Bundesliga:Köln spürt die Wucht des Pfiffs

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Tristesse in Köln: Trainer Peter Stöger (Mitte) versucht seine Spieler aufzumuntern. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der 1. FC Köln verliert bei Mainz 05 0:1 durch einen umstrittenen Elfmeter.
  • Es ist die zehnte Niederlage der Kölner im zwölften Spiel.
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Selbst der Mainzer Sportvorstand sprach in der Halbzeitpause am Mikrofon von einer "nicht eindeutigen" Szene. Das Wort Schwalbe brachte Rouven Schröder nicht über die Lippen, dafür war der Kölner Konstantin Rausch nach Spielende direkter: "Da gibt es keine zwei Meinungen", erklärt er: "Klare Schwalbe und gelbe Karte." Rausch bezog sich auf die Szene, die das Spiel entschied und die Köln noch tiefer in die Krise stürzen lässt: jene Situation kurz vor der Pause, als Sörensen den Ball gegen Pablo de Blasis vertändelte und dieser anschließend durch ein vermeintliches Foul im Strafraum zu Boden ging. Schiedsrichter Felix Brych zeigte sofort auf den Punkt. Wer den Argentinier elfmeterreif gefoult haben soll, war auf den Fernsehbildern allerdings nicht zu erkennen. Ebenso unklar blieb, warum Videoschiedsrichter Tobias Welz seinen Kollegen nicht umstimmte, obwohl beide telefonischen Kontakt hatten. Den anschließenden Strafstoß verwandelte Brosinski zum 1:0; es blieb der einzige Treffer der Partie.

Die Wucht der Fehleinschätzung war nach Abpfiff deutlich zu spüren: Auf dem Weg zu seinen Spieler schlich Peter Stöger sichtlich niedergeschlagen über den Mainzer Rasen. Bei Dominic Maroh angekommen, kniete er sich neben den Verteidiger und versuchte ihn zu trösten. Der tief enttäuschte Maroh solidarisierte sich später mit seinem Coach: "Der Trainer ist die ärmste Sau. Der macht alles akribisch und gibt uns alle Möglichkeiten, und wir schaffen es einfach nicht, auf dem Platz Tore zu schießen."

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Der FC hat nach zwölf Spieltagen nur vier Tore erzielt. Noch nie war eine Mannschaft in der Geschichte der Bundesliga vor dem Tor so schlecht. "Wenn man auf die Statistik schaut, das ist schon peinlich", sagte Maroh.

Brych korrigiert sich später

Besonders bitter war für die verletzungsgeplagten Kölner der Zeitpunkt des Gegentreffers. Bis dahin hatte der Tabellenletzte eine mutige Auswärtsleistung gezeigt und sich sogar mehr Torchancen erarbeitet als der Gastgeber. Die beste davon hatte Stürmer Guirassy, der aber aus spitzen Winkel den Ball nicht mehr aufs Tor bringen konnte. Die Taktik der Kölner schien jedoch zunächst aufzugehen. Peter Stöger hatte vor dem Spiel erklärt, man wollen mehr auf die Grundlagen achten. Und tatsächlich stellte sein Team die Passwege der Mainzer gut zu und überzeugte in den Zweikämpfen. Die Mannschaft von Sandro Schwarz fand dadurch keine Ruhe im Spiel und wirkte oft überhastet. Gerade als es so aussah, als würde der FC sich als die bessere Elf in die Halbzeitpause verabschieden, zeigte Brych auf dem Punkt.

Die Diskussion um den Videoschiedsrichter wird ihre Fortsetzung finden. Die Szene um de Blasis zeigt einmal mehr die peinlichen Verwirrungen um die technische Neuerung: Der Videoassistent habe ihm bestätigt, dass es einen Kontakt gegeben habe, sagte Brych bei Sky später: "Ich habe mir jetzt die Bilder angeschaut, ich kann da keinen Kontakt erkennen."

Stögers ironisches Lächeln

Auf die Szene angesprochen, reagierte Stöger bei der Pressekonferenz später mit leicht ironischem Lächeln. Er rang einige Sekunden nach Worten und sagte dann nur: "Ich glaube, das hat jeder gesehen. Für uns ist es bitter, richtig bitter." Der noch immer desillusioniert dreinblickende Maroh war dann doch etwas ausführlicher: "Es bringt nichts, sich auf den Schiedsrichter zu fokussieren. Das ist natürlich bitter, aber die Situation können wir trotzdem besser klären. Wenn du unten stehst, passieren die Dinge eben so, wie sie heute passiert sind."

Trotzdem lässt sich die FC-Niederlage nicht ausschließlich auf den Elfmeter reduzieren. In der 71. Minuten waren es nämlich die Kölner, die von einem Nicht-Eingreifen von Welz profitierten. Beim Stürmerfoul von Bittencourt an Donati traf der Kölner den Mainzer unabsichtlich mit dem Stollen im Gesicht. Der am Boden liegende und als Hitzkopf bekannte Donati schlug danach in Richtung Bittencourt. Brych schickte den Italiener daraufhin vom Feld - sein dritter Bundesligaplatzverweis. Rund 20 Minuten in Überzahl blieben den Kölnern, um die zehnte Niederlage im zwölften Spiel noch abzuwenden.

Aber je länger die Partie dauerte, desto nervöser wurde der FC. Von dem Selbstbewusstsein der ersten Häfte war von Minute zu Minute weniger zu spüren. Auf der anderen Seite hielten die Mainzer mit aller Härte dagegen. Insgesamt war Köln zu hektisch und zu ängstlich, um Mainz ernsthaft zu bedrängen - in Anbetracht der historisch schlechten sportlichen Situation eine fast schon logische Folge.

In der Nachspielzeit hätte es dann doch noch fast geklappt mit dem Punktgewinn, als Adler-Ersatz Zentner Kölns Jojic den Ball in die Füße spielte. Jojic schoss und verpasste. Ein Querpass wäre wohl die bessere Option gewesen. Unterm Strich gewann Mainz ein Kampfspiel. Den verunsicherten Kölnern fehlten am Ende die Ideen und das Glück, um etwas Zählbares mitzunehmen. Es ehrte Stöger, dass er die Elfmeterentscheidung in seinem Fazit nicht als spielendscheidend anführt: "Eine bittere Niederlage für uns. Das war aufgrund des Spielverlaufs nicht nötig. Der letzte Punch, die letzte Überzeugung in den Aktionen hat gefehlt. Wir hatten Möglichkeiten, wenigstens einen Punkt mitzunehmen." Bis zum Relegationsplatz sind es nach wie vor sechs Punkte. Die erste Halbzeit hat zumindest gezeigt, dass sich der FC noch nicht aufgegeben hat.

© SZ vom 19.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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