Bundesliga, 26. Spieltag:Ganz viele van Bommels

Hertha fehlen im Abstiegskampf die fiesen Typen, Leverkusen fürchtet ein Fußballorakel und Wolfsburg baut wegen des engen Spielplans auf den Mini-Magath. Die Bundesliga-Vorschau.

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FC Schalke 04 - VfB Stuttgart (Freitag, 20.30 Uhr) Im Laufe einer Bundesliga-Saison kommt es ein paar Dutzend Mal zu der Situation, dass ein Spieler auf einen Klub trifft, für den er jahrelang selbst gespielt hat. Oder auf einen Klub, wo sein früherer Trainer das Sagen hat. Insofern ist es keine sensationelle Nachricht, dass an diesem Freitag der Kroate Ivan Rakitic mit dem FC Schalke 04 gegen seinen früheren Trainer Christian Gross und zugleich der Weißrusse Aliaksandr Hleb mit dem VfB Stuttgart gegen seinen früheren Trainer Felix Magath spielt.Aber dennoch ist es diese Notiz wert, in den Fokus des Spieltags zu rücken. Denn Gross war nicht irgendein Trainer für Rakitic, und Magath war nicht irgendein Trainer für Hleb. Sondern der Schweizer Glatzkopf Gross und der Aschaffenburger Halb-Glatzkopf Magath waren jeweils die großen Förderer der Mittelfeldspieler Rakitic und Hleb, die Entdecker an der Nahtstelle zum Profifußball - auch wenn es im Fall des Weißrussen zu heftigen Konflikten (Magath verweigerte ihm die Rückennummer 10) kam."Magath ist ein exzellenter Trainer. Er war zwar sehr hart, aber er fand immer die richtigen Worte zur richtigen Zeit", sagt Hleb heute über Magath. "Ich habe ihm viel zu verdanken", sagt Rakitic über Gross. Am Freitag werden Hleb und Rakitic ihre Entdecker ein bisschen ärgern müssen.Foto: ap Texte: Johannes Aumüller und Jonas Beckenkamp

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VfL Bochum - Borussia Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr)Was waren das für Zeiten, in denen Heiko Herrlich noch für den BVB stürmte und sich von Bayern-Keeper Oliver Kahn lustvoll am Ohr knabbern ließ. Fast Elf Jahre ist es her, dass Bochums heutiger Trainer in Dortmund an der Seite großer Borussen wie Jürgen Kohler, Stephane Chapuisat und Steffen Freund auf die bissigen Bayern traf. Nun kommt es also zum Wiedersehen mit der alten Liebe aus Dortmund - und Herrlich nimmt's ganz gelassen: "Das ist nichts Besonderes, weil ich mich nicht mehr als Spieler definiere", meinte Herrlich, der seinen Wohnsitz noch in Dortmund hat. "Es gibt keinen Platz für Sentimentalitäten."So ist das in diesen professionellen Zeiten, selbst beim Aufeinandertreffen mit dem geliebten Ex-Klub bleiben mittlerweile viele Augen trocken. Das dürfte am Samstag auch für Bochums Argentinier Diego Klimowicz gelten, der ebenfalls einst in Dortmund gespielt hat. Doch ihn zwickt's in der Hüfte, weshalb er ebenso wie Mavraj und Prokoph (beide gelbgesperrt) nicht im kleinen Revierderby mitmachen kann. Bleiben als Zündfunken nur noch Borussia-Stürmer Mohammed Zidan und Bochums Verteidiger Antar Yahia. Den Ägypter und den Algerier verbindet seit den Tumulten in den entscheidenden WM-Quali-Spielen zwischen ihren Ländern nicht gerade eine dicke Freundschaft. Zidan beschwerte sich damals über Yahias unfaire Spielweise, Yahia sagt heute in Bild: "Diese Person existiert für mich nicht." Solange sie sich nicht die Ohrläppchen abbeißen.Foto: getty

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Hertha BSC - 1. FC Nürnberg (Samstag, 15.30)Die Welt des Fußballs ist zwar mitunter hart und pragmatisch, doch manchmal schimmern sie doch durch, die kleinen Unsicherheiten. Wenn dann von "unterschiedlicher Gefühlslage" die Rede ist, noch dazu vor einem Kellerduell wie Berlin gegen Nürnberg, wird klar: So ganz emotionslos verläuft die Sache dann doch nicht. Während bei der Hertha stimmungsmäßig der Nullpunkt bald unterschritten wird, befinden sich die Nürnberger nach ihrem Überraschungscoup gegen Leverkusen in einem kleinen fränkischen Frühlingsmärchen. Der Gefühlslage entsprechend gestalten sich auch die Ansagen für die Begegnung am Samstag."Unsere Truppe ist einfach zu nett. Das sind durch die Bank fast alles liebe Schwiegersöhne. Es fehlen die Schweine, die fiesen Charaktere", klagt beispielsweise Herthas Pal Dardai und beinahe klingt er so, als wünsche er sich eine Armada an furiosen van Bommels in die Hauptstadt. Beim Club bevorzugen sie anstatt van Bommel anderes Bayern-Personal: Mit den ausgeliehenen Winterzugängen Andreas Ottl und Breno (im Bild) hat sich insbesondere die Defensive der Nürnberger stabilisiert. Dumm nur, dass ausgerechnet der zuletzt starke Brasilianer eigentlich schon wieder weg ist, denn nach seinem Kreuzbandriss wird er sein nächstes Bundesligaspiel vermutlich erst in der kommenden Saison absolvieren - dann wieder für die Bayern. An seine Stelle soll gegen die Hertha Dominic Maroh rücken. "Maroh hat in der Vergangenheit häufig bewiesen, dass er ein zuverlässiger Mann ist", betont auch Trainer Dieter Hecking.Foto: getty

