Bundesliga: Elf des Spieltags:Elf Krisen müsst ihr sein

Van Bommel hat schon einige erlebt, Podolski kommt nicht aus ihr heraus und Berlin könnte sie tatsächlich überwinden - es ist Krisenzeit in der Liga. Die sueddeutsche.de-Talsohlenelf-des Spieltags.

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Bayerns Abwehr-Wunderkind David Alaba erlebt derzeit seine ganz persönliche erste Gefühls-Achterbahnfahrt als Profi. Erst glänzte der 17-Jährige bei seinem Startelf-Debüt im Champions-League-Krimi in Florenz mit Abgeklärtheit im Alte-Hasen-Stil, dann agierte er gegen Freiburg auf solidem Christian-Lell-Level und nun leistete er sich gegen Eintracht Frankfurt in der Schlussphase zwei Unachtsamkeiten auf Van-Buyten-Niveau.Gegen den Frankfurter Marcel Heller sah der Österreicher schon in der ersten Halbzeit ziemlich viel Hacke und wenig Land und just als er gemäß dem Greenhorn-Credo "Willkommen in der Bundesliga" schon mehrfache Knoten in den Beinen zu beklagen hatte, unterliefen ihm zu allem Überfluss noch zwei ganz bittere Anfängerfehler: Ein verunglückter Rückpass zu Torwart Butt, den Frankfurts Juvhel Tsoumou zum 1:1 nutzte und eine viel zu passive Abwehrhaltung bei Martin Fenins Tänzchen vor dem 1:2. Für Alaba ein Tag zum Vergessen und sein erster Krisenmoment als Profi.Foto: getty Texte: Jonas Beckenkamp

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Keine Krisen-Elf ohne Lukas Podolski - der Kölner Kultstürmer befindet sich gewissermaßen in einem konstanten Dauertief, und das nicht erst seit dieser Spielzeit. Erst zwei Saisontore brachte Podolski zustande, seit er wieder in seiner geliebten rheinischen Heimat spielt und dort - anders als in seiner Leidenszeit im Münchner Exil - stets von Anfang an ran darf.An der mangelnden Einsatzzeit hat es den aktuellen Statistiken nach also nicht gelegen, dass der 24-Jährige in München unter den drei Trainern Magath, Hitzfeld und Klinsmann den bedauernswerten Zustand der Dauerkrise durchlief - selbst wenn er dauernd spielt, trifft Podolski nicht. Zurück in Köln läuft es nun nicht viel besser als bei den Bayern, abgesehen vielleicht von der Tatsache, dass sie ihren leidenden Krisen-Prinzen lieber haben als in München, wo er der zerknirschte Zuagroaste ohne Zug zum Tor war. Nur die Krise, die war ehedem schon dieselbe wie heute.Foto: ddp

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Eigentlich ist Hannovers Abwehrspieler Christian Schulz ein krisenerprobter Kicker. Das liegt zum einen daran, dass er bei 96 spielt, zum anderen hat der langhaarige Linksfuß schon ganz andere Frusterlebnisse durchgemacht, als seinen Katastrophenpass in den Lauf des Stuttgarters Marica an diesem Spieltag. Erinnern wir uns zurück: Schulz war jener bemitleidenswerte Bremer Abwehrmann, der als einer der ersten Bundesligaspieler bei Franck Ribérys Kunststückchen Staffage stehen musste. Im August 2007 jonglierte der Franzose am eigenen Strafraum den Ball über den verdutzten Schulz hinweg.Und jetzt? Ein haarsträubender Fehlpass vor dem eigenen Sechzehner in Richtung seines Kollegen Jan Durica, den Marica dankend abfing und zum Stuttgarter 2:0 verwertete. Dass der arme 96-Torhüter Florian Fromlowitz da kurzfristig zum Rumpelstilzchen mutierte, ist nur allzu verständlich.Foto: ddp

