Bundesliga:Nur die Zukunft bereitet Kovac gute Laune

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Jupp Heynckes (li.) und Niko Kovac: Interessante Begegnung in München (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Niko Kovac hätte sich mit Eintracht Frankfurt bei seinem neuen Arbeitgeber gerner besser präsentiert: Beim FC Bayern verliert das Team 1:4.
  • "Das Ergebnis ist für mich ein bisschen zu hoch, aber aufgrund der Qualität meiner Mannschaft auch verdient", sagte Kovac spitz. Er kritisiert die Frankfurter deutlich.
  • Nur Jupp Heynckes bringt ihn zum Schmunzeln.
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Aus dem Stadion von Maik Rosner, München

Niko Kovac tigerte immer wieder durch seine Coachingzone. Fast während des gesamten Spiels gab er Anweisungen und Korrekturen. Er gestikulierte und rief, mal ruhig, mal energisch. Doch was auch immer Kovac mit vollem Körpereinsatz versuchte, wirklich Gehör schien er bei seiner Mannschaft nicht zu finden. Und nachdem Rafinha (87.) und Niklas Süle (90.) die letzten beiden Tore zum 4:1 (1:0) des FC Bayern erzielt hatten, stellte auch Kovac seine raumgreifenden Bemühungen am Spielfeldrand ein. Mit gesenktem Kopf schritt der Trainer das weiß markierte Rechteck vor seiner Bank ab, er kratzte sich an der Stirn und schaute ins Leere.

Die Enttäuschung des Trainers fiel wohl auch deshalb besonders groß aus, weil er nicht nur mit Eintracht Frankfurt in München verloren hatte, was auch schon größeren Gegnern unterlaufen ist. Gefühlt war dem baldigen Nachfolger von Jupp Heynckes ja auch sein Einstand in München einigermaßen verrutscht, ebenso wie der kleine Testlauf für das Pokalfinale gegen die Bayern am 19. Mai in Berlin. Denn sein künftiger Arbeitgeber war mit den vier Nachwuchskickern Niklas Dorsch, Lukas Mai, Meritan Shabani und Franck Evina sowie den vier Ergänzungsspielern Sandro Wagner, Juan Bernat, Sebastian Rudy und Corentin Tolisso angetreten. Von den Stammkräften standen nur Sven Ulreich, Mats Hummels und Joshua Kimmich in der Startformation. Dennoch konnte Frankfurt nicht den Anspruch untermauern, in der kommenden Saison international spielen zu wollen.

"Das haben wir uns anders vorgestellt", sagte Kovac später verärgert, "aufgrund der Konstellation, die sich ergeben hat mit der Aufstellung der Bayern, haben wir uns sehr viel mehr ausgerechnet." Der 46-Jährige stellte fest, was ihn nun zwar betrübte, in Zukunft aber erfreuen dürfte: "Die Qualität, die Bayern auf dem Platz hatte, reicht immer noch, um Tore zu schießen." Jedenfalls gegen diese Eintracht, seine aktuelle Mannschaft, was es für den Moment nicht besser machte.

Gelungen war den Münchnern die Führung sogar durch den U23-Mittelfeldspieler Dorsch (43.). Kurz nach Wagners 2:0 (76.) verkürzte Sebastien Haller zwar für die Frankfurter (78.). Doch sonst bekam Kovac von seiner Mannschaft vor allem ziemlich unpräzise Angriffsbemühungen mit Fehlschüssen zu sehen.

Nur einmal wirkt Kovac nach dem Spiel wirklich freudig und relaxt

Der Trainer ging danach sogar erstmals deutlich vernehmbar auf Distanz zu seiner derzeitigen Belegschaft und schloss sich dem Urteil des Frankfurter Sportvorstandes Fredi Bobic an. Der hatte von einer "Nichtleistung" gesprochen, Kovac sagte: "Ich seh's ja genauso." Eine hohe Zahl von Fehlern hatte er beobachtet und insgesamt eine ziemlich unentschlossene Vorstellung seines Personals. "Das ist das, was mir fehlt: Dass jeder jetzt alles gibt, weil es geht um viel", kritisierte Kovac scharf, "das werfe ich meinen Spielern vor, dass sie denken, es geht mit links. Das geht nicht, in München schon mal gar nicht."

FC Bayern in der Einzelkritik
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Aus dem Stadion von Matthias Schmid

Er ging sogar so weit, seine aktuelle Mannschaft in den größtmöglichen Kontrast zur sogenannten B-Elf des FC Bayern zu stellen, die drei Tage vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Champions League bei Real Madrid die geschonten und angeschlagenen Kollegen aus der ersten Reihe gut vertreten hatte. "Das Ergebnis ist für mich ein bisschen zu hoch, aber aufgrund der Qualität meiner Mannschaft auch verdient", sagte Kovac spitz, und vermutlich meinte er damit tatsächlich noch die der Eintracht. Dass deren jüngster Abschwung zeitlich zusammenfällt mit der Bekanntgabe seines Wechsels nach München zum 1. Juli, ist dem Kroaten auch aufgefallen. "Wenn Sie da eine Kausalität herstellen möchten, dann obliegt das Ihnen. Ich denke, das hat überhaupt nichts damit zu tun", sagte er knapp.

In die Arena gekommen war Kovac noch betont lässig mit einer Sonnenbrille, nach dem Spiel ließ er Heynckes höflich den Vortritt beim Gang auf das Podium der Pressekonferenz, auf der beide nebeneinander saßen wie der Meister und sein Geselle. Doch von jener Gelassenheit, mit der Kovac zu seinem Einstand in München gereist war und dort auch seine Eltern und Schwester besucht hatte, schien nun nicht mehr viel übrig geblieben zu sein. Nur einmal wirkte Kovac nach dem Spiel wirklich freudig und relaxt. Es war in jenem Moment, als Heynckes zu Nachwuchsspieler Evina befragt worden war, ob dieser auch in der kommenden Saison mit Bundesligaeinsätzen bei den Profis rechnen könne. "Kann ich die Frage weiterreichen?", fragte der 72-Jährige launig zurück und erheiterte damit auch Kovac.

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