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Borussia Mönchengladbach - VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr)Sonntags zu spielen, kann ein Ärgernis sein, aber auch eine Wertschätzung. Aufgrund des europäischen Terminkalenders ist es so, dass am Sonntag oftmals die Vereine in der Bundesliga antreten, die am Donnerstag noch in der Europa League im Einsatz waren. Ergo: Viele Sonntagsspiele gleich gutes Abschneiden im internationalen Wettbewerb.Dass der VfL Wolfsburg an diesem Spieltag samstags antreten muss, hat aber nichts damit zu tun, dass die Mannschaft von Lorenz-Günther Köstner plötzlich aus dem Europapokal genommen wurde - nach dem 1:1 in Kasan am Donnerstag darf sie in einer Woche auch noch das Rückspiel bestreiten. Dennoch spielt der VfL nicht am Sonntag, und das kann ihm gar nicht gefallen. Keine 44 Stunden nach dem schweren Spiel in Russland (extreme Witterungsbedingungen, schwer zu bespielender Rasen) steht also das Duell bei Borussia Mönchengladbach an. Kaum vorstellbar, dass man den Wolfsburgern die harte Partie nicht anmerken wird. "Ich verstehe, dass das sein muss, dass bei drei Bundesligisten in der Europa League einer wieder Samstag spielt. Aber da muss es Ausnahmen geben. Da muss man mal drüber reden", sagte Manager Dieter Hoeneß. Wobei: Köstner gilt ja als Mini-Magath, vielleicht hat der seine Spieler inzwischen so fit getrimmt, dass sie das locker überstehen.Foto: dpa

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FC Bayern München - SC Freiburg (Samstag, 18.30 Uhr) Wie viel und welch großes Lob hat dieser David Alaba nach dem Spiel in Florenz bekommen, als er mit seinen 17 Jahren und 253 Tagen zu den besten Bayern-Spielern zählte. Nun ist Alaba schon 17 Jahre und 255 Tage, und das ist natürlich schon ein ganz anderes Alter. Die Freude des Debütanten und Rekordbrechers (jüngster Bayern-Spieler in der Champions League aller Zeiten!) muss zurückstehen hinter der wenigen freudigen Frage: Spiele ich in der nächsten Partie überhaupt wieder mit?Diego Contento, mit 19 Jahren und 315 Tagen ein echter Haudegen, ist wieder fit und dürfte den Platz links draußen in der Viererkette für sich reklamieren. Und was ist dann mit Alaba? Entweder muss der auf die Bank oder er profitiert auf einer anderen Position von Trainer van Gaals Jugendliebe. Im defensiven Mittelfeld ist Schweinsteiger gelbgesperrt, und derzeit notieren zwar alle Aufstellungspropheten Anatolij Timoschtschuk als Ersatz - doch es kann gut sein, dass dort auch David Alaba auftauchen wird. Als im DFB-Pokal-Spiel gegen Fürth zunächst Timoschtschuk und später Alaba in der Zentrale spielten, meinte van Gaal hinterher, der damals 17 Jahre und 226 Tage alte Alaba sei der Bessere gewesen.Foto: getty

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Hannover 96 - Eintracht Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr)Dass das nächste Spiel immer das wichtigste ist, zählt in der Welt der Fußballfloskeln zum täglichen Brot. Hannover-Trainer Mirko Slomka scheint von dieser Weisheit ein paar Stullen gefrühstückt zu haben, denn er sagt: "Für uns ist das Frankfurt-Spiel noch wichtiger als die Partie in Freiburg." Zur Erinnerung: Vergangene Woche gelang 96 im Breisgau der erste Sieg nach neun quälenden Niederlagen in Serie - Balsam für die geschundenen Seelen der Niedersachsen. "Wir haben noch nichts geschafft, nur drei Punkte mehr auf dem Konto", fügt Slomka warnend hinzu. Nur nicht übermütig werden im Abstiegskampf, soll wohl die Devise sein.Bei Eintracht Frankfurt werden sie mit dem Abstieg in dieser Saison nichts zu tun haben, doch auch nach oben scheint nicht viel zu gehen. Ein klassisches Graue-Maus-Spieljahr also für die Skibbe-Truppe, die ihr Können zumeist nur mit der Konstanz britischer Wetterverhältnisse abruft. In den vergangenen drei Spielen hingen die Leistungswolken beispielsweise ziemlich tief, bei nur einem eingefahrenen Punkt. Doch nun bahnt sich ein Sonnenstrahl durchs Sauwetter: Maik Franz, der ungraueste und torgefährlichste aller Abwehrspieler, ist nach zweiwöchiger Pause wieder fit. "Maik tut uns mit seiner Präsenz sehr gut", sagt Eintracht-Coach Michael Skibbe - das ist mehr als eine Floskel.Foto: ddp