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Auch Bayern-Kapitän Mark van Bommel (Mitte) hat schon viele Talsohlen des Fußballs durchschritten. Da wäre zum Beispiel die Klinsmann-Krise, als der Niederländer erst Mannschaftsführer wurde und dann Bankdrücker. Nicht zu vergessen natürlich die Van-Basten-Krise, während der van Bommel beschloss, nicht mehr unter dem damaligen Bondscoach für sein Heimatland zu spielen. Außerdem gab es bei van Bommel noch die Barcelona-Krise, im Zuge derer ihm vorgeworfen wurde, er wäre zu sehr Rumpelfußballer für das Künstlerensemble der Katalanen. Und schließlich wäre da noch die Karten-Krise, die den bayerischen "Aggressiv-Leader" mehrfach wegen übertriebener Härte zum Zuschauen verdammte.Wir sehen, der Mann hat krisentechnisch schon einiges durchgemacht, da lässt sich so eine Last-Minute-Pleite in Frankfurt locker wegstecken: "Frankfurt ist nicht Manchester, aber auch nicht der FC Grünwald. Aber davon geht die Welt nicht unter!" Sprach's und freute sich innerlich ob der von ihm interpretierten Harmlosigkeit des aktuellen Münchner Formtiefs. Krise? Da muss für van Bommel schon mehr passieren als zwei Gegentore in der Schlussphase.Foto: ap

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Dass Bayer und insbesondere die Innenverteidigung um Sami Hyypiä und Manuel Friedrich in dieser Spielzeit einmal Krisengefühle durchleben muss, war nach dem bisherigen Saisonverlauf eigentlich so wahrscheinlich wie ein Kölsch-Verbot im Karneval. Doch acht Gegentore in den vergangenen drei Spielen gegen Nürnberg, Hamburg und Dortmund sprechen leider die deutliche Sprache eines vorrübergehenden Formtiefs.Während sich die Benotung der Fachzeitschrift Kicker vor Hyypiäs Krisenbeginn beinahe liest, wie das Zeugnis eines Musterschülers, dürfte das 0:3 in Dortmund der bisherige Tiefpunkt für den Finnen sein. Vielleicht steckte ihm dabei noch der Zusammenprall mit Keeper René Adler aus der Vorwoche in den Knochen, denn gegen die flinken Borussia-Sturmflitzer Zidan und Barrios wirkte Hyypiä erstmals in dieser Saison wie ein angesägter Kiefernbaum in Waldlappland.Foto: getty

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Bei Bayern-Verteidiger Daniel Van Buyten schien eigentlich Schluss zu sein mit den ständigen Rückfällen in alte Krisenzeiten. Der Belgier stand im bisherigen Saisonverlauf entgegen der allgemeinen Erwartungen meistens in van Gaals Anfangself und allzu oft in der Offensive auch am richtigen Fleck (bereits sechs Tore) - egal ob als Abwehrturm oder wie am 26. Spieltag gegen Freiburg als urplötzlicher Stoßstürmer.Seit der hektischen Sturmpartie in Florenz scheint Van Buytens Souveränität in der Defensive aber wie vom Winde verweht. Gegen Frankfurt verließ der Abwehrchef in der 80. Minute das sinkende Bayern-Schiff mit einer Jochbeinprellung und sah mit einem Veilchen am rechten Auge zu, wie sein Team im Frankfurter Angriffstornado die Segel streichen musste. "Vielleicht war das ein Wechsel zu viel," erkannte Bayern-Coach van Gaal, dessen erprobter Krisenstab in der Abwehr nach Van Buytens Ausfall zum Junioren-Hühnerhaufen mutierte.Foto: getty

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In der Krise den Kopf einschalten - nach diesem Leitspruch handelte der Hamburger Abwehrspieler Tomas Rincon. Wie der Venezuelaner nach einem Konter der Schalker einen Versuch von Edu von der Linie kratzte, grenzte an Slapstick im ganz großen Stil. Schalkes Stürmer Edu hatte HSV-Keeper Frank Rost bereits kunstvoll umkurvt und schob den Ball aus spitzem Winkel auf die Linie zu, als sich Rincon artistisch um den Pfosten wickelte und das Leder im Liegen mit der Stirn (!) von der Torlinie kratzte.Wer in Krisensituationen so kreativ verteidigt und sozusagen auf Grasnabenhöhe Tore verhindert, geht aus jeder brenzligen Szene gestärkt hervor und darf sich schon jetzt als Protagonist eines jeden Jahresrückblicks fühlen.Foto: Reuters

