich Erfolge - zu denen allerdings Franck Ribéry (im Bild) nicht beitragen kann. Der Franzose soll seine Verletzung auskurieren, zudem ist der Einsatz von Arjen Robben fraglich. Bei den Frankfurtern dagegen ist Nikos Liberopoulos wieder fit, die zuletzt gesperrten Selim Teber, Pirmin Schwegler und Marco Russ kehren in den Kader zurück.Bleibt nur abzuwarten, welcher Trainer am Samstag seiner Mannschaft das Prädikat "mangelhaft" ausstellen muss.Foto: AP

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Hertha BSC Berlin - VfL Wolfsburg (So., 15.30 Uhr)Es war ein skurriles Video, das da unter Woche im Internet gezeigt wurde. Ein Fan von Hertha BSC Berlin hatte mit seinem Handy gefilmt, wie Berlins Kapitän Arne Friedrich (im Bild) mit den Anhängern diskutierte. Friedrich wetterte gegen Mannschaftskollegen und gegen die Äußerungen der Fans. Ob das Video ein Grund war, dass zum Europa-League-Spiel gegen Heerenveen gerade einmal 13.134 Zuschauer kamen?Am Sonntag muss Hertha BSC nun gegen den VfL Wolfsburg antreten. Dort wird immer noch über die Tätlichkeit von Grafite beim Champions-League-Spiel gegen Besiktas Istanbul diskutiert. "Dass ihm die Hand ausrutscht, darf nicht passieren", sagte Trainer Armin Veh, nahm seinen Stürmer jedoch auch in Schutz. "Er bräuchte mal wieder ein Erfolgserlebnis - ohne das hat es jeder Stürmer schwer."Bleibt nur abzuwarten, ob Arne Friedrich nach dem Spiel wieder mit den Fans sprechen muss - falls überhaupt noch welche ins Stadion kommen.Foto: ddp

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FC Schalke 04 - Hamburger SV (So., 17.30 Uhr)Es gibt einen Trend in der Bundesliga, den kaum jemand bemerkt hat, weil er wohl schon so alt ist, dass ihn sich kaum jemand zu bemerken traut. Er lautet: Ein Stürmer braucht bei einem neuen Verein Zeit zur Eingewöhnung - außer er heißt Boubacar Sanogo. So plagen sich derzeit Mario Gomez, Pawel Pogrebniak und eben auch Marcus Berg (im Bild) bei ihren neuen Arbeitgebern. Für zehn Millionen Euro kam Berg vor der Saison aus Groningen - und schaffte in acht Bundesliga-Spielen gerade einmal ein Tor. Unter der Woche gelang Berg nun der Siegtreffer bei Celtic Glasgow in der Europa League. "Ich freue mich sehr für ihn", sagte Trainer Bruno Labbadia. "Er stand zuletzt stark unter Druck. Das war die beste Antwort."Auf Schalke dagegen bereitet den Anhängern derzeit weniger das sportliche Abschneiden Sorgen, es ist vielmehr die finanzielle Situation, über die diskutiert wird. Sportlich ist alles in Ordnung, die Mannschaft hat sich auf den dritten Platz in der Bundesliga gespielt. Ein Indiz, dass es gut läuft für eine von Felix Magath trainierte Mannschaft, ist das Dementi von Magath, dass es gut läuft. "Wir sind im Moment noch keine Spitzenmannschaft", sagt Magath und ergänzt schelmisch: "Die Hamburger sind Favorit. Aber wir haben das Zeug dazu, zu Hause jede Spitzenmannschaft zu schlagen - ohne selbst eine zu sein." Er musste vor der Saison auch keinen Stürmer integrieren, im Zentrum spielt seit Jahren Kevin Kuranyi. Bilanz in dieser Saison: acht Spiele, drei Tore.Foto: Getty

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VfL Bochum - Werder Bremen (So., 17.30 Uhr)Nach dem vergangenen Spieltag riefen die Experten noch einen Trend der Bundesliga-Saison aus: den zur Nullnummer. Ja, es schien nicht nur ein Trend zu sein, sondern gleich ein handfester Skandal - weil selbst Werder Bremen keine Tore mehr kassieren wollte und Torhüter Tim Wiese (im Bild) auf dem Weg ist, Rekorde zu brechen. In der Bundesliga ist er seit 619 Minuten ohne Gegentor und hat zehn der letzten 14 Elfmeter gehalten. Wie gut, dass es noch die Europa-League gibt und die Bremer etwas taten, was seit einigen Jahren in den Fußball-Lexika mit "einen Werder Bremen bauen" umschrieben wird: die Mannschaft verspielte in den letzten Minuten einen sicher geglaubten Sieg.Beim VfL Bochum plagt man sich mit anderen Sorgen: Außer gegen die Mitkonkurrenten im Abstiegskampf Nürnberg und Berlin konnte die Mannschaft noch kein Spiel gewinnen, unter dem neuen Trainer Frank Heinemann erzielte der VfL in keinem Spiel mehr als einen Treffer.Es könnte also durchaus sein, dass Wiese am Sonntag den vereinsinternen Rekord von Oliver Reck bricht - er braucht dazu noch 22 Minuten ohne Gegentor.Foto: AP

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