Dortmund schafft Remis in Donezk:Mit dem Kopf alles gut gemacht

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Beim eisigen Champions-League-Duell in Donezk leistet sich die Abwehr von Borussia Dortmund erneut folgenschwere Aussetzer. Dennoch erreicht der deutsche Meister ein 2:2 und damit eine vielversprechende Ausgangsbasis für das Achtelfinal-Rückspiel in drei Wochen - vor allem dank eines späten Treffers von Mats Hummels.

Europa, dieses Wort hatte für Borussia Dortmund in dieser Saison ja einen wunderbaren Klang entwickelt. Vorzügliche Auftritte gegen Real Madrid, Manchester City und Ajax Amsterdam hatten die Schwarz-Gelben nicht nur ins Achtelfinale der Champions League geführt, sondern sogar bis in den Kreis der sogenannten Geheimfavoriten aufsteigen lassen. Und auch in der Kälte der Ostukraine änderte sich an der Liebe des BVB zu Europa nur wenig: Nach einem 2:2 (1:1) bei Schachtjor Donezk hat er nun gute Chancen, beim Rückspiel in drei Wochen den Einzug ins Viertelfinale sicherzustellen.

"Ich bin total zufrieden, denn das ist schon ein Hexenkessel hier. Die Mannschaft ist zweimal toll zurückgekommen", sagte Trainer Jürgen Klopp nach einem Spiel, in dem sich sein Team wegen individueller Fehler die gute Ausgangslage beinahe verdorben hätte.

Klopp hatte aus der gegentorreichen Bundesliga-Partie gegen Hamburg (1:4) durchaus Konsequenzen gezogen: Nuri Sahin blieb draußen, stattdessen bildeten Sebastian Kehl und Sven Bender das Duo im zentralen Mittelfeld - die defensivstärkere Option. Zudem kehrte der zuvor verletzte Marcel Schmelzer auf die Linksverteidiger-Position zurück.

Diese Schritte zusammen wirkten durchaus stabilisierend. Und aus dieser geordneten Defensive heraus erspielten sich die Dortmunder in der ersten Hälfte auch ein Chancenplus. Die beste Gelegenheit hatte Mats Hummels, dessen Kopfball nach einer Ecke allerdings nur gegen die Latte flog (17.).

Auf der anderen Seite deutete sich immer dann Gefahr an, wenn einer der zahlreichen flinken Brasilianer zum Spurt ansetzte und das Eins-gegen-eins-Duell suchte; doch zu richtigen Chancen führte das nicht. Insgesamt waren dem Donezker Offensivspiel sowohl die mangelnde Spielpraxis (das letzte Pflichtspiel hatte der Klub Anfang Dezember absolviert) anzumerken als auch der Verlust von Regisseur Willian, der für 35 Millionen Euro nach Machatschkala verkauft worden war.

Die erste echte Torgelegenheit hatte Donezk erst nach einer halben Stunde - und daraus resultierte gleich die Führung. Wer Jürgen Klopps Arbeit verfolgt, der ahnt, dass er sich knapp 35 Millionen Videos von Schachtjor Donezk angesehen hat, um sich auf den Gegner vorzubereiten. Es hätte allerdings auch ein Fünf-Minuten-Spot ausgereicht, um einen Grundgedanken zu formulieren: Bitte möglichst keine Freistöße in Strafraumnähe zulassen, denn dann folgt mutmaßlich ein sehr gefährlicher Freistoß von Donezk-Kapitän Darijo Srna.

Klopp hat das sicher auch weitergegeben, doch was tat sein Abwehrspieler Felipe Santana nach einer halben Stunde? Er foulte 21 Meter vor dem Tor etwas unnötig Luiz Adriano - und ein paar Sekunden später stand es nach einem Freistoß von Srna 1:0. Allerdings sah Torwart Roman Weidenfeller bei dem ziemlich mittig geschossenen Ball nicht gut aus, es soll sogar schon englische Torhüter gegeben, die solche Versuche gehalten haben. "Man sieht, dass ich den Ball sehr spät sehe", sagte der Keeper.

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Zufriedenheit überwiegt nach dem 2:2 des BVB in Donezk: Torschütze Mats Hummels freut sich über Fortschritte im Vergleich zur Pleite gegen Hamburg und Trainer Klopp lobt die Rückkehrer-Qualitäten seiner Mannschaft. In Spanien verzweifeln sie ausgerechnet wegen eines Spaniers bei ManU und in Paris ärgert man sich über einen Platzverweis.

Die Reaktionen zum Achtelfinale

Der BVB musste sich jedoch nicht allzu lange ärgern, und das hatte er dem rechten Fuß von Robert Lewandowski zu verdanken. Denn diesem rechten Fuß gelang es, einen Trick auszuführen, den der Besitzer des Fußes so gar nicht gewollt hatte. Nach einer Flanke von Mario Götze zeigte Lewandowski eine gute Annahme, schlug dann aber beim Versuch eines Drehschusses über den Ball.

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Doch weil er dabei den Ball dabei noch leicht touchierte, hatte er plötzlich zwei Gegner auf einmal ausgespielt und viel Zeit, zum 1:1 einzuschieben (41.). Noch vor der Pause hatte Dortmund einen Schreckmoment zu überstehen, als Schachtjors Taison zu einer Großchance kam. Doch Weidenfeller hielt (mit Mühe), danach klärte Schmelzers Brust den Nachschuss von Alex Teixeira.

Nach dem Seitenwechsel war die Spielkonzeption zunächst eindeutig: Der BVB hielt sich etwas zurück, Donezk musste sich um die Gestaltung kümmern - ein 1:1 konnte den Ukrainern fürs Rückspiel Anfang März in Westfalen nicht genügen. Jedoch entwickelten sich daraus keine besondere Torszenen, Donezk wollte im Spiel nach vorne keine Fehler machen, um nicht in Konter zu laufen, Dortmund stellte geschickt die Räume zu.

Es war eine sehr taktische Angelegenheit, und das Tempo der Partie ließ ein wenig nach - bis Schachtjors Verteidiger Jaroslaw Rakizkij einen hohen, zunächst harmlos aussehenden Diagonalball in Richtung Dortmunder Strafraum schlug. Mats Hummels leistete sich den zweiten Aussetzer der BVB-Abwehr an diesem Abend, er verschätzte sich, und schon stand der kurz zuvor eingewechselte Douglas Costa frei genug, um wuchtig das 2:1 zu erzielen (68.). "Das sah natürlich blöd aus", gestand der Innenverteidiger.

Damit begann eine turbulente Schlussphase. Zunächst ergab sich eine gute Chance für Lewandowski; diesmal traf er den Ball mit seinem rechten Fuß sogar richtig, doch ins Tor ging er nicht (73.). Auf der anderen Seite spielten die Donezker einen Zwei-gegen-eins-Konter nicht gut zu Ende.

Der BVB mühte sich intensiv, und dann war es drei Minuten vor Schluss ausgerechnet Hummels, der nach einem Eckball von Schmelzer zum Kopfball kam - und mit dem Ausgleichstreffer seinen Patzer wieder gutmachen konnte.

© SZ vom 14.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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