Bundesliga:Mkhitaryan knackt die Kreativblockade des BVB

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Umarmung in Schwarzgeld: Henrikh Mkhitaryan feiert sein 1:0 gegen Hannover. (Foto: Bongarts/Getty Images,)
  • Mal flach, mal quer - und einmal Mkhitaryan: Borussia Dortmund braucht beim 1:0 gegen Hannover viel Geduld.
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Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Thomas Tuchel machte keinen allzu deprimierten Eindruck angesichts des Umstands, dass seine Mannschaft zum ersten Mal in dieser Saison in einem Bundesliga-Heimspiel bloß ein einziges Tor geschossen hatte. Und dass ihnen dieses, wenn man so will, statistische Missgeschick auch noch gegen die zweitschlechteste Defensive der Liga widerfahren war - gegen angeschlagene Hannoveraner.

"Zäh und zäh und zäher", beschrieb Tuchel lächelnd den 1:0 (0:0)-Sieg seines Tabellenzweiten Borussia Dortmund gegen das Schlusslicht Hannover 96, und viel mehr als diese seine fünf Wörter und die Tatsache, dass Henrikh Mkhitaryan in der 57. Minute mit einem singulären Fernschuss das Dortmunder Siegtor erzielt hat, muss man über dieses Spiel kaum wissen. "Wir können es besser, haben Luft nach oben", sagte Tuchel, aber damit erzählte er niemandem etwas Neues.

Tuchel tröstete sich damit, dass es trotz eines schwachen Spiels seiner Mannschaft ohne den verletzten Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang sowie ohne Mut, Präzision und Ideen ja trotzdem zu einem Sieg gereicht hat. Die Spielübung 'Elf gegen Elf auf ein Tor' hat den sonst so verspielten Borussen am Samstag einfach nicht behagt. "Leider haben wir die gefährlichen Räume nicht gefunden", sagte Tuchel.

57 Minuten lang waren sie gegen die doppelt verschachtelten Abwehrreihen von Hannover 96 angerannt, haben mal hoch, mal flach, mal quer und mal diagonal versucht, den Ball vor das Tor und dann hinein zu bringen - aber es hat beinahe eine Stunde gedauert, ehe sie die Hannoveraner mit einem einzigen Treffer haben knacken können. Danach ist ihnen dann 33 Minuten wieder nichts mehr gelungen. Am Ende wurde es deshalb auch nur ein ganz mauer Sieg gegen das schon zum siebten Mal nacheinander unterlegene Schlusslicht aus Hannover. Man durfte den Dortmunder Auftritt wohlwollend "Geduldsspiel" nennen oder nicht wohlwollend: "Kreativblockade".

Tuchel hatte vor dem Spiel Schwierigkeiten eingeräumt, sich auf den Gegner vorzubereiten, was kurios anmutete, da es sich ja um die seit Ende November sieg- und punktlosen Hannoveraner handelte. Aber gerade die statistischen, personellen und mentalen Sorgen bei den Niedersachsen machte deren Startelf so unvorhersehbar.

96-Trainer Schaaf musste auf die Stürmer Hugo Almeida und Adam Szalai sowie den Abwehrspieler Christian Schulz verzichten und nahm nach der vorherigen 0:1-Heimniederlage gegen Mainz zudem Manuel Schmiedebach und Hotaru Yamaguchi aus der Startelf. Fünf neue Männer musste er also in seine Formation einbringen, und vor allem defensiv sollte die Mannschaft die Aufgaben dann ziemlich gut lösen.

Bei den Dortmundern wirkte Marco Reus wild entschlossen, die Absenz des Torjägers Aubameyang zum eigenen Vorteil zu nutzen. Beim Einmarsch ins Stadion schickte er Handküsse nach links auf die Tribüne und salutierte mit der Hand an der Stirn nach rechts. Als das Spiel dann lief, vergab er nach acht Minuten aus kürzester Distanz und schoss in der 16. Minute einen Freistoß an den Querbalken des Hannoveraner Tors.

In der 28. Minute schoss er dem Torwart Zieler noch einen Freistoß in die Arme, und in der 39. Minute vergab Neven Subotic aus kurzer Distanz. Mehr war nicht. Dortmund war dominant, sehr dominant - zu dominant. Man hat in der ersten Halbzeit gemerkt, dass Tuchel seiner Mannschaft keinen guten Matchplan hatte geben können. Als die Spieler in die Pause gingen, gab es Pfiffe.

Das Spannendste zur zweiten Halbzeit war, ob Tuchel seiner Mannschaft nun wenigstens in der Pause und in Kenntnis des Hannoveraner Spiels einen Schlüssel an die Hand geben konnte. Und immerhin war nun etwas besser zu erkennen, dass sie den Ball zentral vor den Hannoveraner Strafraum zu spielen gedachten und von dort noch einmal nach außen bringen wollten. Doch das Dortmunder Pass- und Bewegungsspiel war an diesem Tag einfach nicht konzentriert und präzise genug. Immer wieder gingen Bälle verloren.

Dass allein aus der Dominanz irgendwann ein Tor hervorgehen musste, schien klar. Und so kam es dann auch in der 57. Minute: Mkhitaryan erhielt den Ball von Reus, lief etliche Meter, suchte halblinks ausnahmsweise mal nicht unmständlich eine Anspielstation, sondern zog mit dem Ball selbst gen Zentrum und wagte aus 20 Metern einen Schuss, der rechts unten im Hannoveraner Tor einschlug.

Ein Brustlöser war das aber nicht. Dortmund tat sich weiter schwer. "Unpräzises Spiel, Unkonzentriertheiten, technische Fehler", beklagte Tuchel hernach, "es sah insgesamt ein bisschen verkopft aus, als würden wir zu lange brauchen, um Räume zu finden, in denen wir das Spiel beschleunigen können."

Und so ging das enttäuschende Spiel dann auch zuende: ohne weitere Tore, ohne Aufreger, ohne Beschleunigung. Nahezu keiner der 80.000 Zuschauer im größten deutschen Fußballstadion ging zufrieden heim: Die Hannoveraner nicht wegen der Niederlage, die Dortmunder nicht wegen eines wirklich schwachen Spiels. Am Donnerstag in der Europa League gegen den FC Porto (der in der Liga Benfica 2:1 besiegte), kündigte Tuchel vorsorglich an, werde man es besser machen.

© SZ Digital vom 14.2.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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