Augsburgs Stürmer Sascha Mölders:In die Geschichtsbücher geballert

FC Augsburg - FC Bayern München

Ball rein, Zunge raus: Sascha Mölders ist jetzt ein berühmter Mann.

(Foto: Stefan Puchner/dpa)

53 Spiele hatte der FC Bayern nicht verloren, fast 53 Jahre hatte der FC Augsburg gegen den Nachbarn nicht gewonnen - dann kommt Sascha Mölders und erzielt gegen die Münchner den 1:0-Siegtreffer. Der Angreifer hat seine eigene Erklärung.

Von Kathrin Steinbichler, Augsburg

Sascha Mölders hält so einiges aus, er hat schon mit gerissenen Bändern gespielt und mit gebrochener Nase, mit Platzwunde am Kopf und stechenden Schmerzen in den Rippen. Diesen Samstag kam für den Stürmer des FC Augsburg eine neue Schmerz-Erfahrung dazu. Nach dem 1:0 (1:0) über den FC Bayern München in der ausverkauften Arena von Augsburg holten die Fans den Stürmer nach dem Schlusspfiff in die Kurve.

Nicht nur an den Zaun, nein, ganz nach oben in den Stehblock, wo die innigsten Fans und ihre Antreiber mit Megafonen und Trommeln den Zuschauern einheizen. Immer wieder hieben ihm die Augsburger dabei vor Freude auf die Schultern, gaben ihm einen Klaps oder klatschten mit ihm ab, so dass Mölders, als er nach getaner Arbeit und vollbrachtem Stadiongesang im Kabinentrakt ankam, sich kurz um seine Gesundheit sorgte.

"Ich habe nicht gewusst, dass ich 80 Stufen hochlaufen muss. Mein Rücken ist blau, aber das ist okay", sagte er und grinste. Für dieses Tor, das er am Samstag geschossen hatte, und das, was er damit auslöste, nahm der 29-Jährige das gerne in Kauf.

Etwas mehr als eine halbe Stunde war gespielt in der Partie gegen den Meister, Pokal-, Champions-League- und Weltpokalsieger, da hatte Mölders für ein paar Sekundenbruchteile zu überlegen begonnen. Soeben hatte er den Ball von Daniel Baier gekommen und lief damit auf Manuel Neuer zu. "Wenn du zu nahe dran bist an Neuer, hast du keine Chance gegen ihn", erklärte Mölders seine Gedanken vor dem Tor - also entschloss er sich rechtzeitig zum Abschluss und drosch den Ball mit Wucht ins Netz (31.). Es war ein Treffer, so schnörkellos wie Mölders selbst.

Genau ein halbes Jahr war es her, dass Mölders zuletzt getroffen hatte, am 5. Oktober auf Schalke. Seitdem aber war sein Platz war immer öfter auf der Bank und nicht auf dem Rasen, zu oft verpuffte sein kämpferischer Spielstil. Im Januar dann warf ihn eine langwierige Knöchelverletzung zurück, und als Mölders wieder fit war, lief es so gut beim FCA, dass er es schwer hatte, sich in die Mannschaft zurückzukämpfen.

Ein Sieg für die Ewigkeit

In den letzten Wochen schließlich bat er Trainer Weinzierl, in der Regionalliga-Mannschaft eingesetzt zu werden, um Spielpraxis zu bekommen. Für das Derby gegen den Meister aus München bekam Mölders nun erstmals seit fünf Monaten wieder eine Chance von Beginn an. Er nutzte sie nicht nur, er beendete auch gleich zwei historische Serien: Seit 53 Partien hatte der FC Bayern kein Pflichtspiel mehr verloren, und vor allem: Es ist knapp 53 Jahre her, dass Augsburg letztmals ein Sieg über den Rekordmeister gelang.

Am 6. August 1961 gab es allerdings den FCA in der heutigen Vereinsform noch nicht, es war der BC Augsburg, dem damals in der Oberliga Süd ein 3:1 gegen den FC Bayern gelang.

Sascha Mölders hat sich mit seinem Siegtreffer also gleich doppelt in die Geschichtsbücher eingetragen. "Er war lange verletzt und nicht zufrieden - und dann haut er sich so rein. Er war sehr wichtig für unser Spiel", lobte Trainer Weinzierl, der sich über eine zweite Erkenntnis dieses Spieltags freuen konnte: Gleich sechs Stammkräfte hatten dem FCA an diesem Tag gefehlt, darunter die Flügelzange aus André Hahn (Gelbsperre) und Tobias Werner (Bruch der Augenhöhle).

Dennoch funktionierte das Spiel des FCA, und Alexander Esswein auf Links sowie Ronny Philp auf rechts deuteten an, dass sie das Flügelspiel des FCA in Zukunft vorantreiben könnten. Bevor es soweit ist, dachten sie beim FCA erst einmal an die Erholung: Trainer Weinzierl gab den Sonntag spontan frei, am Dienstag nach dem Training steht dann ein Mannschaftsabend an. Es geht zum Konzert der Sportfreunde Stiller nach, nun ja, München.

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