Bundesliga:Und dann kommt ein Pass der Bayern doch noch an

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Ein brillanter Pass, eine brillante Ballannahme, ein cooler Abschluss - und der FC Bayern erzielt durch Robert Lewandowski das Führungstor. (Foto: Guenter Schiffmann/GASPA)

Durch zwei späte Tore gewinnt der FC Bayern 2:0 bei Schalke 04. Der Rekordmeister hat große Probleme mit dem starken Pressing der Westfalen, ist am Ende aber sehr effektiv.

Von Ulrich Hartmann, Gelsenkirchen

Über dem Rasen der Schalker Arena hängt neuerdings der größte Videowürfel Europas. 62 271 Menschen waren am Freitagabend angereist, um das elektronische Wunderwerk zu besichtigen. Weil sie für ihre nicht ganz billigen Eintrittskarten außerdem ein attraktives Fußballspiel anschauen durften, bei dem unterhalb dieses Videowürfels Schalke 04 und Bayern München gegeneinander antraten, kam richtig Stimmung auf. Die gewaltigen Monitore sind für die Augen von Schalke-Fans freilich nur dann eine Wohltat, wenn darauf die Wiederholungen von Schalker Treffern abgespielt werden, aber daraus wurde nichts. Weil Robert Lewandowski neun Minuten vor dem Ende und Joshua Kimmich in der Nachspielzeit zwei Lücken in der ansonsten starken Schalker Defensive zum 2:0 (0:0)-Sieg nutzten, feierten die Bayern ihren zweiten Saisonsieg und fügten den Gelsenkirchenern die zweite Saison-Niederlage zu.

Dennoch herrschten angesichts einer guten Vorstellung gemischte Gefühle bei den Westfalen, die ihr Manager Christian Heidel zusammenfasste: "Am Ende haben uns zehn Minuten gefehlt. Aber wir sind auf einem guten Weg."

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Der 21-Jährige hat plötzlich eine erstaunliche Torquote, Franck Ribéry benimmt sich anständig, Thiago verheddert sich und Manuel Neuer hat sehr viel zu tun. Die Bayern in der Einzelkritik.

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Und dieser Weg hat ja gerade erst begonnen. Während Münchens Trainer Carlo Ancelotti mit dem portugiesischen Europameister Renato Sanches anstelle von Arturo Vidal im halblinken Mittelfeld nur eine einzige Änderung in seiner Startelf vorgenommen hatte, eröffnete Schalkes Trainer Markus Weinzierl mit sechs neuen Spielern den herbstlichen Kampf um die Stammplätze. Neben Matija Nastasic und Leon Goretzka rückten gleich vier Zugänge in die Anfangsformation: die geliehenen Nabil Bentaleb (Tottenham), Jewhen Konopljanka (FC Sevilla) und Abdul Rahman Baba (Chelsea) sowie der Acht-Millionen-Euro-Kauf Benjamin Stambouli aus Paris.

"Der Weg zum Triumph führt über die Tugenden unserer alten Helden", hatten die Schalker Fans ihre Spieler vor dem Anpfiff per Banner belehrt, doch als die Münchner nach 38 Sekunden den ersten Eckball erhielten und auch nach dessen Vergeudung zehn Minuten lang dominant spielten, schien die Frage zu keimen, ob die Schalker an diesem Abend noch einmal so glimpflich wegkommen würden wie bei der 0:1-Niederlage in Frankfurt und ob die Bayern noch einmal so aufdrehen würden wie beim 6:0 gegen Bremen. Doch nach zehn Minuten erinnerten sich die Gelsenkirchener der Tugenden ihrer alten Helden und gaben den Gästen Contra. Naldo forcierte nach 17 Minuten eine gelbe Karte für den in höchster Not grätschenden Mats Hummels, und in der Folge besaßen die Schalker durch Leon Goretzka und Klaas-Jan Huntelaar sogar eine gute Chance mehr als die Münchner, für die Robert Lewandowski nur ein Mal knapp am Tor vorbeischoss. In der Mitte einer flotten, hin- und herwogenden sowie stimmungsvollen ersten Halbzeit zwickte es ausgerechnet den Schiedsrichter Manuel Gräfe ein Mal derart in der Wade, dass er drei Minuten lang behandelt werden musste.

Der gerade mal 19 Jahre alte Renato Sanches zeigte beim Startelfdebüt großen Laufaufwand, hatte bei vielen Ballkontakten auch nicht immer die richtige Idee. Bis zu seiner Auswechslung in der 71. Minute offenbarte er sporadisch jene Qualitäten, die sich die Bayern von ihm als kostspielige Wette auf die Zukunft erhoffen. In einer iberischen Dreierformation mit Xabi Alonso und Thiago sah man dem Portugiesen im defensiven Mittelfeld immer wieder an, dass hier noch nicht viel Spielverständnis untereinander herrschen konnte. Beim Spiel in den Strafraum, beim finalen Pass taten sich die Münchner ohnehin zumeist schwer, auch deshalb, weil bei Schalke Nastasic als Innenverteidiger an der Seite von Naldo eine starke Partie machte.

Zwecks eigener Intensivierung des erlahmten Offensivspiels wechselte Weinzierl kurz darauf seinen neuen Schweizer Flitzer Breel Embolo ein, aber statt diesen in der sich sogleich ergebenden Konterchance zu inszenieren, zog Huntelaar in der 55. Minute aus 25 Metern stumpf ab. Sein Schuss wurde aber gefährlich, und Keeper Manuel Neuer musste ihn an die Latte lenken. Vielleicht waren es die mitunter zu behäbigen Rückwärtsbewegungen, vielleicht war es auch die nur punktuell aufblitzende Offensivkreativität, die Ancelotti nach einer Stunde bemüßigte, Arturo Vidal für Xabi Alonso sowie Douglas Costa für Franck Ribéry einzuwechseln. Dem Münchner Kombinationsspiel mangelte es an Varianten und am Tempo, um aussichtsreich zwischen oder gar hinter die beiden Schalker Viererketten zu gelangen. Zwecks Unterbindung eines weiteren Konters holte sich Sanches in der 69. Minute kurz vor seiner Auswechslung noch seine erste gelbe Karte in der Bundesliga ab.

Costa (72.) und Lewandowski (74.) hatten spät die besten Gelegenheiten, um den Bayern eine lukrativere Aufwandsentschädigung zu sichern, doch sie vergaben auf kuriose Weise. Die Münchner Schlussoffensive aber hatten sie damit immerhin eingeläutet gegen die nun müder werdenden Schalker, und in der 81. Minute gelang Lewandowski nach einem Steilpass von Martinez der bahnbrechende Treffer. Naldo und Benedikt Höwedes hatten den Stürmer durchflutschen lassen. Per Konter erhöhte Kimmich in der Nachspielzeit. "Wir wussten, dass wir Geduld haben müssen", erklärte Lewandowski bei Sky, "es war ein sehr intensives Spiel." Das war es.

© SZ vom 10.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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