American Football:Der Super Bowl von A bis Z

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Was plant Lady Gaga? Welche Aufgaben haben die Sittenwächter? Und was ist der Supersick Monday? 26 Kuriositäten zum Super Bowl.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Atlanta: vom so genannten Sportgott extrem vernachlässigte Stadt im Südosten der USA. Durfte noch keinen Titel in den Disziplinen Football (Falcons), Basketball (Hawks) und Eishockey (Thrashers, mittlerweile nach Winnipeg umgezogen) feiern, die letzte Meisterschaft der Braves (Baseball) liegt 22 Jahre zurück.

Boston: vom so genannten Sportgott äußerst bevorzugte Stadt im Nordosten der USA. Seit dem letzten Titelgewinn eines Vereins aus Atlanta haben die in Boston angesiedelten Sport-Franchises New England Patriots (Football: 2001, 2003, 2004, 2014), Red Sox (Baseball: 2004, 2007, 2013), Bruins (Eishockey: 2011) und Celtics (Basketball: 2008) insgesamt neun Meisterschaften errungen.

Chicken Wings: Lieblingsessen der Amerikaner beim Super Bowl, etwa 1,33 Milliarden Hühnchenflügel werden am Sonntag verputzt. Dazu etwa 500 Millionen Liter Bier und 87 000 Tonnen Avocados.

Deflategate: Skandal von vor zwei Jahren, der sich auf diese Saison ausgewirkt hat. Patriots-Spielmacher Tom Brady wurde für die ersten vier Partien dieser Saison gesperrt. Nun könnte es sein, dass ihm am Sonntag NFL-Chef Roger Goodell (der ihn suspendiert hatte) die Trophäe überreichen muss.

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Erster: Platzierung der Patriots in der AFC - einer der beiden Conferences, aus denen sich die NFL zusammensetzt. Nach der regulären Saison mit einer Bilanz von 14:2 gab es in den Playoffs zwei Heimsiege: 34:16 gegen die Houston Texans, 36:17 gegen die Pittsburgh Steelers. Die Falcons beendeten die Spielzeit als Zweiter in der NFC (Bilanz: 11:5) und siegten nach dem Scheitern der an Platz eins gesetzten Dallas Cowboys ebenfalls zwei Mal im heimischen Stadion: 36:20 gegen die Seattle Seahawks, 44:21 gegen die Green Bay Packers.

Fernsehen: Dürfte weltweit etwa 170 Millionen Menschen mit Fast-Live-Bildern beliefern. In Deutschland überträgt ProSieben Maxx von 20.15 Uhr an, um 22.55 Uhr übernimmt Sat.1. Die Partie beginnt um 0.30 Uhr MEZ.

Gelöscht: Fernsehaufzeichnungen der ersten beiden Endspiele. Steve Sabol von NFL Films sagt: "Sie wurden gelöscht, um Seifenopern filmen zu können." Was heute von diesen Partien zu sehen ist, sind Zusammenschnitte der Aufzeichnungen von Fans.

Halbzeitshow: Kulturelle Beigabe zu den Werbefilmen, so wie das Spiel die sportliche Beigabe zu Werbefilmen ist. Derzeit wird spekuliert, ob Lady Gaga ihren Zwölf-Minuten-Auftritt für eine politische Botschaft nutzen wird. Die NFL versichert, dass es keine Absprachen gegeben habe und auch keine Zensur geben werde.

Investment: zu entrichtender Obolus der Werbetreibenden. 30 Sekunden Werbezeit kosten in diesem Jahr fünf Millionen Dollar. Eine Studie ergab, dass 80 Prozent der Firmen mit Super-Bowl-Spots keinen signifikanten Anstieg der Verkäufe verzeichnen.

Jacksonville Jaguars: eines von vier NFL-Teams, die noch nie das Endspiel erreicht haben. Die anderen: Detroit Lions, Cleveland Browns, Houston Texans.

Krise: bekommt der Legende nach der Verlierer des Endspiels in der kommenden Saison. Es gibt aber keinen statistischen Beweis dafür.

LI: Offizielle Bezeichnung des Super Bowl in diesem Jahr. In der vergangenen Saison, beim Super Bowl "50", verwendete die NFL zum ersten und bislang einzigen Mal keine römischen Ziffern.