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Wo von der Krise die Rede ist, kann Hertha BSC Berlin nicht weit sein. Der Verein legt in dieser Saison eine geradezu groteske Talfahrt hin und musste sich vergangene Woche auch noch von den eigenen Fans aus dem Stadion scheuchen lassen. Die existenzielle Krise des Hauptstadtklubs hatte schon tragische Züge angenommen, als an diesem Spieltag Aberwitziges passierte: Ausgerechnet beim deutschen Meister stand es für die Hertha nach 27 Spielminuten 3:0, nach 63 Minuten 4:1 und am Ende schließlich 5:1.Angeführt vom exzellenten Spielmacher Cicero und vom coolen Knipser Theofanis Gekas (sic!) blamierten die Berliner den deutschen Meister bis auf die Knochen, schossen sich nach Lust und Laune den Frust von der geplagten Seele und könnten das Krisenzepter (= Rote Laterne, nicht zu verwechseln mit dem Krisenstab) demnächst tatsächlich an Freiburg und Hannover weiterreichen.Foto: ddp

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Ciprian Maricas Karriere in der Bundesliga ist im Grunde genommen eine einzige verlängerte Krise, unterbrochen von einigen lichten Glücksmomenten. Dabei legt der Rumäne bei seinen kurzen, positiven Einlagen ein erstaunliches Timing an den Tag: Immer wenn der Eindruck entsteht, aus ihm würde kein anständiger Stürmer von Klasseformat mehr, trifft Marica aus dem Nichts wieder ins Schwarze. So auch gegen Hannover, als er sein Team mit zwei lässigen Treffern vom Messi-Trauma aus der Champions League befreite und wieder in die Erfolgsspur schoss.Krisenbewältigung nach Marica-Art funktioniert nach dem immergleichen Muster: Krise hinauszögern bis einen keiner mehr auf der Rechnung hat und dann zuschlagen. Wenn dann auch noch einer wie Hannovers Christian Schulz auf der Gegenseite eine Steilvorlage liefert, umso besser.Foto: dpa

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Claudio Pizarro ist die Art von Stürmer, der selbst in allen Krisenlagen trifft. Das dokumentieren auch seine 23 Saisontreffer in allen Wettbewerben. Mit welcher Extraklasse er seine strauchelnden Bremer gegen Bochum wieder ins Spiel brachte, verdient das Attribut eines bekannten Automobilherstellers: Technik, die begeistert. Per Stechschritt nahm Pizarro einen über seinen Kopf trudelnden Pass von Naldo volley und drosch das Leder zielgenau ins Bochumer Gehäuse. Dass er als personifizierte Bremer Torgarantie nicht lange fackelt, beweist auch die Tatsache, dass er sein Kunststück nur kurz nach seiner Einwechslung zur Halbzeit vollbrachte.In Zeiten einer gehörigen Bremer Abwehrkrise mit zuletzt vier Gegentoren ohne Gegenwehr in der Europa League tut Pizarros Krisenresistenz der Schaaf-Truppe so gut wie Baldriantropfen einem prüfungsgestressten Schüler. Sorgen überall also in Bremen, nur nicht bei Pizarro. Und offenbar auch nicht bei Marko Marin. Der sagte nach dem knappen 3:2 gegen Bochum: "Wir haben wieder unnötige Tore bekommen, aber es werden immer weniger. Heute waren es nur zwei."Foto: ddp

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Stellvertretend für all die Offensivkräfte, die an diesem ereignisreichen Spieltag das leere Tor nicht trafen, gebührt dem Hoffenheimer Carlos Eduardo (li.) ein Platz in dieser Krisenelf. Der Brasilianer brachte es gegen Nürnberg fertig, aus kürzester Distanz ungestört die Latte zu treffen, obwohl zuvor bereits sein Teamkollege Vedad Ibisevic das eigentlich Unmögliche vollbracht hatte: Er hatte völlig freistehend vor dem Nürnberger Gehäuse ausgerechnet den auf der Linie liegenden FCN-Verteidiger Javier Pinola (re.) angeschossen.Eine unfassbare Szene, die nur daduch zu toppen war, dass beide, sowohl Ibisevic als auch Eduardo, diese Einlage fast noch einmal wiederholten: Eduardo köpfte in der zweiten Halbzeit am leeren Tor vorbei und Ibisevic scheiterte zweimal allein vor Nürnbergs Keeper Raphael Schäfer. Wenn die beiden Hoffenheimer jetzt die Krise kriegen, wissen sie zumindest, warum. Hannovers Ya Konan und dessen Slapstick-Schuss ans eigene Bein vor dem leeren VfB-Tor wird nur deshalb nicht in diese illustre Auswahl aufgenommen, weil es sonst eine "Zwölf des Spieltags" wäre.Foto: getty

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