Bayern-Trainer Jupp Heynckes:"Mein Entschluss stand lange fest!"

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Jupp Heynckes: Abschied im Sommer. (Foto: dpa)

Pep Guardiola ist verpflichtet, das Ende der Ära Heynckes absehbar. Doch wie erlebte der aktuelle Coach die Ereignisse der vergangenen Tage? Der Bayern-Trainer versichert, sich bereits im Sommer zum Aufhören entschlossen zu haben. Seine Zukunft als Fußballtrainer lässt er indes offen.

Von Jonas Beckenkamp

Es ist eng und stickig im Pressekabuff des FC Bayern an der Säbener Straße. Dort, wo an normalen Tagen Reporter und Angestellte des Vereins mitunter entspannt plaudern, herrscht an diesem Vormittag reges Gedränge. Es sind eben keine normalen Zeiten beim Rekordmeister, der unlängst mit der Verpflichtung von Pep Guardiola als Trainer für die neue Saison eine Art bayerischer Mondlandung hinlegte.

Gekommen war die Schar an TV-Teams (eines sogar aus Spanien) und sonstigen Fragestellern, aber nicht etwa wegen des allseits begehrten katalanischen Fußball-Intellektuellen, sondern wegen des aktuellen Coachs der Münchner. Wegen Jupp Heynckes.

Am Samstag steht für die Mannschaft der Start in die Rückrunde gegen Greuther Fürth an, weshalb - wie vor Spieltagen üblich - der Trainer vor die Berichterstatter trat.

Es war klar, dass Heynckes nicht etwa über Taktik oder teamspezifische Rochaden sprechen sollte, sondern über sich selbst. Er, der überaus erfolgreiche Restaurator der Münchner Fußballdominanz, musste die Ereignisse in dieser Woche ja gewissermaßen über sich ergehen lassen - auf vorschnelle Wortmeldungen in eigener Sache hatte er verzichtet. Noch vor einigen Tagen hatte es geheißen, die Klubbosse wollten bei der Trainersuche zuerst mit Heynckes (alles andere sei "Unsinn") reden, dann stand am Mittwoch plötzlich Guardiola als neuer Übungsleiter fest.

"Das ist über das Rentenalter hinweg"

Ein möglicher Verbleib des derzeitigen Trainers stand dem Vernehmen nach intern durchaus zur Debatte - und so fragte sich die Öffentlichkeit natürlich, wie Heynckes sich in der ganzen Sache öffentlich positioniert. Fühlte er sich beiseite geschoben? Baten ihn die Alphatiere des Vereins um sein Karriereende? Oder laufen die Dinge eben einfach so, wie sie im aufgeregten Fußballgeschäft laufen müssen?

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Als Heynckes dann von einem Schluck Wasser gestärkt seine Ausführungen begann, war ihm anzumerken, dass er sich erklären wollte. "Ich habe öfter davon gesprochen, dass ich die vergangene Saison analysiert habe und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich meinen Vertrag hier nicht verlängere. Ich bin dann im Sommer 68, das ist über das Rentenalter hinweg," sagte er. Das Ende seiner Zeit beim FC Bayern sei einzig und allein sein persönlicher Wille gewesen, so die Erkenntnis. "Meine Entscheidung war ein Prozess, eigentlich stand für mich schon im Sommer fest, dass es für mich bald zu Ende ist," so Heynckes.

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Nach Kovacs Abschied ist die Trainersuche an der Säbener Straße in vollem Gang. Die Anforderungen sind groß, nur deutscher Meister zu werden, reicht nicht aus. Eine Ahnengalerie.

Das klang einigermaßen glaubhaft, auch wenn der Rheinländer bei genaueren Nachfragen einen etwas irritierten Eindruck machte. Mir ernstem Blick fuhr er in seinen Erklärungen fort. Es gehe ihm gut mit seinem Entschluss, es sei alles in Ordnung und überhaupt gäbe es vor seinem Ende in München ja noch große Ziele. Heynckes wählte seine Worte genau und reagierte zielgenau auf weitere Nachfragen zu seinem Abschied - schließlich wollte er klarmachen, dass er nicht zum Gehen überredet worden war: "Die Ereignisse haben den Verein eben überrollt, daher ist es kein Problem für mich, dass mein Nachfolger jetzt schon bekannt ist."

Überhaupt, Guardiola: Vom kommenden Bayern-Trainer schwärmte der Noch-Coach. "Ein Kluger Mann," sei der Spanier, "weil er die anderen europäischen Klubs analysiert hat und zu dem Ergebnis kam, dass er beim FC Bayern die besten Möglichkeiten hat."

Heynckes ist dem Klub und seinem Präsidenten Uli Hoeneß freundschaftlich verbunden und so äußerte er Verständnis für die Reformkur, die Guardiola der Säbener Straße verpassen soll: "Ein Klub wie der FC Bayern muss perspektivisch handeln, daher finde ich es gut, dass es einen Generationswechsel gibt: Hin zu einem jüngeren Trainer."

Und so waren am Ende nur noch zwei Fragen zu klären: Hätte er nicht doch gerne weitergemacht bei seinem Herzensklub? Aber solche Eventualitäten schien Heynckes nicht näher an sich ran lassen zu wollen. Er lachte und verriet nur so viel: "Uli Hoeneß war sehr früh über meinen Entschluss informiert. Ich sagte ihm: Wenn ihr keine Alternative findet, können wir uns noch mal zusammensetzten."

"Wir haben noch Zeit"

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Dazu kam es bekanntlich nicht, weshalb lediglich eine einzige Sache offenblieb: Hört Heynckes nun endgültig als Fußballtrainer auf oder wird er vielleicht sogar Berater in München? Es folgte ein entschiedenes "Nein" des 67-Jährigen: "Es ist nicht richtig, dass ich meine Karriere beende. Wir haben noch Zeit, bis ich das endgültig entscheide. Wenn, dann möchte ich das selbst verkünden." Ob er noch einmal eine Mannschaft trainiert, bleibt also vorerst ungeklärt.

Die Anspannung war dem Coach bei der Beantwortung dieser Frage bereits aus dem Gesicht gewichen - Heynckes wirkte lockerer und schien nach vorne blicken zu wollen: Auf das Spiel gegen Greuther Fürth am Samstag. Als die Fragerunde in diese Richtung gelenkt wurde, leerte sich das Kabuff schlagartig. Heute waren andere Dinge wichtiger.

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