MVP: Abkürzung für den wertvollsten Spieler des Super Bowl. Favoriten sind wie in jedem Jahr die Spielmacher Tom Brady (1:2,4) und Matt Ryan (1:1:6). Wer übrigens zehn Euro auf Patriots-Kicker Stephen Gostowski setzt, der bekäme 2010 Euro als Gewinn.

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Nationalhymne: wird in diesem Jahr vom Countrysänger Luke Bryan vorgetragen. Wichtiger als die Qualität ist die Dauer - in Las Vegas kann darauf gewettet werden, ob Bryan länger als 135 Sekunden benötigen wird. Aretha Franklin übrigens brauchte beim Thanksgiving-Spiel zwischen den Detroit Lions und den Minnesota Vikings im vergangenen November 275 Sekunden.

Owner: Bezeichnung für die Besitzer der Franchises. Sind meist Milliardäre wie Arthur Blank (Falcons, Privatvermögen: 3,1 Milliarden Dollar) und Robert Kraft (Patriots, 5,2 Milliarden). Beim gemeinsamen Auftritt unter der Woche wurden sie nach der wichtigsten Telefonnummer im Handy gefragt. Blank lästerte über Kraft: "Bei dem da ist es Donald Trump."

Phallus: Typische Bezeichnung für das Aussehen von Pokalen wie der Vince Lombardi Trophy - entworfen und produziert von der Firma Tiffany & Co. Der Sieger darf die Trophäe behalten, es gibt in jedem Jahr eine neue.

Quoten: bei Sendungen nach dem Super Bowl stets grandios. Rekord bislang: "Friends" im Jahr 1996 mit mehr als 52 Millionen Zuschauern. Die Late-Night-Show von Stephen Colbert schaffte im vergangenen Jahr 26 Millionen. Heuer zeigt Fox die erste Folge der Serie 24: Legacy.

Rekord: hält als Spieler derzeit Charles Haley mit fünf Meisterschaften (San Francisco 49ers und Dallas Cowboys). Könnte nun von Tom Brady erreicht werden. Joe Montana und Terry Bradshaw sind die anderen beiden Quarterbacks mit vier Titeln.

Supersick Monday: Bezeichnung für den Tag nach dem Finale, weil sich sechs Prozent aller Arbeitnehmer krank melden dürften.

Toilettenbesuch: Ist entgegen zahlreicher Mythen auch während der Halbzeitpause erlaubt. Die Wasserversorgung soll überall in den USA gewährleistet sein. Während des zweiten Viertels soll es in diesem Jahr eine Werbung geben, die als Ode auf die Kloschüssel zu interpretieren ist.

Unentschieden: hat es beim Super Bowl noch nie gegeben und damit auch keine Verlängerung - alle Endspiele bislang wurden in der regulären Spielzeit entschieden.

Verzögerung: von amerikanischen Sittenwächtern eingeführte fünf Sekunden zwischen Geschehen und Ausstrahlung, seit Justin Timberlake während der Halbzeitpause des Endspiels im Jahr 2004 die Brust von Janet Jackson entblößte. Sollte etwas ähnliches passieren, würde das Fernsehbild sogleich schwarz werden. Auch in Deutschland.

Wahrscheinlichkeit: liegt bei 6,25 Prozent (in New York, wo sich die Jets und Giants ein Stadion teilen, bei 3,125 Prozent), dass der Super Bowl in der Heim-Arena eines Vereins ausgetragen wird. Ist in bislang 51 Endspielen jedoch noch nie passiert.

X: Summe, die die Buchmacher in Las Vegas mit dem Super Bowl verdienen werden. Insgesamt werden etwa 4,7 Milliarden Dollar legal auf die Partie gewettet. In 23 der vergangenen 25 Endspiele haben die Sportsbooks am Ende Profit gemacht. Inklusive illegaler Wetten dürften die Amerikaner etwa zwölf Milliarden Dollar auf diese Partie wetten.

Y: klingt wie"Why" - warum? Warum wird Donald Trump nicht zum Super Bowl nach Houston reisen. Einfache Antwort: Hat noch kein amtierender US-Präsident getan. Er wird aber dem Sender Fox vorher ein Interview geben.

Zusätzliche Einnahmen: Bonus, über den sich jeder Super-Bowl-Teilnehmer freuen darf. Wer mit seiner Mannschaft verliert, bekommt 53.000 Dollar. Die Gewinner erhalten jeweils 107.000 Dollar.

© SZ vom 05.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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