Pep Guardiola beim FC Bayern:"Wie geht es Jupp?"

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München leuchtet und die Welt staunt: Die Aufregung um die Verpflichtung des katalanischen Buddhas unter den Fußballtrainern, Pep Guardiola, durch den FC Bayern ist riesig. Der bestätigt das Image des Altruisten, denkt zuerst an das Wohl seines Vorgängers Heynckes - und bleibt der Stadt vorerst fern.

Von Thomas Hummel

Gab es schon einmal eine Personalie, die so viel Zustimmung erfahren hat? Die so viel Stolz und Begeisterung entfacht hat? Josep, genannt Pep, Guardiola wird im Sommer neuer Trainer des FC Bayern. Die Welt staunt, denn dass ein deutscher Fußballverein die Konkurrenz aus Spanien, England und Italien aussticht, hat es seit Jahrzehnten nicht gegeben. Und München leuchtet. Jedenfalls der Teil der Stadt, der mit dem roten Fußballklub verbandelt ist.

Selbst Menschen, die sich sonst nicht für Fußball interessieren, sprechen an diesem Donnerstag über den Coup des FC Bayern, den begehrtesten Trainer der Welt geholt zu haben. Den katalanischen Philosophen des Fußballs, der für das wunderschöne, einzigartige, reine und doch demütige Spiel des FC Barcelona steht. In vier Jahren gewann er dort sagenhafte 14 Titel. Pep Guardiola, der wegen seiner inzwischen fehlenden Haare und der friedvollen Ausstrahlung wie der Buddha unter den Fußballtrainern wirkt, kommt nach München. Was für eine Aufregung!

Allerdings hat der Klub den ersten Plan verworfen und stellt Guardiola nicht an diesem Freitag vor. Vermutlich bemerkte er, welche Aufregung um diese Verpflichtung herrscht. Das kleine Presse-Kabuff an der Säbener Straße hätte bei weitem nicht ausgereicht, um alle Medienvertreter unterzubringen. Und vermutlich hätte man Guardiola entweder direkt am Trainingsplatz mit dem Hubschrauber einfliegen lassen müssen oder ein paar Straßenzüge sperren. Zu allem Überfluss wäre es ja auch noch der 42. Geburtstag des Startrainers gewesen.

Bayern-Coach Josep Guardiola
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Wo er wirkt, ist der Erfolg: Pep Guardiola hat das Gewinnen schon in frühen Tagen gelernt. In Barcelona verehren sie ihn bis heute - auch beim FC Bayern sammelte er Titel. Seine Karriere in Bildern.

Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende, sagte, der Spanier werde womöglich erst im Sommer offiziell an der Säbener Straße vorgestellt. Guardiola, der beim Rekordmeister einen Vertrag über drei Jahre bis 2016 unterschrieben hatte, bleibe vorerst in New York. Und auch diese Mitteilung bestätigte das Image des Katalanen als Ehrenmann: "Sein erster Satz war, übrigens auf Deutsch: Wie geht es Jupp?" erklärte Rummenigge. Die Botschaft: Guardiola denkt zu allererst an seinen Vorgänger, dann erst an sich selbst. Dieses Bild hat ihn schon im Duell mit Real-Trainer José Mourinho zum Altruisten in einem schmutzigen Geschäft voller Egomanen werden lassen.

Auch die Tatsache, dass er nicht eines der besser dotierten Angebote aus Paris (Scheich aus Katar), London (Oligarch aus Russland) oder Manchester (Scheich aus den Vereinigten Arabischen Emiraten) erlegen ist, macht ihn für viele zum Helden.

Rummenigge sagte am Donnerstag, das Münchner "Gesamtkonzept" habe wohl den Ausschlag gegeben im Kampf gegen die finanzstärkere Konkurrenz. "Wir haben ein gutes Image", sagte er und ergänzte: "Wenn es exklusiv ums Geld gegangen wäre, hätten wir überhaupt keine Chance gehabt." Dabei wird er auch in München ein königliches Gehalt beziehen, mit Hilfe des Anteilseigners Adidas macht der FC Bayern sicher viele Millionen Euro locker für diesen Coup.

