Greuther Fürth nach der Pokal-Pleite:"Torwartwechsel, Torwartwechsel, hey, hey"

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Kuriose Geschichte beim DFB-Pokal-Halbfinale in Fürth: Ersatztorwart und Elfmeterspezialist Jasmin Fejzic kommt nach 118 Minuten auf den Platz und lenkt den Ball mit seinem Rücken ins eigene Tor. Stammkeeper Max Grün scheidet damit ohne Gegentor im gesamten Wettbewerb aus dem DFB-Pokal aus. Und die Dortmunder haben Anlass zu lustigen Liedern.

Jonas Beckenkamp, Fürth

Jürgen Klopp hatte extra noch einmal darauf hingewiesen, was Ilkay Gündogan auf dem Platz tun sollte. Er beauftragte den kleinen Deutsch-Türken, nach seiner Einwechslung im Pokal-Halbfinale gegen Greuther Fürth mindestens dreimal selbst aufs Tor zu schießen - schließlich agiert der junge Mittelfeldmann oft zu zögerlich. "Als dann das Elfmeterschießen bevorstand, machte ich Ilkay darauf aufmerksam, dass er langsam mit seinen drei Versuchen anfangen könnte," sagte Klopp grinsend. Es war ein weiser Rat zum alles entscheidenden Treffer dieser aufregenden Begegnung.

Ein Ballkontakt mit dem Rücken und Aus: Elfmeterspezialist Jasmin Fejzic kann das 0:1 gegen Dortmund nicht verhindern. (Foto: dpa)

Gündogan schnappte sich in der 120. Minute die Kugel an der Strafraumgrenze, zog kurz nach innen und drosch einfach drauf los - sein Geschoss platschte an den Pfosten und vom Rücken des Fürther Torhüters Jasmin Fejzic über die Linie. "Das war ein Moment zum Genießen", sagte der Torschütze schüchtern, "gut, dass der Trainer mich erinnert hat."

Die Szene bildete den Höhepunkt eines packenden, abwechslungsreichen und kurzweiligen Kampfspieles - und für die Fürther das tragische Ende aller Pokal-Träume.

Sie hatten sich hervorragend präsentiert gegen den übergroßen Meister aus dem Ruhrgebiet. Von zweiter Liga war an diesem Abend nichts zu spüren, sportlich zumindest. Auf jeden Fall ebenbürtig sei man gewesen, so der Tenor bei der Spielvereinigung - und wer in der Partie eine Art Reifeprüfung für die Fürther sehen wollte, fühlte sich bestätigt: Der Tabellenführer des Unterhauses ist bereit für die Bundesliga.

"Was hier in Fürth passiert, ist großartig."

"Die Niederlage ist sehr bitter, aber es überwiegt der Stolz. Wir haben mit dem Meister mitgehalten. Das stimmt uns für den Rest der Saison sehr positiv", sagte Trainer Mike Büskens. An diesem Abend waren sie sich einig im alten Fürther Stadion: Um die SpVgg erneut um den Aufstieg zu bringen, müssten sich schon alle bösen Fußballgeister zu einem Komplott zusammenrotten.

Komplimente gab es trotz all der Hitzigkeiten um Kevin Großkreutz nach Spielende auch vom Gegner: "Was hier in Fürth passiert, ist großartig. Dieser Verein macht vieles richtig und gehört in die erste Liga", lobte Klopp, der bei seinen bisherigen Auftritten am Ronhof immer verloren hatte. So hätte es auch dieses Mal kommen können, wenn die Gastgeber bei ihren Möglichkeiten ein wenig präziser agiert hätten. Stürmer Olivier Occean versiebte ein paar gute Kopfballchancen, die ihm der schläfrige Nationalverteidiger Mats Hummels ermöglicht hatte.

Am Ende war der Außenseiter sogar überlegen, drückte die platten Dortmunder in der Verlängerung in die eigene Hälfte und wähnte sich auf dem Weg nach Berlin. "Es ist schon sehr enttäuschend. Wir haben eine richtig gute Partie gemacht, waren tonangebend und wollten unbedingt ins Elfmeterschießen", erklärte Mittelfeldspieler Stephan Fürstner. Doch dazu kam es nicht. Minuten vor dem Abpfiff hatte Büskens sogar noch einmal den Torwart gewechselt, brachte den langen Schlaks Jasmin Fejzic (1,98 Meter) für Max Grün, weil Ersterer nicht nur ein anerkannter Spezialist im Elfmeter-Halten ist, sondern auch als Schütze in Frage kam.

SpVgg-Manager zügelt Dortmunder

Grün verließ das Feld, ohne im DFB-Pokal dieser Saison auch nur ein Gegentor kassiert zu haben (478 Minuten) und musste mit ansehen, wie sein Ersatz gleich den ersten Ball in Slapstick-Manier passieren ließ. "Wir haben Jassy gebracht, weil wir von ihm überzeugt waren. Im Training ist er sehr gut bei Elfmetern", sagte Büskens über seinen ungewöhnlichen Schachzug, der nach der Partie noch für Ärger sorgte.

Weil die Dortmunder sich nach dem Spiel lautstark lustig machten wegen der schiefgegangenen Rochade ("Torwartwechsel, Torwartwechsel, hey, hey"), stürmte SpVgg-Manager Rachid Azzouzi nach Schlusspfiff in die Kabine des Meisters und zügelte die Sprücheklopfer. BVB-Kapitän Sebastian Kehl hatte für die Aktion der Fürther nur ein Kopfschütteln übrig. "Das mit dem Torwartwechsel am Ende muss Fürth selbst wissen. Ich sage lieber nichts mehr dazu." Es war ein passendes Schlusswort, denn gesagt wurde rund um dieses denkwürdige Fußballspiel ohnehin genug.

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