Bundesliga: Hamburger SV:Die Quatschbude der Bundesliga

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Das Fußballland wartet seit Jahren, dass beim Hamburger SV der Knopf aufgeht und der "schlafende Riese" aufsteht. Doch im entscheidenden Moment lässt sich immer einer zu früh in den Medien feiern.

Ralf Wiegand

So ist es doch schon seit Jahren, seit vielen, vielen Jahren: Der Hamburger SV, heißt es da immer, der hätte das Potential, dem FC Bayern die Stirn zu bieten. In München selbst warten sie nur darauf, bis irgendwann dort oben im windigen Norden der Knopf aufgeht.

Einsam ist man an der Waterkant selten - wer jemand zum Reden braucht, der wende sich einfach an die Hamburger Medien. (Foto: dapd)

Ist schließlich alles da, was man so braucht, um zur Spitze zu gehören: Ein Stadion mit gigantischer Stimmung; Fans, die immer kommen, egal ob Mailand oder Mainz zu Gast ist; Tradition samt Altstars im Rang von Stadtheiligen; eine faszinierende Metropole, in der auch Weltstars ein akzeptables Penthaus finden können; eine Wirtschaftskraft, die Hamburg zur reichsten Stadt Europas machte; und ein Einzugsgebiet, das bis nach Dänemark reicht. Es gibt genügend Faktoren, um im HSV einen - Achtung! - schlafenden Riesen zu sehen. Man kann's schon nicht mehr hören.

Womöglich handelt es sich beim Hamburger Sportverein aber auch gar nicht um einen schlafenden Riesen, sondern um Dornröschen. Da holten sich die Ritter aus dem ganzen Land auch so um die hundert Jahre lang eine blutige Nase beim Versuch, das Mädel aufzuwecken. Sie kamen nämlich gar nicht erst rein ins dornenumrankte Schloss.

So ähnlich geht es jenem als Erwecker sehnlichst erwarteten Herrn Sportdirektor, den der HSV bräuchte, um endlich das Gleichgewicht in der ganz auf Vorstand Bernd Hoffmann zugeschnittenen Vereinsregierung herzustellen. Aber weder Urs Siegenthaler noch Matthias Sammer durchdrangen die Hecke und zogen, als Ritter von mehr oder weniger trauriger Gestalt, wieder von dannen.

Zwei solche Pleiten in der Sparte Personalfindung innerhalb von sieben Monaten sind für ein Unternehmen wie den HSV inakzeptabel - und dabei ist es vollkommen egal, wer wem wann was zugesagt, aber das womöglich ganz anders gemeint hat. Das Übel des HSV ist ja nicht, dass seinen Gremien nicht die richtigen Entscheidungen einfallen würden.

Sowohl Sammer jetzt als auch Siegenthaler im vergangenen Sommer wären gute Leute gewesen. Das Problem ist, dass der Verein zu den größten Quatschbuden des ganzen Landes gehört. Jeder, dem etwas einfällt, findet in den zahlreichen Medien der Stadt jemanden, der ihn dafür feiert. Er muss es ihm nur erzählen, bevor es ein anderer tut.

So wird in diesem Klub seit jeher alles zerredet, bevor aus einer Idee ein Projekt oder aus einem Bewerbungsgespräch ein Arbeitsvertrag werden könnte. Diskretion, ein hohes Gut in der Kaufmannsstadt Hamburg, ist beim HSV nicht bekannt: Dornröschen schläft dann erst mal weiter.

© SZ vom 24.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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