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FSV Mainz 05 - 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr)Kölns Trainer Zvonimir Soldo musste sich unter der Woche als Ballflachhalter betätigen. Vor dem Duell der Karnevalsklubs fällt das naturgemäß schwer, aber der Kroate gab sein Bestes: "Wir dürfen nicht in Euphorie verfallen, sondern müssen auch in Mainz konzentriert und engagiert auftreten." Die angesprochene Hochstimmung rührt dabei nicht etwa von zwei blitzsauberen Kantersiegen in der Liga, sondern lediglich von zwei respektablen Remis gegen Leverkusen und Bayern. So sind sie in Köln: Kaum geht sportlich ein bisschen die Sonne auf, schon werden sie alle jeck.Stichwort jeck: Klar, dass sie in Mainz der festen Überzeugung sind, sie hätten den besseren Karneval als die Kölner. Aber dass sie derzeit auch das weitaus bessere Bundesligateam haben, hätten sie wohl in ihren kühnsten Fassnachtsträumen nicht gedacht. Mit acht Punkten Vorsprung vor dem 1. FC Köln scheinen die Mainzer das Duell der Karnevalsklubs bereits für sich entschieden zu haben - es sei denn, die euphorischen Kölner schweben auf ihrer kleinen Remis-Erfolgswelle in Mainz zum Sieg. Immerhin können sie sich jetzt wieder aufs Fußballspielen konzentrieren, nachdem die Ablenkung durchs Minutenzählen von Podolskis Torflaute passé ist.Foto: ddp

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TSG Hoffenheim - Werder Bremen (Sonntag, 15.30 Uhr)Die internationale Schiedsrichter-Gilde meint es derzeit gut mit den deutschen Mannschaften, die noch im Europapokal vertreten sind. Da war vor kurzem der Norweger Övrebö, der die Abseitsstellung von Bayerns Klose in Florenz übersah, und da war am Donnerstag der Engländer Atkinson, der den Bremern beim Europa-League-Spiel in Valencia einen sehr zweifelhaften Elfmeter zusprach.Da ist es gut, dass es im deutschen Schiedsrichter-Wesen derzeit überhaupt keinen Anlass für irgendwelche Diskussionen gibt, und dass demzufolge im Spiel Hoffenheim gegen Bremen keinerlei Abseitstore und keinerlei zweifelhafte Elfmeter zu erwarten sind. Stattdessen dürften wohl die Aktiven das Spiel entscheiden. Und weil es in Hoffenheim derzeit keinen zu geben scheint, der ein Spiel im positiven Sinne für die TSG entscheidet, ist es an den Bremern Özil, Marin & Co., in dieser Begegnung aufzutrumpfen.Foto: dpa

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Bayer Leverkusen - Hamburger SV (Sonntag, 17.30 Uhr)Nein, die leidige Geschichte von Bayer Leverkusen und dem obligatorischen Leistungsabfall in der zweiten Saisonhälfte wiederholt sich nicht. Das hatte vergangenes Jahr wohl auch der damalige Bayer-Trainer Bruno Labbadia gedacht, bevor sein Team letztlich noch auf einen enttäuschenden neunten Platz abrutschte. Am vergangenen Spieltag ereilte die bis dahin ungeschlagene Heynckes-Elf in Nürnberg die erste Pleite der aktuellen Saison und schon werden sie wieder wach, die Bedenken bezüglich des alljährlichen Bayer-Abrutschens.Irgendwie berechtigt, denn im Fußball gibt es sie bekanntlich zuhauf, die wiederkehrenden Geschichten. Da wird in naher Zukunft wieder ein Engländer einen entscheidenden Elfmeter verschießen, da wird der DFB bei einer Auslosung wieder vom Glück umschmeichelt und bestimmt schießt Flippo Inzaghi auch mit 41 noch Tore gegen den FC Bayern. Diese "Gesetzmäßigkeiten" gilt es für Leverkusen zu bekämpfen. Am besten, sie fangen gleich gegen den HSV damit an - unglücklicherweise wartet im Hamburger Sturm mit Ruud van Nistelrooy schon das nächste Fußballorakel: Wo er ist, fallen Tore. Das ist so sicher wie Leverkusener kalte Füße im Meisterschafskampf. Sagt man.Foto: getty

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