Allerdings ist die Sorge Guardiolas um seinen Vorgänger nicht ganz unbegründet. Jupp Heynckes hatte zuletzt beim Trainingslager in Katar ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Mannschaft unter seiner Regie in der Vorrunde den besten Fußball gespielt habe, der je in diesem ruhmreichen Klub gespielt worden sei. Seine Arbeit zeige nun Wirkung. Es macht nun den Eindruck, als sei dies auch eine Rede nach innen gewesen, hinein in den eigenen Klub. Heynckes fühlt sich bisweilen nicht genug anerkannt, weder von der Öffentlichkeit noch von den eigenen Chefs. Es droht, dass dies in der Vorfreude auf Guardiola nicht unbedingt besser wird. Es sei denn, der FC Bayern gewinnt unter Trainer Heynckes im Mai und Juni einige Titel. Vielleicht sogar die Champions League.

Pressestimmen zu Pep Guardiola
:"Chelsea ist bloßgestellt"

Dass Pep Guardiola zum FC Bayern geht, löst im Ausland Verwunderung und Staunen aus. Für eine spanische Zeitung ist die Nachricht "eine Bombe", Italien lobt die "tugendhafte" und "demokratische" Bundesliga. Die Engländer können nicht glauben, dass der Trainer die Premier League missachtet.

Pressestimmen zur Guardiola-Verpflichtung

Die Münchner tun nun alles, um Heynckes absolute Unterstützung zu garantieren. Und ihn zu loben, wo es nur geht. Rummenigge forderte einen "verdienten Abgang", also mindestens die Meisterschaft - "jetzt erst recht" habe er den Profis mitgeteilt. Torwart Manuel Neuer und Kapitän Philipp Lahm traten am Donnerstag ebenfalls vor die Journalisten und verkündeten brav, dass die Spieler dem 67-Jährigen einen erfolgreichen Abschied bescheren wollten: "Wir haben noch eine große Mission vor der Brust", erklärte Neuer, "wir stehen als Mannschaft in der Verantwortung." Am Samstag beginnt die Rückrunde mit dem Heimspiel gegen den Tabellenletzten Greuther Fürth.

Aber auch Lahm und Neuer taten ihre Freude kund, im nächsten Jahr vom berühmten Josep Guardiola trainiert zu werden. "Das ist eine Königslösung. Hut ab, was unsere Chefs geleistet haben", sagte Lahm, "Pep Guardiola ist der Trainer in den letzten vier, fünf Jahren gewesen." Auch Neuer ist davon überzeugt, dass "so ein Trainer uns weiterhelfen wird".

Das Fußballland wird sich nun also mit einem Mann beschäftigen, der in New York sein Sabbatical zu Ende bringt und nach Aussage von Rummenigge bereits beginnt, Deutsch zu lernen. Der im Sommer "wahrscheinlich" zwei Assistenten mit nach München bringen wird, wie Rummenigge berichtete. Namen nannte er nicht. Details zum Trainerteam und zu Spielertransfers würden erst in den nächsten Wochen diskutiert.

Stimmen zur Guardiola-Verpflichtung
:"Herzlichen Glückwunsch"

Die Bundesliga ist begeistert: Der FC Bayern erhält für die Verpflichtung von Pep Guardiola als neuen Münchner Trainer überall Komplimente. Auch Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zieht den Hut, plant aber nun keinen Konter auf der Trainer-Position.

Die Stimmen zur Guardiola-Verpflichtung

Die Euphorie ist überall spürbar, selbst im fernen Dortmund beglückwünscht Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den Konkurrenten zu diesem Coup. Skepsis? Gibt es auch. Josep Guardiola muss erst zeigen, dass er außerhalb Barcelonas funktioniert. In dem katalanischen Biotop hat er als Spieler und Trainer alles erreicht, hat eine Schule des Fußballs geprägt. Doch als Spieler kam er in Brescia, Rom, Katar und Mexiko nicht groß heraus, als Trainer hat er noch nie außerhalb Kataloniens gearbeitet. Hier muss er auch mit anderen Spielertypen und Charakteren zurechtkommen.

Wie viel Barcelona Guardiola in München installieren, wie sehr sich Guardiola selbst an die bayerische Mentalität anpassen kann, das sind Fragen an die Zukunft. In München spielen sie an diesem Donnerstag keine Rolle.

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