Bundesliga: Bayer Leverkusen:Mit Traumtoren zum Rekord

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Fast ohne Hektik: Bayer Leverkusen kassiert in Bremen zwar spät den Ausgleich, verteidigt jedoch die Spitze - und bleibt als einziges Team in Europa ungeschlagen.

Ralf Wiegand, Bremen

Bayer 04 Leverkusen bleibt auch nach dem Spiel in Bremen, was sie immer waren in dieser Saison: Ungeschlagener Tabellenführer der Fußball-Bundesliga. Die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes war bei Werder Bremen drauf und dran, den Patzer des FC Bayern München vom Vortag auszunutzen, kassierte aber in der Nachspielzeit noch den Ausgleich zum 2:2. "Wir sind jetzt so weit, dass wir mit einem Punkt in Bremen nicht mehr zufrieden sind", sagte Heynckes nach dem Schlusspfiff. 23 Spiele ohne Niederlage war zuvor nur einer Mannschaft gelungen - dem FC Bayern München in der Saison 1988/89, der Trainer damals hieß Jupp Heynckes.

Toni Kroos nach seinem Tor zum 1:2. (Foto: Foto: ddp)

An guten Tagen wäre Werder Bremen sicher eine Mannschaft, die auch gegen das statistisch beste Team Europas etwas ausrichten kann. Denn das ist Bayer Leverkusen ja - keine andere Elf einer der großen Ligen des Kontinents hat dieses fortgeschrittene Stadium der Saison ungeschlagen erreicht. Doch war es ein guter Tag für Werder? Es zeichnete sich zwar früh eine gewisse Überlegenheit ab, mehr Ballbesitz, mehr offensive Aktionen, mehr Ecken, aber der Druck, der ein so stabiles Gefüge wie Leverkusens Mannschaft zum Einsturz bringen könnte, entwickelten die Bremer nicht. Am Ende führten die Bremer beispielsweise bei den Flanken 41:8, ohne dass das einen durchschlagenden Effekt gehabt hätte.

Leverkusen zog mit einer jungen Mannschaft, deren Durchschnittsalter wegen der Gelbsperre für den alten Finnen Hyypiä, 36, geradezu ins Bodenlose und unter 23 Jahre gefallen war, ein sehr routiniertes, abwartendes Spiel im ausverkauften Weserstadion auf. Ohne jede Hektik ertrug Bayer 04 die kleinen Sticheleien der Bremer, etwa durch den verspielten Linksaußen Marko Marin und den leicht formverbesserten Mesut Özil.

Sie taten ihnen nicht wirklich weh, der für Hyypiä in die Innenverteidiger gerückte Reinartz, 21, spielte sicher, der ins Mittelfeld eingebaute Vidal sogar richtig gut. Die eigentliche Leistung der Leverkusener war, dass sie nicht im Geringsten bereit dazu waren, sich in irgendein Spektakel, einen Schlagabtausch, eine offene Feldschlacht gar hineinziehen zu lassen. "Wir haben auch das Verteidigen gelernt", sagte Heynckes.

So blieb es, gemessen am spielerischen Potential aller Beteiligten, verhältnismäßig langweilig. Die Tore der ersten Halbzeit fielen durch zwei Freistöße, der eine, von Derdiyok kunstvoll verwandelt, war gleichzeitig 1:0 und erster ernsthafter Torschuss von Bayer Leverkusen (29. Minute). Der Ausgleich durch Pizarro drei Minuten später war immerhin eine Kuriosität: Nationaltorwart René Adler rutschte der Ball, den Naldo von weit weg feste abgefeuert hatte, lustig durch die Beine und wäre womöglich auf der Torlinie liegen geblieben, hätte ihn Claudio Pizarro mit seiner einzigen nennenswerten Aktion nicht drüber geschubst.

Immerhin war der bis zu Almeidas Einwechslung eine Stunde lang einzige Bremer Stürmer damit um mindestens 100 Prozent auffälliger als Leverkusens unsichtbarer Torjäger Stefan Kießling, der erst kurz vor Schluss die Partie hätte entscheiden können, als Wiese aber parierte. Dass Kießling mitspielte, bewies bis dahin allein der Spielberichtsbogen. Bundestrainer Joachim Löw auf der Tribüne hatte über Kießling also nichts und über Adler nichts Gutes zu notieren.

Mit dieser Art hat Bayer 04 nun aber schon länger großen Erfolg. Im Prinzip war schon das Hinspiel zwischen Leverkusen und Werder ein Hinweis darauf, wie Heynckes den Titel zu gewinnen gedenkt. Damals trennten sich beide Mannschaften mit 0:0, die Partie der beiden zum damaligen Zeitpunkt spektakulärsten Teams der Liga war optisch eine Enttäuschung, für Heynckes aber ein Vergnügen. An guten Tagen gewinnen, an schlechten nicht verlieren - so könnte das klappen.

Mit dem Mute der Verzweiflung

So gesehen hat sich der Ligaprimus sogar noch weiter entwickelt, sie hätten in Bremen leicht gewinnen können. Während sich der SV Werder weiter festfummelte auf dem Platz und vor allem Marko Marin nichts unversucht ließ, etwas Leben in den Leverkusener Strafraum zu bringen, nutzten die Gäste die einzige sich in der zweiten Halbzeit bietende Chance erneut zur Führung. Toni Kroos traf nach einer feinen Ballstaffette über zwölf Stationen mit einem wunderbaren Schuss aus 18 Metern und verließ sich danach wieder darauf, in dieser Saison eine sehr, sehr stabile Einheit zu sein.

Dass Hyypiä, der Opa des Erfolgs, in diesem Spiel fehlte, war eigentlich nur in der Nachspielzeit spürbar, als Werder mit dem Mute der Verzweiflung stürmte und Leverkusen bei den vielen hohen Bällen der Bremer ein einziges Mal die Übersicht verlor. Der alte Finne hätte wohl mehr als einmal die Gelegenheit genutzt, den Ball aus dem Strafraum zu köpfen. Nationalverteidiger Per Mertesacker traf schließlich per Kopf, und Leverkusen durfte sich über das Kompliment von Torsten Frings freuen, der sagte: "Leverkusen steht zurecht da oben. Wir können zufrieden sein."

© SZ vom 22.2.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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