Bayern-Abwehrspieler Dante:Mit besten Grüßen an Wayne Rooney

Dante

Grinsen und gut spielen: Beides beherrscht der Brasilianer Dante seit er in München ist.

(Foto: dpa)

Ein Transfer, der sich für alle Beteiligten gelohnt hat: Ein halbes Jahr nach seinem Abschied aus Gladbach macht sich Verteidiger Dante Hoffnungen auf die WM 2014. Wer beim FC Bayern Stammspieler wird, fällt eben irgendwann auch dem Nationaltrainer Brasiliens auf - vielleicht trifft der Münchner Lockenmann bald auf prominente Gegner.

Von Claudio Catuogno

Wenn Dante Bonfim Costa Santos, 29, das mit dem Nationenwechsel wirklich ernst gemeint hätte, dann hätte jetzt wahrscheinlich der Jogi persönlich angerufen. Und wenn nicht der Jogi (den Dante selbstverständlich Herr Löw oder Herr Bundestrainer genannt hätte), dann doch mindestens der Hansi, den Dante Herr Flick genannt hätte.

Aber mehr als ein flüchtiges Hirngespinst ist das eben doch nie gewesen: die Idee, sich einen deutschen Pass zu besorgen, um 2014 bei der WM in Brasilien dabei zu sein. In seinem Heimatland. Als deutscher Nationalverteidiger. Weil sie die Abwehrarbeit in der Seleção lieber anderen anvertrauen: David Luiz vom FC Chelsea, Thiago Silva von Paris Saint-Germain, oder womöglich dem alten Lúcio, der jetzt wieder in São Paulo spielt.

Nein, bisher hatte Dante seinen Berater noch nicht zum Einwohnermeldeamt geschickt, um sich mal genauer über die Einbürgerungsformalitäten zu informieren. "Ich habe nur immer gesagt: Ich will mir auch diese Tür offen lassen, um mir den Traum von der WM zu erfüllen."

Aber nun ist Dante eben nicht Cacau oder Paolo Rink oder, manche erinnern sich noch: Sean Dundee, dessen Einbürgerung der damalige Bundesaußenminister Klaus Kinkel 1997 eilig vorangetrieben hatte, weil der Südafrikaner Dundee einige Tore für den Karlsruher SC erzielt hatte. Dante ist Stammspieler beim FC Bayern München. In der laufenden Liga-Saison hat er bisher jede Partie bestritten, von der ersten bis zur letzten Minute. Dante spielte mal mit Holger Badstuber, mal mit Jérôme Boateng, mal mit Daniel Van Buyten - aber keiner der anderen Bayern-Verteidiger spielte je ohne Dante. Auch am Sonntag beim VfB Stuttgart wird das wieder so sein. Irgendwann musste das Telefon klingeln.

Man darf sich so eine Berufung zum brasilianischen Nationalspieler aber nicht so persönlich vorstellen, wie es beim Deutschen Fußball-Bund gehandhabt wird. Felipe Scolari? " 45 Anrufe" hatte Dante am Dienstag auf seinem Handy verpasst, aber der neue Nationaltrainer war nicht darunter. In Brasilien wird nicht lange telefoniert und umsorgt. "Es gibt da diese Pressekonferenz, die schauen alle im Fernsehen an, und dann wissen sie, wer nominiert ist."

Selbst die Engländer fragen schon

Dante hatte die Pressekonferenz nicht im Fernsehen angeschaut. Aber wenn 45 Leute anrufen, muss ja etwas passiert sein. Und als Dante nun am Donnerstagmittag vom FC Bayern den Medien vorgeführt wurde, da hatte sich inzwischen auch schon eine Dame vom Verband CBF gemeldet, um die Formalitäten zu besprechen: die Anreise nach London, wo die Seleção am 6. Februar in einem Freundschaftsspiel auf England trifft. Ein englischer Reporter war auch schon da: "Sie werden vielleicht gegen Wayne Rooney verteidigen, was sagen Sie zu ihm?" Tja, was sagt man da jetzt? Dante sagte: "Wenn du eine Sekunde schläfst, macht er ein Tor." Der Engländer übermittelte das Zitat sehr zufrieden.

Dante Bonfim Costa Santos ist jetzt wieder mal ein gutes Beispiel dafür, wozu es führen kann, wenn man von einem Mittelklasse-Team zum FC Bayern wechselt - abgesehen von dem Haufen Geld, den einem dieser Schritt selbst dann einbringt, wenn man selten zum Einsatz kommt.

Aber wenn man wie Dante das Glück hat, von einem Trainer wie Jupp Heynckes gemocht und gefördert zu werden, dann führt es dazu, dass sich ein Kreis schließt: "Wenn mich die Leute im Sommer gefragt haben, warum ich von Mönchengladbach zu den Bayern wechsle, obwohl es da viel Konkurrenz gibt, dann habe ich gesagt: Weil ich eines Tages in der Nationalelf spielen möchte. In Gladbach hätte ich machen können, was ich will: Man hätte mich nie, nie, niemals bemerkt." Mit Scolaris Vorgänger Mano Menezes, der bis November 2012 im Amt war, hatte Dante jedenfalls noch nie ein Wort gesprochen.

Dass Dante nun wirklich zu WM darf oder wenigstens zum Confed Cup im Juni dieses Jahres, ist allerdings noch nicht ausgemacht. "Dante spielt sehr gut bei Bayern", sagte Scolari, als er die Personalie begründen sollte, "wir werden ihn jetzt etwas besser kennenlernen. Am Ende zeigt aber der Spieler selbst seine Möglichkeiten in der Auswahl. Wenn er mitmacht, steigen seine Chancen. Wenn nicht, ist er draußen." Ganz schlecht sieht es nicht aus: David Luiz und Thiago Silva sind verletzt. Und der alte Lúcio ist jetzt auch schon 34.

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